Topkaya folgte im Oktober 2016 der Aufforderung, zu einer ‚dringenden Besprechung‘ nach Ankara zu kommen – aus einem tiefen Pflichtbewusstsein heraus, sagt er. Er ging davon aus, dass sich schnell herausstellen würde, dass er weder mit dem Putschversuch noch mit der Gülen-Bewegung etwas zu tun habe. (…)
Tatsächlich sahen sie sich über sechzehn Monate nicht mehr. Das angebliche ‚Treffen‘ war nur ein Trick gewesen, um ihn ins Verteidigungsministerium zu locken, wo sein Pass ungültig gemacht wurde und die Polizei ihn abführte. Seine früheren türkischen Kollegen bezeichneten ihn fortan als ‚Terroristen‘ und behaupteten, er schreibe auf seinem Twitter-Account beleidigend über Erdogan. Es half auch nicht, dass Topkaya erklärte, bis zu dem Zeitpunkt habe er niemals einen Twitter-Account besessen.
In der umgewidmeten Turnhalle, in der er zunächst festgehalten wurde, und später im berüchtigten Gefängnis Sincan, erzählt Topkaya, habe er zwölf Tage in der gleichen Kleidung auf dem Beton-Fußboden geschlafen und kaum zu Essen bekommen. (…) Zumindest, sagt Topkaya, sei er selbst nicht Opfer physischer und psychischer Folter geworden, wie viele andere, die er verprügelt aus den Befragungen habe kommen sehen.
Von einem mit ihm inhaftierten Offiziere sei immer wieder die Ehefrau zu Befragungen heranzitiert und ihre kleinen Kinder bedroht worden, erzählt Topkaya. Ein anderer Mitgefangener wurde gezwungen, ein Geständnis zu unterschreiben, während man ihn auf einem Stuhl mit Elektroschocks traktierte. (…)
Bei seiner ersten Anhörung habe Topkaya vor Hunger kaum stehen oder denken können. Seine Vertrauensposition in der NATO, von der er gedacht hatte, sie wäre ein zentraler Baustein seiner Verteidigung, habe sich schnell als Teil seines ‚Verbrechens‘ herausgestellt: ‚(…) Pro-Westlich und Pro-NATO zu sein, ist heute in der Türkei ein großes Verbrechen.‘“ (Teri Schultz: „Türkischer Ex-NATO-Offizier riskiert Erdogans Rache“)