„Die muslimischen Autoritäten hatten die Bischöfe gebeten, das Symbol ihres Glaubens abzulegen, als sie die heilige Stätte [den Tempelberg] betraten; eine Aufforderung, der die beiden umstandslos nachkamen. (…) Wie soll man es anders nennen als eine Verleugnung des Glaubens, wenn zwei wichtige Repräsentanten des Christentums bei einer Pilgergreise aus Rücksicht auf die Reizbarkeit muslimischer Glaubensvertreter ihr Kreuz ablegen? Es sind in der Geschichte des Christentums eine Menge Leute gestorben, weil sie genau das abgelehnt haben. Man kann das unvernünftig oder verbohrt finden, in den Kirchen werden sie heute als Heilige und Märtyrer verehrt. (…) Die Geschichte ist in jeder Hinsicht abenteuerlich. (…)
Die Entscheidung der Bischöfe, ihr Kreuz abzulegen, ist in Wahrheit eine politische Entscheidung. Wenn Bedford-Strohm von der ‚besonderen Situation in Jerusalem‘ spricht, auf die es Rücksicht zu nehmen galt, kann nur der Anspruch der Muslime gemeint sein, den Tempelberg zu einem Heiligtum zu erklären, auf dem andere nichts zu suchen haben, schon gar keine Juden. Wie man einem Bericht über die Pilgerreise im Tagesspiegel entnehmen kann, folgte auf die Begrüßung ein kleines religionsgeschichtliches Seminar. ‚Es hat hier oben nie einen jüdischen Tempel gegeben (…) Es gibt keinerlei archäologische Beweise‘, erläuterten die Hausherren den Besuchern aus Deutschland: Die Anwesenheit von Juden und Christen an diesem Ort sei gegen Gottes Willen.“ (Jan Fleischhauer: „Die Unterwerfung“)