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Niederländischer Lehrer wegen „blasphemischer“ Karikatur untergetaucht

Am Emmaus-College in Rotterdam musste ein Lehrer wegen einer Karikatur untertauchen
Am Emmaus-College in Rotterdam musste ein Lehrer wegen einer Karikatur untertauchen (© Imago Images / ANP)

Die seit fünf Jahren im Klassenzimmer hängende Zeichung war noch nicht einmal eine Mohammed-Karikatur, sondern richtete sich gegen Terroristen. Nach der Ermordung von Samuel Paty in Frankreich wurde sie von Schülerinnen zum Problem erklärt.

DutchNews

Die Polizei in Rotterdam untersucht Online-Drohungen gegen einen Lehrer, der an der Anschlagtafel seines Klassenzimmers eine Karikatur aufgehängt hatte, die den Angriff auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Januar 2015 kommentierte. Dem NRC zufolge hing die Zeichnung etwa fünf Jahre lang an einer Anschlagtafel im Klassenzimmer und wurde erst zu einem strittigen Thema, als die Schule – die einen katholischen Hintergrund hat – eine Gedenkstätte für den ermordeten französischen Lehrer Samuel Paty einrichtete.

Quellen am Emmauscollege teilten der Zeitung mit, dass sich die Lage an der Schule verschlechtert habe, nachdem einige Lehrer Diskussionen über die Mohammed-Karikatur begonnen hatten, die einen radikalen Muslim im vergangenen Monat dazu veranlasst hatte, Paty zu ermorden. Dann, so die Zeitung, forderte eine Gruppe von Mädchen den Lehrer auf, das Bild vom Schwarzen Brett zu entfernen, weil es, wie sie sagten, Blasphemie sei. Trotz der Erklärung des Lehrers – dass die Karikatur nicht Mohammed, sondern einen Terroristen zeige – ging der Streit in den sozialen Medien weiter.

Die Polizei teilte NRC mit, dass direkte Drohungen gegen den Lehrer ausgesprochen worden seien und dass sie diese sehr ernst nähmen. „Wir stehen in engem Kontakt mit der Schule und ergreifen sichtbare und versteckte Sicherheitsmaßnahmen“, hieß es in der Erklärung auf Twitter. NRC schreibt, dass sich mehrere Lehrer an der Schule nicht mehr sicher fühlen, und dass der fragliche Lehrer den Quellen zufolge untergetaucht ist. (…)

Zwischenzeitlich haben über 100.000 Menschen eine von Imam Ismail Abou Soumayyah ins Leben gerufene Petition unterzeichnet, in der gefordert wird, die Beleidigung Mohammeds unter Strafe zu stellen.

Die Petition wurde gestartet, nachdem der Amsterdamer Imam Yassin Elforkani letzte Woche der Zeitung Parool gegenüber sagte, er sei der Meinung, dass es Gesetze zur Einschränkung der Freiheit zur Beleidigung des Islam geben sollte: „Beleidigungen gegen den Islam haben eine negative Dynamik und eine giftige Atmosphäre in der Gesellschaft geschaffen, mit allen Risiken, die damit verbunden sind“, sagte er. „Wir müssen das hinter uns lassen. Und wir werden nicht weiterkommen, wenn wir weiterhin auf Redefreiheit und die Möglichkeit, zu sagen, was man will, verweisen. Es ist, als gäbe es einen Wettbewerb, den Islam so weit wie möglich zu beleidigen.“

(Aus dem Artikel „Rotterdam teacher in hiding after online threats in dispute over ‘blasphemous’ cartoon, der bei DutchNews erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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