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Hisbollah-Raketen: ORF erklärt (mal wieder) Israel zum Aggressor

Nichts an der ORF-Schlagzeile entspricht den Tatsachen
Nichts an der ORF-Schlagzeile entspricht den Tatsachen (Quelle: Screenshot)

Laut ORF-Schlagzeile in der ZIB9 vom Sonntag habe Israel den Nachbarstaat Libanon angegriffen. Nichts davon entspricht den Tatsachen vor Ort.

Sehr geehrte Redaktion der Zeit im Bild,

in Ihrer Neun-Uhr-Sendung vom Sonntagmorgen stellen Sie in Ihrer Überschrift Israel – mal wieder – als Aggressor gegen einen Nachbarstaat dar.

Während Rebekka Salzer in der Anmoderation des Beitrags, zwar etwas allgemein und seltsam täterlos, aber doch den Tatsachen entsprechend, von einem »tödlichen Raketeneinschlag auf den Golanhöhen mit mindestens zwölf Opfern im Alter von zehn bis zwanzig Jahren« sprach, auf den Israel dann mit einem Militäreinsatz reagiert habe, erklärte die dazugehörige Schlagzeile den Zusehern: »Israel greift Libanon an«.

Diese marktschreierisch daherkommende Behauptung ist allerdings gleich doppelt falsch.

Erstens war es nicht Israel, das angegriffen hat. Vielmehr feuerte die Hisbollah am Samstag – wie fast täglich seit dem 8. Oktober, als die Terrororganisation sich aufseiten der Hamas in den Gaza-Krieg eingeschaltet hat – Dutzende Rakete auf den Norden Israels ab, von denen eine einen Spiel- und Sportplatz in Madjal Shams auf den Golanhöhen traf. Dabei wurden zwölf Kinder und Jugendliche getötet und rund fünfzig weitere Personen verletzt, einige von ihnen schwer.

Und zweitens war es auch nicht »der Libanon«, gegen den Israel seine Luftangriffe flog, sondern es waren Stellungen und Waffendepots der Hisbollah, die Israel in Selbstverteidigung und als Reaktion auf den Raketenbeschuss seines Territoriums ins Visier nahm.

Korrekterweise hätte der Titel zu Ihrem Beitrag also zum Beispiel lauten können: »Die Hisbollah greift Israel an« oder: »Israel verteidigt sich gegen Raketenangriff durch die Hisbollah«.

Antiisraelischer Bias

Hisbollah-Raketen: ORF erklärt (mal wieder) Israel zum Aggressor

Dass am Sonntagmorgen die Fakten und Hintergründe bereits bekannt waren, zeigt sich nicht nur daran, dass andere Medien – wie etwa die Kronen Zeitung (»Hisbollah-Rakete auf Fußballplatz: Elf Todesopfer«) – die Geschehnisse in ihren Schlagzeilen adäquat wiedergaben. Vielmehr wird dies auch daran deutlich, dass diese Fakten in Ihrem Bericht selbst durchaus korrekt gemeldet wurden. Und dennoch haben Sie sich dazu entschieden, Israel in Ihrem Titel zum Aggressor gegen den libanesischen Staat zu erklären.

Die Leiterin des Fachgebietes Allgemeine Linguistik an der TU Berlin, Monika Schwarz-Friesel, die seit Jahren mediale Äußerungen zum Thema Nahost untersucht, kam bereits 2014 zu dem Ergebnis, dass kaum ein Land so oft und so heftig ins Visier genommen wird wie der jüdische Staat. Das israelische Handeln werde dabei oft »mit extremen Verben« beschrieben, »die Gewalt und Willkür ausdrücken – ›zerstören, angreifen, besetzen, befehlen‹.«

»In der Schlagzeile ist Israel fast immer Aggressor«, beschrieb Schwarz-Friesel die Realitätsverzerrung und -verdrehung damals, »im Text selbst steht dann, dass Israel nur reagiert hat«. Ihr Beitrag in der fraglichen Zeit im Bild vom Sonntag ist ein schlagender Beleg, dass sich diesbezüglich seit 2014 nicht allzu viel geändert haben dürfte.

Mit freundlichen Grüßen,
Alexander Gruber
Mena-Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank

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