Angesichts zunehmender Aggressionen des iranischen Regimes und seiner Handlanger rücken die USA und Israel militärisch näher zusammen.
Joshua Marks
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant stimmten am Montag in einem Telefongespräch darin überein, dass der erneute Angriff iranischer Stellvertreter auf amerikanische Truppen auf einem irakischen Luftwaffenstützpunkt eine »gefährliche Eskalation« darstelle.
Austin bekräftigte außerdem das »unerschütterliche Engagement der USA für die Sicherheit Israels angesichts der Bedrohung durch den Iran, die libanesische Hisbollah und andere mit dem Iran verbündete Milizen«, wie das Pentagon mitteilte.
Mindestens fünf Amerikaner wurden verwundet, einer davon schwer, als am Montag zwei Katjuscha-Raketen auf den Luftwaffenstützpunkt Al-Asad im West-Irak abgefeuert wurden, berichtete Reuters am Dienstag unter Berufung auf US-Vertreter. Ein irakischer Offizieller sagte, die Raketen seien innerhalb des Stützpunktes eingeschlagen. Auf einem Bild, das kurz nach dem nächtlichen Angriff aufgenommen wurde, war zu sehen, wie Rauch von der Anlage aufstieg.
»Minister Austin und Minister Gallant waren sich einig, dass der heutige Angriff einer mit dem Iran verbündeten Miliz auf die auf dem Luftwaffenstützpunkt Al-Asad im West-Irak stationierten US-Streitkräfte eine gefährliche Eskalation darstellt und die destabilisierende Rolle des Irans in der Region verdeutlicht«, heißt es in der vom Pentagon veröffentlichten Fassung des Gesprächs.
Rund 2.500 amerikanische Soldaten sind im Irak stationiert, etwa 900 in Syrien.
Verstärkte Präsenz
Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris wurden am Montag bei einem Treffen mit dem nationalen Sicherheitsteam im Situation Room des Weißen Hauses über den Al-Asad-Angriff informiert. »Sie besprachen die Schritte, die wir unternehmen, um unsere Streitkräfte zu verteidigen und auf jeden Angriff gegen unser Personal auf eine Art und Weise und an einem Ort unserer Wahl zu reagieren«, heißt es in einer Erklärung des Weißen Hauses.
Das Pentagon hat am Freitag eine Reihe von Maßnahmen zur Verstärkung der US-Militärpräsenz im Nahen Osten angekündigt, um Israel gegen erwartete Vergeltungsschläge des Iran und seiner Stellvertreter zu verteidigen. Am Montag teilten Vertreter des US-Verteidigungsministeriums mit, dass zwei Zerstörer, die USSLaboon und die USSCole, vom Golf von Oman ins Rote Meer verlegt worden seien. Neben der Aufstockung der Seestreitkräfte entsendet das Pentagon auch mehr Kampfjets in die Region.
Dem Reuters-Bericht zufolge sei unklar, ob der Angriff auf den US-Stützpunkt im Irak mit den Rachedrohungen Teherans für die Ermordung des Hamas-Führers Ismail Haniyeh in der iranischen Hauptstadt letzte Woche zusammenhänge. Auch die Hisbollah hat Israel wegen der Ermordung des hochrangigen Beamten Fuad Shukr in Beirut in der vergangenen Woche einen Angriff angedroht.
Das Regime in Teheran machte die USA für die Ermordung Haniyehs verantwortlich, da diese Israel unterstützen. Jerusalem hat sich seinerseits nicht zu der Ermordung des Hamas-Führers geäußert. Das israelische Militär übernahm jedoch die Verantwortung für die gezielte Tötung von Shukr.
Ein US-Vertreter sagte zu Axios-Reporter Barak Ravid, das Pentagon erwarte in den kommenden Tagen weitere Angriffe pro-iranischer Milizen in der Region. Er »betonte, dass die wachsenden Spannungen in der Region dazu führen, dass die Milizen sich durch den Iran weniger zurückgehalten fühlen, US-Streitkräfte anzugreifen, als dies in den letzten Monaten der Fall war.«
Gallant trifft CENTCOM-Kommandeur
General Erik Kurilla, Befehlshaber des US-Zentralkommandos (CENTCOM), traf sich am Montag im militärischen Hauptquartier Kirya in Tel Aviv mit Israels Verteidigungsminister Gallant und dem Generalstabschef der israelischen Streitkräfte, Generalleutnant Herzi Halevi. Die drei »erörterten die Koordinierung von Verteidigungsaktivitäten und Möglichkeiten zur Ausweitung der internationalen Koalition gegen aggressive Aktionen des Iran und seiner Stellvertreter«, so Gallant.
Der israelische Verteidigungsminister dankte General Kurilla und dem amerikanischen Verteidigungsministerium unter der Führung von Lloyd Austin für die Unterstützung Israels und die Stärkung seiner Verteidigungsfähigkeiten. Der Besuch des US-Generals sei ein »deutlicher Ausdruck der amerikanischen Unterstützung für Israel. Die Beziehung zwischen Israel und den Vereinigten Staaten ist unerschütterlich«, sagte er nach Angaben seines Büros.
Kurillas Nahost-Reise war bereits früher geplant gewesen, wurde aber angesichts der Drohungen der Islamischen Republik, Vergeltung für den Mord an Haniyeh zu üben, verschoben. Im Mittelpunkt der Reise steht nun der Aufbau eines multilateralen Verteidigungsbündnisses, das demjenigen ähnelt, das Mitte April die meisten der mehr als 300 Raketen und Drohnen abgewehrt hat, die der Iran auf den jüdischen Staat abgefeuert hat.
Biden und Harris über bevorstehenden iranischen Angriff unterrichtet
US-Präsident Joe Biden versammelte am Montagnachmittag sein nationales Sicherheitsteam im Situation Room des Weißen Hauses, um die Entwicklungen im Nahen Osten zu besprechen. Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris wurden darüber informiert, dass noch unklar sei, wann der Iran und die Hisbollah ihre Angriffe gegen Israel starten werden und was diese im Einzelnen beinhalten könnten, so drei US-Vertreter gegenüber Ravid.
US-Außenminister Antony Blinken teilte seinen Amtskollegen aus den G7-Ländern am Sonntag unterdessen mit, dass der Iran und die Hisbollah Israel in den nächsten 24 bis 48 Stunden angreifen könnten. Die im Situation Room am Montag präsentierten Informationen seien laut den amerikanischen Quellen detaillierter gewesen. Der Präsident und die Vizepräsidentin seien informiert worden, dass der Angriff vermutlich in zwei Wellen erfolgen werde – eine von der Hisbollah und eine weitere vom Iran und seinen terroristischen Stellvertretern.
Nach Angaben der US-Geheimdienste sei noch unklar, wer zuerst angreifen, wann der Angriff stattfinden und wie er im Detail aussehen werde. Ein US-Vertreter sagte gegenüber Axios, dass die Geheimdienstinformationen darauf hindeuteten, dass die Angriffspläne »noch in Arbeit« seien und dass sowohl der Iran als auch die Hisbollah noch nicht über ihre genauen Aktionen entschieden hätten.
(Der Artikel ist unter dem Titel »Austin, Gallant: Attack on US base in Iraq a ›dangerous escalation‹« beim Jewish News Syndicate erschienen. Übersetzung von Florian Markl.)