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Ein publizistischer Feldzug gegen humanitäre Helfer in Gaza

Hilfsgüterverteilung der Gaza Humanitarian Foundation
Hilfsgüterverteilung der Gaza Humanitarian Foundation (Quelle: X / FDD)

In ihrer voreingenommenen Berichterstattung über die Gaza Humanitarian Foundation verstoßen viele Medien gegen grundlegende journalistische Standards.

Ein neuer Waffenstillstandsvorschlag für den Gazastreifen liegt vor, und erneut wiederholt sich, was wir schon aus bisherigen Verhandlungsrunden kennen: Während Israel dem amerikanischen Vorschlag zugestimmt hat, ergehen sich die Medien in langen Erörterungen, ob Israels Premierminister Benjamin Netanjahu dieses Mal zu einem Kompromiss bereit sei – als ob frühere Verhandlungen nicht etwa an der Hamas, sondern an Israel gescheitert seien.

Was die Hamas betrifft, ist auch alles wie gehabt. Sie »stimmte grundsätzlich zu«, berichteten die Salzburger Nachrichten am 7. Juli, und anders als im Falle Netanjahus wurde ihre Bereitschaft zu einem Abkommen nicht infrage gestellt. Dass mit der vorgeblichen Zustimmung der Hamas sogleich Forderungen verknüpft wurden, die dem amerikanischen Vorschlag in Kernpunkten widersprachen und von denen sie genau weiß, für Israel inakzeptabel zu sein, spielte keine Rolle. Hauptsache, die westlichen Medien konnten die »Zustimmung« der Islamisten kolportieren, was sie bereitwillig taten, um sich sogleich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung zu widmen und ihren Fokus ausschließlich auf Israel und dessen angeblich finstere Machenschaften zu richten.

Worüber nicht berichtet wird

Als ich am Wochenende in der Times of Israel las, worin die Forderungen der Hamas bestehen, sagte ich sofort zu einem Freund: »Das wird in unseren Medien nicht berichtet werden« – und sollte damit bis auf eine Ausnahme recht behalten.

Konkret ging es dabei um die Modalität der Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Dieser Punkt wurde entweder komplett verschwiegen unter dem allgemeinen Hinweis, es gebe »in drei Punkten Klärungsbedarf« (SN), im Ungefähren gelassen, oder aber verfälscht. So schrieb etwa ebenfalls am 7. Juli die Kronen Zeitung, es müsse noch über die Dauer der Hilfslieferungen verhandelt werden, wohingegen der Standard behauptete, es ginge darum, ein »neues System zur Verteilung der humanitären Hilfe zu errichten«.

Tatsächlich geht es der Hamas weder um die Dauer noch um ein neues System der Hilfslieferungen, sondern ganz im Gegenteil um die Rückkehr zu genau jenem, das ihr lange Jahre zur Einzementierung ihrer Herrschaft über die Menschen im Gazastreifen gedient hat, wie einzig dem Kurier (7. Juli) zu entnehmen war: »Die Hamas fordert zudem die Rückkehr zum früheren Verteilungsrahmen der humanitären Hilfe durch UN-Organisationen.« 

Zu Recht sieht sie in der Hilfsgüterverteilung durch die Gaza Humanitarian Foundation (GHF), welche die Bewohner des Gazastreifens aus der in jeglicher Hinsicht skandalösen Abhängigkeit von UN-Organisationen und von der Hamas kontrollierten Verteilstrukturen befreien kann, eine tödliche Bedrohung. Deshalb unternimmt sie alles in ihrer Macht Stehende, um die GHF zu bekämpfen, von Angriffen auf hilfesuchende Palästinenser bis zu direkten Angriffen auf die Verteilzentren bzw. die dort tätigen Hilfskräfte.

Im Juni attackierte die Hamas einen Bus voller lokaler Mitarbeiter eines GHF-Verteilzentrums, tötete dabei zwölf Palästinenser und verletzte bzw. folterte weitere schwer. Anfang Juli warnte die GHF davor, dass die Hamas regelrecht Kopfgelder auf GHF-Mitarbeiter ausgesetzt habe: Jedem, der dort tätige Amerikaner oder Palästinenser ermorde, winkten Geldprämien. Am vergangenen Samstag wurden zwei Amerikaner verletzt, als Terroristen das GHF-Verteilzentrum in Khan Yunis mit Handgranaten attackierten.

