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Proteste in Israel gehen trotz Corona weiter

Israelis beharren trotz Corona auf ihrer Demonstrationsfreiheit
Israelis beharren trotz Corona auf ihrer Demonstrationsfreiheit (© Imago Images / Kyodo News)

Während sich die Israelis von Corona ihre Demonstrationsfreiheit nicht nehmen lassen, wird befürchtet, dass die Großdemonstrationen zu einem Anstieg der Infektionsrate führen werden.

Israel befindet sich seit über zwei Wochen im erneuten Lockdown. Vergangenen Freitag wurden die Restriktionen durch das Corona-Kabinett verschärft. Die wichtigsten Punkte der zwei Tage lang andauernden Diskussionen waren ein Demonstrationsverbot und die Schließung von Synagogen. Beide Verschärfungen konnten durch die Knesset nicht bestätigt werden, bevor der Lockdown und die Feiertage begannen, weswegen die Diskussion auf nach Yom Kippur vertagt wurde.

Großdemonstrationen

Es wird befürchtet, dass der Feiertag eine Welle an Corona-Infizierten mit sich bringen wird: Zum einen durch Gebete in größeren Gruppen und religiöse Veranstaltungen und zum anderen auf Grund der Großdemonstrationen, die wöchentlich in Jerusalem stattfinden.

Seit etwa 14 Wochen wird in Israel von unterschiedlichen Gruppierungen und Einzelpersonen gegen die Regierung protestiert. Dabei finden mehrere kleinere Protestveranstaltungen pro Woche statt und jeden Samstag eine Großdemonstration. Auch diesen Samstag gingen die Menschen zahlreich auf die Straßen – und das trotz Lockdown. Ein Korso von mehreren tausend Fahrzeugen machte sich von ganz Israel aus auf den Weg zur Balfour Street in Jerusalem, wo sich der Wohnsitz von Premierminister Benjamin Netanyahu befindet. Dort warteten bereits tausende Demonstranten, die den Rücktritt des Premierministers forderten. Insgesamt sollen 16.000 Menschen an dem Protest beteiligt gewesen sein.

Die sogenannte Black-Flag-Gruppierung protestierte auf Brücken über Autobahnen und an Straßenkreuzungen. Laut eigenen Aussagen, verteilten sie sich vergangenen Samstag auf 315 Kreuzungen und in 100 Nachbarschaften und erzielten damit die seit Beginn der Bewegung höchste Teilnehmerzahl. Anwohner Jerusalems partizipierten außerdem von ihren Balkonen und Wohnungsdächern aus. „Das Ziel ist Netanyahu zu zeigen, dass die Bevölkerung genug von ihm hat“, so Yuval Yellin, einer der Organisatoren der Demonstrationen.

Demonstrationsfreiheit vs. Sicherheit vor Ansteckung

Einige der Organisatoren riefen die Demonstranten dazu auf Abstand zueinander zu halten, um so der Corona-Verordnung gerecht zu werden. Es sollte vermieden werden, dass ein zu großes Gedränge entsteht. Dennoch war es einer der lautesten und gewalttätigsten Proteste seit mehreren Wochen, im Zuge derer fünf Demonstranten verhaftet wurden. Daneben verhängte die Polizei etwa 150 Strafen gegenüber Demonstranten, die keinen Abstand von zwei Metern zueinander hielten. Dabei wurde kontrolliert, ob die Personen in dem gleichen Haushalt leben, wenn dies nicht der Fall war, erhielten sie eine Strafe.

In Tel Aviv versammelten sich etwa 150 Demonstranten am Rabin Platz und in einigen Nachbarschaften wie Jaffa konnte man Kleingruppen vor ihren Häusern protestieren sehen. In Casarea, wo Benjamin Netanyahu eine Privatresidenz hat, waren hunderte Autos mit Protestierenden unterwegs. Außerdem fand eine Online-Demonstration statt, die bereits vor der Abstimmung der Knessets organisiert worden war.

Die Israelis lassen sich von Corona ihre Demonstrationsfreiheit nicht nehmen. Viele von ihnen verloren ihre Jobs aufgrund des Lockdowns und fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen. Welche Auswirkung die Massenproteste auf die Verbreitung des Virus haben, werden die Statistiken bald zeigen. Israel zählt seit Anfang der Pandemie 229.148 Corona-Fälle, 68.586 davon sind derzeit akut während bereits 1.439 Personen an den Folgen des Virus verstarben.

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