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Quälen der Geiseln: Die Welt als Zeuge des Sadismus der Hamas

Guy Gilboa-Dalal and Evyatar David werden von der Hamas gezwungen, der Freilassung anderer Geiseln beizuwohnen
Guy Gilboa-Dalal and Evyatar David werden von der Hamas gezwungen, der Freilassung anderer Geiseln beizuwohnen (Quelle: JNS)

Blass, unterernährt, verzweifelt, gedemütigt – so musste Ilay David seinen von der Hamas als Geisel festgehaltenen Bruder in einem Propagandavideo der Terrorgruppe sehen.

Amelie Botbol

Angesichts der ungewissen Zeiten rief Ilay David, der Bruder der Hamas-Geisel Evyatar David, die Familien und Freunde der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln dazu auf, die Hoffnung nicht zu verlieren. »Ich sehe vor meinem inneren Auge, wie Evyatar meine Eltern unter Tränen umarmt und stelle mir vor, wie wir Musik machen, wie wir es jede Woche getan haben«, sagte er am Sonntag. »Ich weiß, dass ich mich an dieselben Dinge klammere, und wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Wir müssen ihnen unsere Gebete, Hoffnung, Kraft, Energie und Stärke senden, um ihnen die Hoffnung zu geben, weiterzumachen und zu überleben, denn irgendwann werden sie zu Hause sein.«

Israel geht davon aus, dass weniger als die Hälfte der verbliebenen 59 Geiseln, von denen 58 am 7. Oktober 2023 von der Hamas gefangen genommen wurden, noch am Leben sind. Der Leichnam des Soldaten Hadar Goldin, der 2014 getötet wurde, wird auch noch immer von der Hamas festgehalten. »Für die Geiseln im Gazastreifen herrscht seit mehr als 530 Tagen die Hölle auf Erden. Es spielt keine Rolle, ob es einen Waffenstillstand gibt oder nicht. Die Geiseln werden immer noch unter schrecklichen Bedingungen festgehalten«, erinnert Ilay David.

Ilay David (li.) mit seinem Bruder Evyatar, der seit dem 7. Oktober von Hamas als Geisel gehalten wird
Ilay David (li.) mit seinem Bruder Evyatar, der seit dem 7. Oktober von Hamas als Geisel gehalten wird (Quelle: JNS)

Zurück in die Tunnel

Letzten Monat veröffentlichte die Hamas ein Propagandavideo, in dem die israelischen Geiseln Guy Gilboa-Dalal und Evyatar David bei der Freilassungszeremonie ihrer Freunde aus der Gefangenschaft zu sehen sind. Die Hamas zwang die beiden, die Zeremonie aus einem Fahrzeug heraus zu beobachten, während die Geiseln Eliya Cohen, Avera Mengistu, Hisham al-Sayed, Omer Shem Tov, Tal Shoham und Omer Wenkert freigelassen wurden.

»Wir hatten 505 Tage lang kein Lebenszeichen von Evyatar oder Guy«, sagte Evyatars Bruder. »Stellen Sie sich vor, Sie wissen bloß fünf oder fünfzehn Minuten lang nicht, wo Ihr Kind ist. Meine Mutter wusste 505 Tage lang nicht, wo ihr Sohn war, und das liegt an den sadistischen Menschen, die Evyatar und viele andere von einem Musikfestival entführt haben.«

David sagte, er habe sich das Video angesehen, nachdem er durch eine Flut von Meldungen davon erfahren hatte. »Ich und Guys älterer Bruder Gal hörten, wie unser Telefon von Nachrichten und Anrufen förmlich explodierte. Auf Telegram sahen wir, dass es ein Video von Evyatar und Guy gab. Ich hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden«, erzählte er.

»Wir haben es uns am Anfang stumm angesehen. Es war furchtbar. Ich wusste nicht, was mich erwartete, und es fühlte sich wieder wie am 7. Oktober an, als wir das letzte Mal ein Video von ihnen gesehen hatten. Wir sahen, dass sie zusammen und am Leben sind.«

David betonte, dass durch diesen Propagandafilm nun die ganze Welt sehen konnte, welche sadistischen Manöver die Hamas-Terroristen durchführen. »Sie brachten sie in einem Lieferwagen, um sie beobachten zu lassen, wie andere Geiseln freigelassen wurden. Es war das erste Mal seit acht Monaten, dass sie das Sonnenlicht sahen, und dann schlugen sie ihnen die Tür vor dem Gesicht zu, während die beiden um ihr Leben bettelten, und warfen sie zurück in die Tunnel. Wir sahen ihre Körpersprache, die Verzweiflung in ihren Augen. Wir sahen, wie blass und dünn sie waren.«