Von all dem bekommt man in Deutschland und Österreich kaum etwas mit, denn über die Terrorkampagne der Hamas gegen die GHF und die Palästinenser, die in den Zentren Hilfe suchen, wird so gut wie nicht berichtet. Stattdessen wird regelmäßig Israel für Opfer rund um die Verteilzentren verantwortlich gemacht, für deren Tötung die Hamas verantwortlich ist.

Effektive Arbeitsteilung

International hat sich eine effektive Arbeitsteilung eingespielt: Während die Hamas vor Ort blutigen Terror gegen die GHF ausübt, widmen sich die Vereinten Nationen, ehemals im Gazastreifen tätige Hilfsorganisationen sowie der Großteil der Medien der Aufgabe, die amerikanische Hilfsstiftung zu delegitimieren und deren Arbeit soweit es geht zu verunmöglichen. 

Das führt bisweilen zu bizarren Auftritten. Dass sich unlängst etwa ausgerechnet Philippe Lazzarini hinstellte und die GHF als »Abscheulichkeit« bezeichnete, »die verzweifelte Menschen erniedrigt und herabwürdigt«, war schon bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass Lazzarini Chef des exklusiv für Palästinenser zuständigen Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) ist, das die Palästinenser seit Jahrzehnten im Status der Abhängigkeit von Hilfslieferungen hält und buchstäblich nichts dazu beiträgt, ihnen Perspektiven jenseits des künstlich aufrecht erhaltenen Flüchtlingselends zu eröffnen.

Zu einer Verurteilung des Hamas-Terrors gegen die Hilfszentren der GHF haben sich die Vereinten Nationen übrigens nach wie vor nicht durchringen können. Offenbar stellen getötete oder verletzte Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in den Augen der UNO sowie der anderen sonst üblicherweise sofort laut protestierenden Organisationen nur dann einen Skandal dar, wenn dafür irgendwie Israel an den Pranger gestellt werden kann. Wenn dagegen an der Verantwortung der Hamas kein Zweifel besteht, herrscht eiskaltes Schweigen.

Windige Vorwürfe

In ihrem publizistischen Feldzug gegen die GHF verstoßen Medien währenddessen gegen grundlegende journalistische Standards. Jeder noch so offensichtlich windige Vorwurf scheint gut genug zu sein; selbst, wenn ihm schon längst so deutlich widersprochen wurde, wie es nur irgendwie möglich ist.

Mit der Presse und der Kleinen Zeitung veröffentlichten beispielsweise gleich zwei österreichische Tageszeitungen Berichte (9. Juli 2025), in denen Thomas Seibert unter Berufung auf einen Reuters-Artikel behauptete, die GHF wolle als Teil eines, wie in der Presse-Überschrift zu lesen war, angeblichen »Vertreibungsplans« sogenannte »humanitäre Transferzonen« schaffen, in denen Palästinenser »versorgt und auf die Reise in andere Länder vorbereitet werden sollen«.

Das Problem dabei: Die GHF hat die Behauptung über die von ihr angeblich geplanten »humanitären Transferzonen« (HTZ) umgehend und in sehr deutlichen Worten dementiert. Auf X stellte sie klar, Reuters beziehe sich in dem fraglichen Bericht »auf eine sogenannte ›GHF-Präsentation‹, die wir nie gesehen und nie erstellt haben und an der wir nicht beteiligt waren. Als wir um Einsicht in das Dokument baten, weigerten sie sich, es uns zur Verfügung zu stellen. Wir haben ihnen klar gesagt: GHF ist nicht an HTZ beteiligt, hat keine Pläne für HTZ und diese Präsentation stammt NICHT von uns. Sie haben die Geschichte trotzdem veröffentlicht.«

Reuters fügte dem Bericht sodann immerhin noch eine Anmerkung hinzu, dass der Name GHF in dem Dokument nicht zu finden und dessen Autorenschaft unklar sei.

Obwohl die Behauptung also vehement bestritten wurde, verbreitete Seibert sie in der Presse und der Kleinen Zeitung zwei Tage später noch einmal, ohne das Dementi durch die GHF auch nur zu erwähnen. Ob er gar nicht oder bloß schlecht recherchiert hat, oder aber den Lesern das klare Dementi der GHF bewusst vorenthalten hat, können Sie vermutlich genauso wenig beurteilen wie ich.

Aber der Einschätzung durch die GHF ist wenig hinzufügen: »Das ist kein Journalismus. Das ist ein von Agenda getriebener Klickköder, der von unredlichen Quellen gestützt wird und darauf abzielt, Kontroversen zu schüren, statt die Wahrheit aufzudecken.«

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 9. Juli. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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