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Paris: Prozess wegen Synagogen-Attentat vor vierzig Jahren

Nach dem Attentat auf die Synagoge in der Pariser Rue Copernic. (© imago images/ZUMA/Keystone)
Nach dem Attentat auf die Synagoge in der Pariser Rue Copernic. (© imago images/ZUMA/Keystone)

Im Jahr 1980 explodierte vor einer Pariser Synagoge eine Bombe, die drei Menschen tötete. Jetzt muss sich einer der mutmaßlichen Täter vor Gericht verantworten.

In Paris hat am Montag der Prozess gegen einen 69-jährigen Mann begonnen, dem vorgeworfen wird, vor vierzig Jahren an einem Anschlag auf eine Synagoge in der französischen Hauptstadt beteiligt gewesen zu sein. Der abwesende Angeklagte muss sich wegen vorsätzlicher Tötung und Sachbeschädigung verantworten.

Der bis zu seiner Verhaftung und Auslieferung in Kanada als Soziologieprofessor tätige Mann libanesischer Herkunft soll eines von fünf Mitgliedern eines Terrorkommandos im Auftrag einer palästinensischen Organisation gewesen sein, das am Abend des 3. Oktober 1980 einen Sprengsatz vor einer Synagoge in Paris zur Detonation brachte. Der zehn Kilogramm schwere Sprengsatz befand sich auf einem Motorrad, das vor dem Gebäude abgestellt worden war.

In dem Gotteshaus befanden sich mehr als 300 Menschen, bei der Explosion wurden drei Franzosen und eine Israelin getötet, fast fünfzig weitere Menschen wurden verletzt. Noch in einer Entfernung von 150 Metern gingen Schaufenster zu Bruch.

»Unschuldige Franzosen«

Für Empörung sorgte der französische Premierminister Raymond Barre, der sich gegenüber einem Fernsehsender mit den Worten äußerte: »Dieses verabscheuungswürdige Attentat sollte die in der Synagoge versammelten Juden treffen, hat aber unschuldige Franzosen getroffen.« Die Entgegensetzung von »unschuldigen Franzosen« und »versammelten Juden« hatte einen Sturm des Protestes zur Folge.

Erst mehr als drei Jahrzehnte nach dem Anschlag wurde mit Hassan Diab ein unmittelbar Tatverdächtiger verhaftet. Er soll als Mitglied der terroristischen Volksfront für die Befreiung Palästinas gehandelt haben. Er wurde 2014 von Kanada nach Frankreich ausgeliefert, bestritt aber eine Beteiligung an dem Attentat. Da ein Gericht es als erwiesen ansah, dass er zum fraglichen Zeitpunkt im Libanon gewesen war, wurde er 2018 freigelassen und kehrte nach Kanada zurück. Im Jahr 2021 entschied der Kassationsgerichtshof, den Fall wieder aufzunehmen und Diab doch vor Gericht zu stellen. Nun endlich ist es also soweit.

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