Nach achtmonatiger Gefangenschaft gemeinsam mit Evyatar David und Guy Gilboa-Dalal in den Tunneln berichtete Omer Wenkert bei seiner Freilassung am 22. Februar, »dass die Terroristen sie zwei Wochen vor der Freilassung gefüttert hätten, weil sie befürchteten, dass das Video sonst nach hinten losgehen würde. … Obwohl sie ihnen zwei Wochen zuvor mehr zu essen gaben, sahen sie immer noch ausgehungert aus.«

Bis zu diesem Zeitpunkt, so David, sei er in einer Art Wahnvorstellung gefangen gewesen und habe sich selbst davon überzeugen wollen, dass die Hamas-Terroristen die Geiseln, ihr einziges Kapital, in guter Verfassung halten würden. »Sie werden auf einem sehr engen Raum von einem Meter mal elf Metern festgehalten, in dem man kaum stehen kann. Sie sind ausgehungert, gedemütigt und misshandelt. Sie kennen weder Tag noch Nacht. Über ihren Köpfen brennt ständig Licht, sie haben keine Verbindung zur Außenwelt und das schon seit mehr als neun Monaten, bevor sie aus dem Boden geholt wurden. Es war auch die Hölle, aber auf eine andere Art«, sagte er unter Bezug auf das Propagandavideo

»Mein Bruder leidet und wird jeden Tag gefoltert und ich muss damit leben und alles tun, was ich kann, um mich für ihn einzusetzen und seine Stimme zu sein«, fuhr er fort. »Meine Eltern sind gebrochen und müssen diese Scherben aufsammeln und alles tun, was sie können, um ihren Sohn zurückzubringen.«

Schlechte Vereinbarung

In der vergangenen Woche griffen die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) Ziele im Gazastreifen an und markierten damit das Ende einer sechswöchigen Waffenruhe mit der Hamas, die zur Freilassung von 33 Geiseln führte, worauf drei Wochen des Schwebezustands in den Verhandlungen folgten, in denen die Hamas jedes ihnen unterbreitete Angebot ablehnte.

»Ich war frustriert, ängstlich und besorgt. Ich bin immer noch sehr besorgt. Es gibt so viele Menschen, die zurückgeblieben sind«, sagte David angesichts dieser Entwicklungen. »Die Geiseln sind jetzt in großer Gefahr, hingerichtet oder versehentlich von den IDF bombardiert zu werden. Sie befinden sich wegen der Hamas in einem Kriegsgebiet. Das macht mir große Sorgen.«

David bezeichnete das am 19. Januar in Kraft getretene Abkommen, das einen Waffenstillstand im Gegenzug zu einer schrittweisen Geiselfreilassung vorsah, als »schlechtes Abkommen. Ich wusste, dass Evyatar im Rahmen dieser Vereinbarung nicht freigelassen werden würde, weil die Chancen, mit Phase 2 fortzufahren, so gering waren. Es war eine schlechte Vereinbarung, aber ich weiß nicht, ob es eine bessere Option gibt.«

Jedes Mal, wenn er ins Ausland und in die Vereinigten Staaten reise und mit politischen Entscheidungsträgern spreche, versuche er, sie dazu zu bringen, über eine bessere Lösung oder einen besseren Rahmen nachzudenken, denn »wir brauchen etwas Ganzheitliches und keine kleinen Lösungen auf dem Weg dorthin«.

David räumte zwar ein, dass militärischer Druck die Geiseln gefährde, merkte aber an, dass es in der Vergangenheit zu überzeugenden Ergebnissen bei Verhandlungen mit der Hamas geführt habe. »Der Krieg brachte uns im November 2023 das erste Abkommen. Es gab eine massive Militäroperation und es war ein guter Deal, um so viele Leben wie möglich zu retten. Ich denke, das ist es, wonach die Regierung strebt, etwas in dieser Größenordnung.«

Er glaube, »die israelische Regierung will die Geiseln wirklich zurückhaben, und ich denke, sie verstehen, dass sie die Geiseln nicht allein mit militärischer Gewalt zurückbringen können«, fuhr er fort. »Hoffentlich geht das nicht nach hinten los, denn das wäre ein sehr großer schwarzer Fleck für uns und die westlichen Werte. Wenn es in den kommenden Wochen oder sogar Tagen nicht zur Rettung der Geiseln führt, haben wir wahrscheinlich einen Fehler gemacht. Wir brauchen auch Taten und Menschen, für die dies oberste Priorität hat. Das haben wir – Gebete und Taten.«

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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