Die Umsetzung eines Abkommens zwischen Israel und Saudi-Arabien hängt auch vom Erfolg der gemäßigten Elemente im Königreich ab, denn der Widerstand gegen eine Normalisierung ist noch immer erheblich.
Hochrangige diplomatische Vertreter erklärten unlängst, Saudi-Arabien strebe zwar eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel an, doch dieser Prozess benötige seine Zeit. Wie aus einem offiziellen Dokument hervorgeht, sagte der saudische Außenminister Adel Al-Jubeir bei einem Treffen mit Juden aus den Vereinigten Staaten: »Die saudisch-israelischen Beziehungen gehen in Richtung Normalisierung, aber das wird mehr Zeit brauchen und wir dürfen das Pferd nicht von hinten aufzäumen.«
Al-Jubeir traf in den vergangenen Wochen auch mit führenden Vertretern der jüdischen Gemeinde in Washington zusammen, mit denen er über die künftigen Beziehungen zu Israel sprach und erklärte, die Normalisierung der israelisch-saudischen Beziehungen schreiten voran, benötigten aber mehr Zeit, um Früchte zu tragen. »Israel und andere Golfstaaten normalisieren ihre Kontakte seit Jahren schrittweise. Der Prozess muss reifen können.«
Der Erfolg der Normalisierung hänge auch vom Erfolg der gemäßigten Elemente im Königreich ab, sagte Al-Jubeir bei einem weiteren Treffen, denn in Saudi-Arabien gebe es noch immer erheblichen Widerstand gegen eine Normalisierung, der nur langsam überwunden werden kann. Die Saudis erwarten, dass die USA und der Westen die Monarchie unterstützen und die internen Reformen fördern, welche die Mäßigung und Modernisierung der saudischen Gesellschaft vorantreiben.
Beim Treffen einer amerikanischen Delegation mit Kronprinz Mohammed bin Salman in Riad im vergangenen Monat wurde der saudische de-facto-Herrscher gefragt, was Saudi-Arabien dazu bringen könnte, dem Abraham-Abkommen beizutreten und die Beziehungen zu Israel zu normalisieren. In seiner Antwort nannte Bin Salman drei Hauptforderungen, die allesamt an Washington gerichtet waren, wobei auffällig war, dass das Thema der Palästinenser nicht einmal erwähnt wurde.
Salman forderte dabei eine Bestätigung des amerikanisch-saudischen Bündnisses, die Verpflichtung seitens Amerika, Waffenlieferungen so durchzuführen, als wäre Saudi-Arabien ein NATO-ähnliches Land, und eine Vereinbarung, die es den Saudis erlaubt, ihre umfangreichen Uranreserven für ein eingeschränktes ziviles Atomprogramm zu nutzen.
Schon nächstes Jahr?
Letzte Woche meinte der ehemalige israelische UN-Botschafter Danny Danon, Saudi-Arabien könnte schon innerhalb des nächsten Jahres dem Abraham-Abkommen beitreten: »Ich gehe davon aus, dass wir noch in diesem Jahr ein Abkommen zwischen Israel und Saudi-Arabien sehen werden«, sagte er auf dem ersten Abraham Accords Global Leadership Summit in Rom, an dem Vertreter aus dreißig Ländern teilnahmen.
Danon meinte, die erste Priorität Benjamin Netanjahus nach seiner Vereidigung »werde darin bestehen, die Zahl der Unterzeichner des Abraham-Abkommens zu erhöhen. Der erste Staatsbesuch Netanjahus wird in Abu Dhabi stattfinden, und wir hoffen, dass Riad folgen wird«, so Danon, der Mitglied von Netanjahus Likud-Partei ist.
»Das Abraham-Abkommen wurde nicht an einem Tag geschlossen. Der schwierigste Teil war, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Wir stehen schon seit Jahren mit den Saudis in Kontakt und ich habe mit ihnen persönlich bei den Vereinten Nationen in Fragen der regionalen Stabilität und Sicherheit zusammengearbeitet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis mutige Führungspersönlichkeiten aus dem Schatten treten und ein vollständiger Friede zwischen allen Kindern Abrahams erreicht wird«, fügte Danon hinzu.