Provoziert Hisbollah eine Konfrontation mit Israel?

Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian bei einem Treffen mit Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah im Januar
Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian bei einem Treffen mit Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah im Januar (© Imago Images / ZUMA wire)

Unter dem Deckmantel einer angeblich friedlichen Umweltorganisation plant die terroristische Hisbollah Angriffe auf den jüdischen Staat.

Eric R. Mandel

Warum stellt eine libanesische Umwelt-NGO Frachtcontainer, Fertighäuser und Beobachtungstürme an der Grenze zwischen Israel und Libanon auf? Sowohl die USA als auch Israel behaupten, es handle sich bei der Organisation Green Without Borders um keine legitime NGO, sondern um eine Tranorganistaion der Hisbollah zur Beobachtung, Bedrohung und Planung von Angriffen auf den jüdischen Staat.

Auf einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats im Herbst letzten Jahres sagte der stellvertretende UN-Botschafter der USA, Richard Mills, die Ausbreitung der Außenposten der Gruppe entlang der Grenze behindere den Zugang der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) und verschärfe die Spannungen in der Region, was ein weiterer Beweis dafür sei, dass diese sogenannte Umweltgruppe im Auftrag der Hisbollah handle.

In den letzten Jahren sind Hisbollah-Aktivisten und Zivilisten routinemäßig bis zum Grenzzaun vorgedrungen, was an Aktionen der Hisbollah im Jahr 2006 erinnert, bevor die Entführung und Tötung von drei israelischen Soldaten den zweiten Libanonkrieg von 2006 auslöste. Dieser Krieg wurde zunächst als Fehlschlag Israels betrachtet, führte aber zu einer siebzehn Jahre währenden relativen Ruhe zwischen Israel und der iranischen StellvertretermilizHisbollah.

Im Januar stellten sich die libanesischen Streitkräfte (LAF) und die UNIFIL israelischen Ingenieuren entgegen, als diese Sperranlagen entlang der sogenannten Blauen Linie zwischen den beiden Ländern errichteten und verstärkten. Gemäß Protokoll muss Israel seine Arbeiten daran der UN-Übergangstruppe melden, die wiederum die LAF informiert. Da viele Angehörige der libanesischen Streitkräfte die Hisbollah fürchten, melden sie ihr alles, was sie über israelische Aktivitäten erfahren. Israel hat nur knapp fünfzehn Kilometer der Sperre fertiggestellt, weniger als zwanzig Prozent, die zum Schutz von mehr als zwanzig israelischen Gemeinden in Grenznähe erforderlich sind.

Tunnelbauten

Im Jahr 2019 entdeckte Israel mindestens sechs Tunnel, die vom Libanon in israelisches Gebiet führten. Einer dieser Tunnel war über zwanzig Stockwerke tief, ca. 800 Meter lang und war innerhalb von zwei Jahren erbaut worden. Seine ausgeklügelte Treppenstruktur hätte es Hunderten von Hisbollah-Milizionären ermöglicht, innerhalb von Minuten nach Israel einzudringen. In der Nähe der Tunnel befand sich eine Einrichtung der Vereinten Nationen, deren Mitarbeiter die unterirdischen Bohrungen nicht mitbekamen.

Die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats, die nach dem Krieg von 2006 verfasst wurde, sieht vor, dass nur die libanesischen Streitkräfte (LAF) und die UNIFIL-Friedenstruppen im Südlibanon südlich des Litani-Flusses Waffen besitzen dürfen. Seitdem haben die UNIFIL-Soldaten zugesehen, wie die Hisbollah ihr Arsenal auf 150.000 Raketen aufrüstete, ohne auch nur eine einzige Lieferung zu stoppen.

