Nutzt der Iran Corona, um eine Atombombe zu bauen?

Der Iran brachte am 22. April mit einer Ghased-Rakete einen Satellit ins All
Der Iran brachte am 22. April mit einer Ghased-Rakete einen Satellit ins All (© Imago Images / ZUMA Wire)

Während die Welt mit der Corona-Krise beschäftigt ist, setzt der Iran immer neue Schritte, die ihn näher an die Fähigkeit heranbringen, Atomwaffen herzustellen.

Daniel-Dylan Böhmer, Die Welt

Offiziell transportierte die Ghased am vergangenen Mittwoch einen iranischen Aufklärungssatelliten ins All. Doch die dabei erprobte Technologie kann auch dazu dienen, nukleare Langstreckenraketen zu bauen. Und tatsächlich gibt es noch weitere Anzeichen, dass Teheran die Ablenkung der Weltöffentlichkeit durch die Corona-Krise nutzt, um sein Atomprogramm intensiver als je zuvor voranzutreiben. In wenigen Monaten könnte der islamische Klerikerstaat die Fähigkeit besitzen, Atombomben zu bauen, glauben Forscher. Und das könnte einiges mit dem Coronavirus zu tun haben. (…)

[G]gerade jetzt scheint Teheran besonders viele Ressourcen in sein Nuklearprogramm zu stecken. „Alle Anzeichen sprechen dafür, dass der Iran die Urananreicherung zurzeit besonders beschleunigt“, sagt David Albright. Der Physiker leitet das Washingtoner Institute for Science and International Security (ISIS), eines der renommiertesten Institute für die Erforschung von Massenvernichtungswaffen. Albright gehört zu den Forschern, die sich ein Urteil über eine zentrale Größe der globalen Sicherheit erlauben können – den sogenannten Breakout Point. Den Punkt, an dem ein Land aus den internationalen Kontrollsystemen ausbrechen und eine Atombombe bauen könnte. (…)

Albrights Zahlen sind keine reinen Schätzungen. Sie beruhen auf Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die Irans Atomprogramm zumindest in Teilen überwacht. (…) Dass Irans Atomprogramm tatsächlich vor allem auf militärische Zwecke ausgerichtet ist, hält Albright für unzweifelhaft. Aus technischen Gründen. (…) „Irans Anreicherungsprogramm ergibt nur Sinn, wenn es darum geht, die relativ begrenzte Menge hoch angereichertes Uran zu erlangen, die für Nuklearwaffen benötigt werden.“ (…)

Wegen der Pandemie könnten die Kontrolleure nur begrenzt in den Iran fliegen, und zu manchen Anlagen verweigere der Iran derzeit den Zugang. Schon zuvor gab es Streit darüber, was die Inspekteure sehen dürfen. „Der Iran kooperiert immer weniger mit der IAEA“, sagt Albright. (…) Die Führung in Teheran habe die Entscheidung zum Bau der Bombe noch nicht gefällt. Aber offenkundig wolle sie sich alle Mittel verschaffen, um schnellstmöglich Nuklearwaffen herstellen zu können, wenn sie das beschließen sollte.

Eine Bombe im Schatten von Corona?

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