Der ehemalige Imam, der selbst unter dem Verdacht steht, Mitglied der Muslimbruderschaft zu sein, wird im Akt der Staatsanwaltschaft als „anonymer Hinweisgeber“ geführt und gilt als „Verräter“.
Eine der 60 Hausdurchsuchungen bei mutmaßlichen Muslimbrüdern am 9. November 2020 im Zuge der „Operation Luxor“ in Wien und drei weiteren Bundesländern galt Ahmed M. (Name geändert). Nun steht der islamische Theologe selbst unter Polizeischutz, nachdem er vor zwei Wochen in Wien auf offener Straße spitalsreif geprügelt worden war. Die mutmaßlichen Täter: Zwei enge Verwandte von Chefs eines der Muslimbruderschaft zugerechneten Kulturvereines.
M. gilt in der Islamisten-Szene schon länger als „Verräter“, tritt er doch für einen gemäßigten Islam ein. Im vom Salzburger Politologen Farid Hafez – selbst Ziel einer Hausdurchsuchung – herausgegebenen „Islamophobie-Report“ war 2019 über ihn zu lesen:
„Einige Personen wie der selbsternannte ‚gemäßigte Muslim‘ (Ahmed M., Anm.) unterstützte die Vorstellung der Regierung von einem europäischen Islam, ohne auch nur ein Wort der Kritik zu äußern an der Politik der Regierung gegenüber Muslimen.“
In Telefonaten, die „Luxor“-Ermittler abhörten, äußern sich Kritiker M.s noch deftiger: Da ist von „Oarschkriechen“ die Rede und, dass „er von Politikern gehätschelt wird“. Vor gut drei Wochen wurde ihr Zorn weiter angestachelt. Da fand sich im „Luxor“-Akt der Staatsanwaltschaft Graz plötzlich der Name jenes bis dahin „anonymen Hinweisgebers“, auf dessen Angaben ein Teil der Vorwürfe gegen die 70 Beschuldigten beruht: Ahmed M.
Wenige Tage nach der Enttarnung kam es zu dem Überfall.
Weiterlesen im Oberösterreichischen Volksblatt: „„Luxor“-Affäre: Islamisten prügeln „Verräter“ in Wien spitalsreif“