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Vor gemeinsamer Wirtschaftszone Pakistan, Afghanistan und China?

Pakistans Außenminister Shah Mahmood Qureshi und seine chinesischer Amtskollege Wang Yi auf ihrem Treffen in Chengdu im Juli 2021
Pakistans Außenminister Mahmood Qureshi und seine chinesischer Kollege Wang Yi bei Treffen in Chengdu im Juli (© Imago Images / Xinhua)

In einem Interview in Peking bekennt sich der pakistanische Botschafter obendrein noch wenig verklausuliert zur Unterstützung seines Landes für die Taliban.

Pakistan und die Volksrepublik China hätten sich darauf verständigt, Afghanistan in den Chinesisch-Pakistanischen Wirtschaftskorridor (China-China-Pakistan Economic Corridor, CPEC) miteinzubeziehen. Diese explosive Aussage machte Moin ul Haraque, der pakistanische Botschafter in Peking, in einem Interview mit einem chinesischen Journalisten.

Das auf Englisch geführte Gespräch fand vor laufender Kamera statt und wurde am 7. September 2021 auf T-House, den englischsprachigen YouTube-Kanal des chinesischen Staatssenders CGTN gestellt.

CPEC ist ein bilaterales Programm zur Entwicklung der pakistanischen Infrastruktur, die für den Transport chinesischer Waren notwendig ist. Es ist Teil von Pekings Belt and Road Initiative, die im deutschsprachigen Raum meist als „Neue Seidenstraße“ bezeichnet wird.

Von China bis Westeuropa und bis südlich des Horns von Afrika baut die chinesische Regierung gemeinsam mit Regierungen und privaten Unternehmen Eisenbahnstrecken, Straßen, Häfen, Flughäfen, Wolkenkratzer und andere Infrastruktur, um den Handel der Volksrepublik mit Ländern in Asien, Europa und Afrika in den nächsten Jahrzehnten in eine neue Dimension zu heben.

Aus Haraques Äußerungen geht einerseits hervor, dass er auf ein Treffen der Außenminister Chinas und Pakistans anspielt, das am 24. Juli in der chinesischen Stadt Chengdu stattfand – das war vor der Machtübernahme der Taliban.

Pakistan streitet Rolle nicht ab

Andererseits machte der pakistanische Botschafter deutlich, dass Pakistan gar keine Probleme damit hat, eng mit den Taliban zusammenzuarbeiten. Nach den „gemeinsamen Interessen“ Chinas und Pakistans gefragt und danach, was die beiden Ländern tun könnten, um „ihre Politik im Hinblick auf die Zukunft Afghanistans und die Zukunft der Sicherheit zu koordinieren“, antwortete er:

„Als Nachbarn von Afghanistan treffen sich die Interessen Chinas und Pakistans. Wir haben gleiche Ansichten in Bezug auf die Zukunft Afghanistans, Frieden und Stabilität in Afghanistan, die wirtschaftliche Zukunft von Afghanistan und seinem Volk und den Wiederaufbau Afghanistans. Kürzlich hatten unsere Außenminister die dritte Sitzung des Strategischen Dialogs, wo das Thema Afghanistan detailliert besprochen wurde. Es war letzten Monat, zu jener Zeit hatten die Entwicklungen noch nicht stattgefunden. (…)

In Zukunft können die beiden Länder beim Wiederaufbau Afghanistans helfen. Wie Sie wissen, sind wir zudem übereingekommen, dass der Chinesisch-Pakistanische Wirtschaftskorridor auf Afghanistan ausgeweitet werden könnte.“

Der Journalist fragte, ob der Botschafter glaube, dass die Taliban das „begrüßen“ würden. Die Antwort:

„Definitiv. Ich denke, sie haben bereits Erklärungen gegeben, in denen sie die Rolle Chinas für die Zukunft Afghanistans begrüßen und sie haben auch Pakistans Rolle bei diesem Prozess begrüßt.“

Im Lauf des Gesprächs, das auf YouTube knapp acht Minuten dauert, fragte der Interviewer auch danach, was der Botschafter zu dem „Narrativ“ sage, wonach „das pakistanische Militär die Taliban seit Jahrzehnten großzieht“. Statt die Anschuldigung empört von sich zu weisen, antwortete Haraque in ruhigem Tonfall: Pakistan sei „Opfer“; mehr als 60.000 Pakistaner hätten im „Krieg des Terrors“ ihr Leben verloren. Man dürfe „nicht das Opfer beschuldigen“.

An keiner Stelle seiner Ausführungen verneinte der Botschafter, dass Pakistan die Taliban seit Jahrzehnten unterstützt.

Faiz Hameed, der Chef des pakistanischen Geheimdienstes ISI, war gleich nach der Machtergreifung der Taliban im August nach Kabul gereist, um sich mit ihren Führern zu treffen. In einem aktuellen Beitrag der Washington Post wird Hamid Gul, ein ehemaliger ISI-Chef, zitiert; 2014 habe er gesagt:

„Wenn die Geschichte geschrieben wird, dann wird es heißen, dass der ISI mit der Hilfe Amerikas die Sowjetunion besiegt habe. Dann wird da noch ein weiterer Satz stehen. ISI, mit der Hilfe Amerikas, besiegte Amerika.“

Und China?

An Pakistans Absichten gibt es also wenig Zweifel. Würde auch China Wirtschaftsbeziehungen zu den Taliban aufbauen, entgegen bestehender UN-Sanktionen? Eine Bestätigung der chinesischen Regierung gibt es nicht. Und wie gesagt: Das Treffen der Außenminister Chinas und Pakistans in Chengdu, bei dem sie über eine Einbeziehung Afghanistans in den CPEC gesprochen haben sollen, fand bereits am 24. Juli statt.

Tatsache ist allerdings auch: Nur vier Tage später bereitete der chinesische Außenminister Wang Yi dem „politischen Chef“ der Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar, in Tianjin einen großen Empfang. Letzte Woche waren Pakistan und China die ersten Länder, die den Taliban Lebensmittel und Medikamente schickten.

China hat eine 76 km lange Grenze mit Afghanistan. Peking fürchtet, dass die militante Uiguren-Separatistengruppe ETIM, die für einen islamischen Staat „Ostturkestan“ kämpft, im Grenzgebiet operieren könnte. Taliban-Sprecher Suhail Shaheen erklärte am 7. September, ETIM-Mitglieder hätten „Afghanistan verlassen“, nachdem die Taliban ihnen erklärt hätten, dass in dem Land „kein Platz“ für sie sei.

Immer wieder wird darüber spekuliert, dass China Interesse an den riesigen Bodenschätzen Afghanistans haben könnte. Doch Peking weiß, dass ein offener Bruch von UN-Sanktionen (im Unterschied zu dem heimlichen Handel mit dem ebenfalls mit UN-Sanktionen belegten Nordkorea) seinen Interessen schaden könnte: Was wäre Chinas ständiger Sitz im UN-Sicherheitsrat wert, wenn niemand mehr diese Organisation (und ihre Sanktionen) ernst nimmt?

Zudem könnte ein chinesisches Bergbauprojekt in Afghanistan nicht komplett ohne chinesisches Personal betrieben werden, etwa Geologen und Ingenieure. Für Chinesen aber ist das Land, in dem es so viele Bewaffnete gibt, die sich an niemandes Befehle halten, viel zu gefährlich.

Schon Pakistan ist riskant: Erst im August wurde dort ein Selbstmordanschlag auf einen chinesischen Fahrzeugkonvoi verübt. Dabei wurden ein Chinese verletzt und zwei pakistanische Kinder getötet.

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