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Rabbiner der syrisch-jüdischen Gemeinde in Israel wendet sich an Ahmed al-Sharaa

Der Oberrabbiner der syrisch-jüdischen Gemeinde in Israel, Binyamin Hamra
Der Oberrabbiner der syrisch-jüdischen Gemeinde in Israel, Binyamin Hamra (Quelle: JNS)

Der Oberrabbiner Binyamin Hamra bittet Syriens de-facto-Regenten Ahmed al-Sharaa in einem Schreiben, die jüdischen Kulturstätten des Landes zu erhalten.

Etgar Lefkovits

Der Oberrabbiner der syrisch-jüdischen Gemeinde in Israel hat einen außergewöhnlichen Brief an den neuen de-facto-Staatschef Syriens verfasst, in dem er ihm zu seinem Sieg über die Assad-Diktatur gratulierte und ihn ermutigte, die Kulturstätten der historischen jüdischen Gemeinde des Landes zu erhalten. »Seit Tausenden von Jahren ist die jüdische Gemeinschaft in Syrien, obwohl sie eine kleine Minderheit darstellt, ein integraler Bestandteil des reichen und vielfältigen Gefüges des syrischen Volks«, schrieb Rabbi Binyamin Hamra in dem Brief an Ahmed al-Sharaa, der voraussichtlich diese Woche über Mittelsmänner zugestellt wird.

»In ganz Syrien gibt es historische Stätten, alte Synagogen und Gräber großer jüdischer Führer, die ein kulturelles und religiöses Erbe für Juden auf der ganzen Welt darstellen«, so Hamra, dessen Vater, Rabbi Avraham Hamra, von 1972 bis 1992 der letzte Oberrabbiner Syriens war, bevor er über New York nach Israel auswanderte.

»Die Juden in Syrien und das Erbe des syrischen Judentums waren immer ein wichtiger Teil unserer Heimat«, betonte Binyamin Hamra am Montag in seinem Haus im Vorort Holon in Tel Aviv gegenüber dem Jewish News Syndcate. Der 39-jährige Rabbiner wanderte im Alter von zehn Jahren mit seinem Vater aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn nach Israel aus, nachdem er seine ersten Lebensjahre in Damaskus verbracht hatte. »Meine Kindheit war ein sehr wichtiger Teil meines Lebens«, sagte er und wies auf die Schwierigkeiten hin, in einem feindlichen Land aufzuwachsen, in dem man jederzeit unbeabsichtigt einen Fehltritt begehen kann.

Durch die Erinnerung an seinen 2021 in Israel verstorbenen Vater und die Geschichten, die dieser während seiner zwei Jahrzehnte als Oberrabbiner in Syrien aufgesogen hatte, wurde er dazu animiert, den Brief an den neuen Führer Syriens zu schreiben.

Vorsichtig optimistisch

Nach seiner Ausreise aus Israels nordöstlichem Nachbarland unterstützte Hamras Vater die Mitglieder der syrisch-jüdischen Gemeinde bei der Beschaffung von Ausreisevisa. Die Bedingung des Assad-Regimes für die Erteilung dieser Visa war, dass die Auswanderer nicht nach Israel ziehen, weswegen Avraham zwischen 1992 und 1994 zwischen New York und Syrien hin und herpendelte, um den Gemeindemitgliedern zu helfen, die wie er den Weg über die USA eingeschlagen hatten. Heute leben nur noch neun Juden in Syrien, von denen die jüngste Mitte siebzig ist, so Hamra.

Der neue syrische Machthaber Ahmed al-Sharaa, dessen Truppen Baschar al-Assad im vergangenen Monat hinwegfegten, gründete 2012 während des Bürgerkriegs eine Al-Qaida-Zelle in Syrien, was Washington dazu veranlasste, ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar auf ihn auszusetzen. Dieses wurde im Dezember aufgehoben, auch wenn israelische Beamte weiterhin vorsichtig sind.

Rabbiner der syrisch-jüdischen Gemeinde in Israel wendet sich an Ahmed al-Sharaa
Binyamin Hamras Brief an Ahmed al-Sharaa (Zur Vergrößerung auf Bild klicken)

Hamras undatierter, einseitiger Brief, der auf Arabisch verfasst ist und sowohl in einer englischen als auch in einer hebräischen Version vorliegt, ist an den »ehrenwerten Oberbefehlshaber des Hauptquartiers für die Befreiung von Al-Sham [Syrien], Herrn Ahmed Hussein al-Sharaa«, gerichtet.

Hamra betont in dem Schreiben die Notwendigkeit, die Synagoge und die Höhle des Propheten Elija im Damaszener Vorort Jobar zu renovieren, die im Laufe des Bürgerkriegs zerstört wurden. »Die Zerstörung hat Millionen Juden und Muslimen auf der ganzen Welt großes Leid zugefügt. Die Restaurierung der Höhle wird ein großer Akt der Güte sein und die Einheit der Völker und ihren Respekt für ein gemeinsames Erbe symbolisieren.«

Wie sich die Dinge in Syrien entwickeln werden, könne er nicht sagen, also »müssen [wir] vorsichtig sein und abwarten, wie sich die Dinge entwickeln, aber wir sehen eine gewisse Bereitschaft zum Dialog«. In der Zwischenzeit träumt er von einem Besuch seines Elternhauses und einem Gebet bei den jüdischen Kultstätten in Syrien.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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