Obwohl er öffentlich für einen Boykott Israels eintrat, ließ Erekat sich zuletzt im Jerusalemer Hadassah-Ein-Kerem-Krankenhaus behandeln.
Aaron Boxerman, Times of Israel
Saeb Erekat, ein palästinensischer Diplomat, der jahrzehntelang Verhandlungen mit Israel geführt hat, starb am späten Dienstagmorgen im Alter von 65 Jahren an Komplikationen durch das Coronavirus, wie das israelische Krankenhaus, in dem er stationär behandelt wurde, mitteilte. Erekat wurde im vergangenen Monat in das Jerusalemer Hadassah-Ein-Kerem-Krankenhaus gebracht, nachdem er mehrere Tage lang von seiner Tochter in seinem Haus im Westjordanland behandelt worden war.
Erekat führte jahrzehntelang die palästinensischen Verhandlungen mit Israel, darunter auch jene Gespräche, die 1995 zur Unterzeichnung der Osloer Abkommen führten, dem ersten großen Friedensabkommen zwischen Israel und den Palästinensern. Er war jahrzehntelang eine dominierende Figur in der palästinensischen Politik und wurde 2015 Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), obwohl sein Einfluss auf die Gestaltung der Beziehungen Ramallahs zu Israel und der Welt weit über einen bürokratischen Posten hinausging.
Er war ein offener und leidenschaftlicher Verfechter palästinensischer Staatlichkeit, wobei viele israelische Politiker, die ihm am Verhandlungstisch gegenüber saßen, attestierten, er engagiere sich für eine Zwei-Staaten-Lösung.
Erekat war aber auch eine umstrittene Figur: Für viele Israelis war seine kompromisslose Rhetorik kennzeichnend für die palästinensische Verweigerungshaltung. Und er war berüchtigt dafür, dass er fälschlicherweise behauptete, Israel habe 2002 im Flüchtlingslager von Dschenin Hunderte Palästinenser massakriert. Für frustrierte Palästinenser war er Teil einer alternden, an der Macht festhaltenden Führung, die ihr zentrales Versprechen – einen Staat – nicht eingelöst hatte, während sie weiterhin mit Israel zusammenarbeitete. (…)
Erekat gab oft strittige öffentliche Erklärungen ohne Beweise ab. Im Jahr 2002 verbreitete Erekat die Falschmeldung, dass die israelische Armee 500 Palästinenser in Dschenin massakriert habe. Im Jahr 2014 verglich er Netanjahu mit Abu Bakr al-Baghdadi, dem selbsternannten „Kalifen“ des Islamischen Staates. (…)
Am 18. Oktober wurde Erekat zur Behandlung im Hadassah-Krankenhaus in Jerusalem eingeliefert. Dies löste unter den Palästinensern einige Kontroversen aus. Ramallah weigert sich aus Protest gegen einen israelischen Plan zur Souveränitätsausweitung auf Teile des Westjordanlandes seit Monaten, mit Israel zusammenzuarbeiten. Dies macht es für Palästinenser weitaus schwieriger macht, Genehmigungen für die Behandlung in israelischen Krankenhäusern zu erhalten.
(Aus dem Artikel „Saeb Erekat, who led Palestinian negotiations for statehood, dies at 65“, der der in der Times of Israel erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)