Fußball-Finale 2020: Nicht nur der Ball wird mit Füßen getreten

Im europäischen Fußball spielt Katar eine wichtige Rolle. (imago images/Poolfoto)
Im europäischen Fußball spielt Katar eine wichtige Rolle. (imago images/Poolfoto)

Im wichtigsten europäischen Klubfußball-Finale spielte ein Verein, der Katar gehört, gegen einen anderen, der mit dem Regime beste Geschäfte macht.

David Bedürftig, ntv.de

Kaum jemand freut sich so auf das Finale der Champions League wie die Fluggesellschaft Qatar Airways. Die Welt werde „zum Stillstand“ kommen, wenn „unsere beiden Partner“ um den Henkelpott spielen, jubelt das Staatsunternehmen aus Katar auf Twitter – und ruft das Endspiel zum „Qlassico“ aus, dem „Classico“ mit einem Q für „Qatar“ an erster Stelle.In Lissabon wird der Fußball endgültig zum Spielball eines Landes, in dem sonst vor allem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. In Paris St. Germain und Bayern München treten ein staatliches Projekt des Emirats am Persischen Golf und ein diesen Staat hofierender Klub gegeneinander an: Das Finale der Königsklasse ist beschmutzt.

PSG – 2011 von der staatlichen Firma Qatari Sports Investments übernommen – ist nicht weniger ein Agent der katarischen Soft Power. Ein Teil eines umfassenderen Versuchs, das Image des Emirats durch Sport zu verbessern und den Wüstenstaat bekannter und anerkannter zu machen. Die katarischen Eigentümer träumten immer vom großen europäischen Triumph, der jetzt mit dem Einzug ins Champions-League-Finale bereits teilweise gelungen ist. (…)

(A)uch der FC Bayern baut seine Kooperation mit dem Emirat nach und nach aus. Jahr für Jahr fahren die Münchner ins Trainingslager nach Doha, hofieren damit die Machthaber, die sich dank der weltweiten Popularität des Rekordmeisters als weltoffene Gastgeber darstellen können. Es folgte der Sponsoren-Deal mit dem Hamad International Airport (auf dem es sklavenähnliche Arbeitsverhältnisse gab) und seit der Saison 2018/19 ist Qatar Airways (für diskriminierenden Umgang mit Mitarbeitern bekannt) ein Premium-Partner samt Ärmel-Werbung, die den Bayern zehn Millionen Euro pro Jahr einbringt.

Paris und München gewähren also einem Staat Einlass in das größte Vereinsfußballspiel der Welt, in dem Gleichberechtigung von Frauen und Männern nicht mal auf dem Papier annähernd existiert, Menschen aufgrund ihrer Religion, sexueller Selbstbestimmung oder sexueller Orientierung diskriminiert werden und in dem die Ausbeutung von Migrationsarbeitern systematisch betrieben wird.

(Aus dem Kommentar „Das schmutzigste CL-Finale der Geschichte“ von David Bedürftig, der auf ntv.de erschienen ist.)

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