Dem als „Schlächer von Kahn Younis“ bekannten aktuellen Hamas-Führer in Gaza, Yahya Sinwar, soll es nicht gelungen sein, eine Mehrheit bei den internen Wahlen der Terrororganisation zu erlangen.
Aaron Boxerman, Times of Israel
Drei Wahlgänge für die Führung des Hamas-Büros im Gazastreifen sollen am Dienstagabend in einer Pattsituation geendet haben, was möglicherweise eine Bedrohung für die Position des Hamas-Führers im Gazastreifen, Yahya Sinwar, bedeutet. Eine offizielle Bestätigung seitens der Terrororganisation, die sich mitten in der Durchführung geheimer Wahlen für ihre Spitzenpositionen befindet, gab es zunächst nicht. Die internen Wahlen der palästinensischen Hamas-Bewegung werden normalerweise unter größter Geheimhaltung über einen Zeitraum von Monaten durchgeführt.
Der Hamas-Schura-Rat, ein quasi-legislatives Gremium innerhalb der Organisation, wählt aus, wer in den Führungspositionen der Gruppe sitzen wird. Etwa 320 Mitglieder sind stimmberechtigt, und ein Kandidat braucht 160 Stimmen – eine einfache Mehrheit – um die Wahl zu gewinnen.
Erste Berichte libanesischer Medien deuteten darauf hin, dass Sinwar von einem anderen ranghohen Hamas-Funktionär, Nizar Awadallah, besiegt worden sei. Eine Quelle in Gaza wies jedoch darauf hin, dass in drei internen Abstimmungsrunden von hochrangigen Hamas-Mitgliedern kein Kandidat die Mehrheit der Stimmen gewinnen konnte – Awadallah und Sinwar lagen Kopf an Kopf. Laut der Nachrichtenagentur Ma’an wurde die Abstimmung wegen der Pattsituation „auf einen späteren Zeitpunkt“ verschoben.
Sinwar, ein langjähriger Terrorchef, der Jahrzehnte in israelischen Gefängnissen verbracht hat, wird von vielen als ehrgeiziger Hamas-Funktionär bezeichnet, der ein Auge auf die Spitzenposition der Terrorgruppe geworfen hat – die derzeit von Ismail Haniyeh, dem Chef des Politbüros, besetzt wird.
Von seinen israelischen Verhörern als „Schlächter von Khan Younis“ bezeichnet, weil er mit Begeisterung Palästinenser hinrichtete, die angeblich mit Israel kollaboriert hatten, wurde Sinwar während des Gefangenenaustauschs von Gilad Shalit zwischen Israel und der Hamas 2011 aus israelischer Haft entlassen. Im Jahr 2017 wurde er zum Leiter des Hamas-Büros in Gaza ernannt, was ihn zum De-facto-Herrscher des Küstenstreifens machte.
(Aus dem Artikel „Hamas leadership vote turns into dramatic standoff as Sinwar seeks reelection“, der in der Times of Israel erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)