Die Entscheidung des Golfstaats Oman ist ein weiterer Schritt in Richtung Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den arabischen Staaten.
Wie das israelische Außenministerium letzten Donnerstag bekannt gab, wird das Sultanat Oman seinen Luftraum erstmalig für israelische Flugzeuge öffnen, obwohl das Land keine diplomatischen Beziehungen zum jüdischen Staat unterhält. Dies ist der jüngste Schritt zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den arabischen Staaten, weswegen Israels Außenminister Eli Cohen auch von »einer historischen Entscheidung« sprach.
Die Möglichkeit der Nutzung des omanischen Luftraums verkürzt die Flugzeit von Israel nach Asien, wodurch »die Kosten für israelische Bürger gesenkt und israelische Fluggesellschaften wettbewerbsfähiger werden«, wie Cohen sagte. »Ich danke dem Sultan von Oman, Haitham bin Tarik, und unseren amerikanischen Freunden für ihre große Hilfe beim Zustandekommen dieser Entscheidung.«
Das israelische Außenministerium erklärte, die Ankündigung sei das Ergebnis monatelanger Gespräche zwischen dem Oman und Israel und schließe an die im September 2022 erfolgte Öffnung des saudi-arabischen Luftraums für israelische Überflüge an. Der saudische Schritt hatte sich bislang als weitgehend symbolisch erwiesen, da ein direkter Flugverkehr zwischen Israel und Ländern wie Indien und China eine ähnliche Genehmigung vom Oman erfordert hätte, die nun erfolgt ist.
Obwohl sie als Anwärter gelten, haben weder Oman noch Saudi-Arabien bislang das Abraham-Abkommen unterzeichnet, mit dem Israels unter Vermittlung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump seine Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Marokko und dem Sudan normalisiert hat.
Am Sonntag erklärte Netanjahu, dass er aktiv um Riad werbe, um es davon zu überzeugen, sich dem Abkommen anzuschließen, da dies einen »Quantensprung« in Richtung Frieden in der Region bedeuten würde. Er denke, so Netanjahu, »wenn wir dies erreichen können, vielleicht durch allmähliche Schritte der Normalisierung brauchen, wird es Israels Beziehung mit dem Rest der arabischen Welt verändern«.
Ablehnung bröckelt
Netanjahu war bereits während seiner vorherigen Amtszeit im Jahr 2018 in den Oman gereist. Nach seinem Treffen mit dem mittlerweile verstorbenen Herrscher Sultan Qaboos bin Said teilte sein Büro damals mit, der Besuch sei ein entscheidender Schritt gewesen, um die Beziehungen zu den Akteuren der Region auszubauen und diesen zugleich zu ermöglichen, »Israels Vorzüge in den Bereichen Sicherheit, Technologie und Wirtschaft zu nutzen.«
Die Zivilluftfahrtbehörde des Oman twitterte nun, sie setze mit der aktuellen Entscheidung »die internationalen und lokalen Anforderungen gegen Diskriminierung in der zivilen Luftfahrt durch und bestätigt, dass der Luftraum des Sultanats für alle Fluggesellschaften offen ist, die die Anforderungen für den Überflug erfüllen.«
Die Öffnung sei »ein positives Zeichen dafür, dass die standardmäßige Ablehnung Israels in der gesamten Region zu schwinden beginnt«, sagte denn auch Michael Rubin, Senior Fellow des American Enterprise Institute, gegenüber The Algemeiner. Dass die Ankündigung inmitten eines Anstiegs der Gewalt im Westjordanland erfolgte, sei aber nicht dahingehend zu verstehen, dass die palästinensische Frage völlig aus dem Kalkül der arabischen Staaten im Umgang mit Israel verschwunden sei.
»Sicherlich wollen viele arabische Staaten [mit der Annäherung] weitermachen und nicht zulassen, dass die palästinensische Frage die Entwicklung der Beziehungen als Geisel nimmt«, sagte Rubin. »Das bedeutet jedoch nicht, dass der Oman aufgehört hat, sich um die Palästinenser zu kümmern oder aufhören wird, sich diplomatisch für sie einzusetzen.«
Der Sultan des wegen seiner relativen Neutralität in regionalen Konflikten manchmal als »die Schweiz des Nahen Ostens« bezeichneten Oman bereitet auch eine Reise in den Iran vor, um die Atomgespräche wiederzubeleben. Die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Tasnim berichtete vergangene Woche, er werde versuchen, zwischen dem Iran und den USA zu vermitteln und den Briefwechsel zwischen Vertretern der beiden Staaten, die nicht direkt miteinander verhandeln, zu erleichtern.
US-Außenminister Antony Blinken sagte vor einer Woche, eine Rückkehr zum Gemeinsamen Umfassenden Aktionsplan (JCPOA) von 2015 sei »auf Eis gelegt«, weil der Iran sich nicht »in sinnvoller Weise« engagiere. Der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price, wiederholte zwei Tage zwar später, eine Rückkehr zum Abkommen stehe »nicht auf der Tagesordnung«, aber Präsident Biden weigerte sich nachdrücklich, öffentlich zu erklären, dass die Gespräche tot seien.
»Biden hat nicht aufgegeben«, sagte Rubin, »er will einfach nur außerhalb des Blickfelds derjenigen verhandeln, die die Sinnhaftigkeit solcher Gespräche infrage stellen könnten. Solange [der US-Sondergesandte für den Iran Robert] Malley seinen Job noch hat, wird jeder in der Region Biden so interpretieren, dass er bereit ist, alles zu tun, was nötig ist, um Khameneis Unterschrift auf ein Stück Papier zu bekommen, um den ›Frieden in unserer Zeit‹ zu erklären.«