Inzwischen sind die die LAF nur noch ein Schatten ihrer selbst und werden von der Hisbollah dominiert. Die amerikanischen Gelder für die libanesischen Streitkräfte dienen eher der Aufrechterhaltung der Illusion, es gebe eine von der Hisbollah unabhängige libanesische Armee. Tatsächlich hat die Hisbollah ein Vetorecht bei libanesischen Militäraktionen wie auch in der libanesischen Politik. Sie kontrolliert sogar den Flughafen von Beirut, über den Waffenlieferungen aus dem Iran eintreffen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Israel den Flughafen von Beirut angreifen wird, so wie jenen von Damaskus, um zu verhindern, dass er zu einem Umschlagplatz für Waffen wird.

Nach Angaben des Alma-Forschungszentrums an der Nordgrenze Israels hat kürzlich ein Hisbollah-Beobachtungsposten, der keine von 275 Metern von Wohnhäusern in der israelischen Grenzstadt Metulla entfernt liegt, Zivilisten mit Laserpointern belästigt. In diesem Monat wurde ein neuer 18 Meter hoher Beobachtungsturm der Hisbollah über der israelischen Grenzstadt Shtula errichtet. Die israelische Tageszeitung Yedioth Ahronothberichtete, es gebe mindestens zwanzig Beobachtungsposten, die rund um die Uhr von Hisbollah-Mitgliedern in Zivilkleidung betrieben werden. Einige dieser Posten befinden sich nur wenige Meter von der international anerkannten Grenze zwischen den beiden Ländern entfernt.

Machtlose UNIFIL

Die UNIFIL steht der Hisbollah trotz ihres Mandats wie üblich machtlos gegenüber, da sie um ihre Sicherheit fürchtet. Vergangenen Monat tötete die Hisbollah ein irisches UNIFIL-Mitglied und behauptete, es sei ein Unfall gewesen. Tatsächlich ist der Anschlag eher als Warnung vor Konsequenzen zu verstehen, würde die iranische Präsenz an der Nordgrenze Israels von der UNO-Truppe ernsthaft infrage gestellt werden. 

Strategisch und taktisch betrachtet Israel seine Nordgrenze als iranische und nicht als israelisch-libanesische Grenze. Mit Hilfe der Hisbollah versucht der Iran, dieses Szenario im Süden Syriens zu wiederholen und Israel einzukreisen. Versucht die Hisbollah, die den Befehlen des iranischen Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei folgt, also Israel zu provozieren? Plant sie einen Präventivschlag gegen israelische Soldaten und Zivilisten?

Die nächste Konfrontation zwischen Israel und der Hisbollah ist keine Frage des »ob«, sondern des »wann« – vor allem angesichts der Produktion und des Transfers von präzisionsgelenkten Raketen, die für Israel eine rote Linie darstellen. Und es besteht immer die Möglichkeit eines israelischen Präventivschlags gegen die iranischen Atomanlagen, woraufhin der Iran mit der Aktivierung seines Hisbollah-Raketennetzes reagieren wird. Im vergangenen Jahr meinte Generalleutnant Aviv Kochavi, Stabschef der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF): 

»Im nächsten Krieg wird die Hisbollah ihre Raketenwerfer und Raketen mit voller Kraft aktivieren. … Der Feind hat sich entschieden, seine Waffen in städtischen Gebieten zu platzieren und die dortige Bevölkerung als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen … Die IDF werden intensive Angriffe auf diese Raketenabschuss- und Waffenlager durchführen. Es ist unsere Pflicht, die Dutzenden und Hunderten von Raketen- und Raketenwerfern anzugreifen, die in oder in der Nähe von bewohnten Häusern aufgestellt sind. Ein solcher Angriff wird Schaden an den Häusern israelischer Bürger und somit den Verlust von Dutzenden von Menschenleben verhindern.«

Der Nahe Osten stabilisiert sich also nicht. Er befindet sich nur zwischen zwei Kriegen.

Eric R. Mandel ist Direktor des Middle East Political Information Network (MEPIN) und unterrichtet regelmäßig US-Kongressmitglieder und deren außenpolitische Berater. Er ist außerdem leitender Sicherheitsredakteur für den Jerusalem Report und schreibt regelmäßig für The Hill und The Jerusalem Post. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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