Im Falle eines Angriffs durch das Regime würden viele von ihnen vermutlich in Richtung der türkischen Grenze flüchten. Für die Türkei, die sich angesichts der Wirtschaftskrise bereits mit der Erhaltung der mehr als 3,5 Millionen syrischen Flüchtlinge schwertut, die sich bereits in der Türkei befinden, stellt das ein Albtraumszenario dar. Die Türkei hat eindringlich um Zeit nachgesucht, um ein Abkommen zu erreichen, dass die ‚gemäßigten Kräfte‘ von den ‚Terroristen‘ in der mit al-Qaeda affiliierten Hayat Tahrir al-Scham-Miliz trennen würde. Die Miliz ist die dominante Kraft in Idlib. Bei seinen Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem iranischen Amtskollegen Hassan Rohani wird Erdogan wahrscheinlich erneut um mehr Zeit bitten. (…)
Der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif überhäufte die Türkei am Sonntag mit Lob. ‚Unter den Ländern, zu denen wir gute Beziehungen unterhalten, spielt die Türkei eine führende Rolle‘, erklärte er. Bedenkt man, dass die Türkei und der Iran historisch meist Rivalen gewesen sind, die sich in der Regel nur im Kampf gegen gemeinsame Feinde (in der Regel gegen die Kurden) zusammenraufen konnten, ist das eine steile Behauptung. Der Iran und Russland hoffen beide, dass die infolge der anhaltenden Inhaftierung eines amerikanischen Pastors verschärften Auseinandersetzungen zwischen der Türkei und den Vereinigten Staaten sich zu ihren Gunsten auswirken werden. Berichten zufolge hat Russland der Türkei eine Frist bis September gesetzt, um entweder bei der Offensive mitzuarbeiten oder sich aus Idlib zurückzuziehen. Türkische Truppen unterhalten in der Provinz zwölf Beobachtungsposten (…)
Sollte die Türkei aus Idlib verdrängt werden, so fürchtet man in Ankara, könnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Moskau dem Regime freie Hand gibt, um Afrin und das im Rahmen der Offensive ‚Schutzschild Euphrat‘ gesicherte Gebiet um Jarablus, al-Bab und Azaz zurückzuerobern. Nach einer Einnahme Idlibs wollen weder der Iran noch Russland weiterhin türkische Streitkräfte in Syrien sehen. Es könnte durchaus sein, dass die syrischen Kurden mit dem Regime zusammenarbeiten werden, um die Türkei zu verdrängen, insbesondere, falls Russland den Luftraum über Afrin schließen sollte.“ (Amberin Zaman: „Erdogan set to meet Putin, Rouhani in Iran to weigh options on Syria“)