Im Libanon herrscht eine akute Lebensmittelkrise. Die österreichische Regierung hat nun drei Millionen Euro für die notleidende libanesische Bevölkerung freigegeben.
Die von Wladimir Putin ausgelöste weltweite Getreideknappheit als Folge seines Überfalls auf die Ukraine hat das soziale und wirtschaftliche Gefüge vieler ärmerer Staaten ins Wanken gebracht. Besonders arg trifft sie Länder, die schon vorher mit massiven Problemen zu kämpfen hatten. Ein solches Land ist der Libanon, dessen Wirtschaft sich seit Jahren in einer katastrophalen Krise befindet und dessen dysfunktionales und tief gespaltenes politisches System unfähig ist, dringend nötige Reformen in die Wege zu leiten.
Im Libanon ist der Mangel an Grundnahrungsmitteln besonders akut; mittlerweile sind auch Hilfsorganisationen nicht mehr in der Lage, die eigene Bevölkerung (rund 6,8 Mio. Menschen) und die ca. 1,5 Mio. Flüchtlinge aus dem Nachbarland Syrien ausreichend zu versorgen – zu teuer und zu knapp sind Brot und Getreide geworden.
Nach UN-Angaben sind mindestens 3,2 Mio. Menschen im Libanon auf humanitäre Hilfe angewiesen, denn es fehlt an praktisch allem: Nahrungsmitteln, Trinkwasser, Strom, Energie und medizinische Versorgung. Über siebzig Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze; viele sind nicht mehr in der Lage, sich mit dem Nötigsten zu versorgen.
Vor Beginn des Ukraine-Kriegs bezog der Libanon den Großteil seines Getreidebedarfs, nämlich bis zu achtzig Prozent, aus der Ukraine. Die Versorgungslage war auch deshalb besonders kritisch, weil bei der verheerenden Explosion, die vor zwei Jahren den Beiruter Hafen fast völlig dem Erdboden gleich machte, auch die Silos zerstört wurden, in den Tausende von Tonnen an Getreide gelagert waren.
Angesichts dieser Lage wirkt es wie ein Tropfen auf den heißen Stein, dass die österreichische Bundesregierung am Mittwoch die Bereitstellung von drei Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds des Außenministeriums beschlossen hat, mit denen laut Bundeskanzler Karl Nehammer »ganz gezielt das gerade jetzt so wichtige World Food Programme sowie die Tätigkeit von österreichischen Hilfsorganisationen vor Ort« finanziell unterstützt werden sollen.
Die Bundesregierung will mit der finanziellen Unterstützung für den Libanon einen Beitrag zur Linderung der katastrophalen Situation beitragen. Außenminister Alexander Schallenberg, der vor zwei Wochen selbst den Libanon besucht hat, sagt dazu: »Die dramatischen Entwicklungen im Libanon haben das Potenzial, die gesamte Region zu destabilisieren, das muss mit aller Kraft verhindert werden.«
Von den jetzt von Österreich freigegebenen Mitteln sollen 2,5 Mio. Euro an das Welternährungsprogramm (WFP) und eine halbe Million Euro an österreichische NGOs gehen, die im Libanon tätig sind. Im Vorjahr half Österreich mit fünf Mio. Euro aus, die der medizinischen Versorgung zugutekamen.