In den immer stärker werdenden nationalistischen Aufwallungen drucken türkische Zeitungen immer häufiger Karten der Türkei in den Grenzen des ‚Nationalpakts‘ von 1920. Erdogan kann daher sagen: ‚Wir haben unsere Grenzen nicht freiwillig akzeptiert.‘ Und an Griechenland gewandt: ‚Im Vertrag von Lausanne haben wir Inseln weggegeben, das waren unsere Inseln.‘ Erdogan ist nicht der Erste, der unter Verweis auf den ‚Nationalpakt‘ zumindest verbal Anspruch auf Mossul erhebt. Als sich 1990 der damalige Staatspräsident Turgut Özal gegen ein zögerndes Militär durchsetzte und die Türkei sich an der Allianz zur Befreiung Kuweits beteiligte, sagte er, entweder falle Mossul bei dem bevorstehenden Krieg an die Türkei oder beim nächsten. Damals ist Mossul irakisch geblieben. Erdogan denkt vielleicht (noch) nicht daran, sich diese Teile der Türkei territorial einzuverleiben. Sie sollen aber offenbar Ankaras Hinterland werden, in dem allein die Türkei das Sagen hat.“ (Rainer Hermann: „Erdogan formt die Zweite Republik Türkei“)
„Am Samstagabend, auf einer Rede anlässlich des 93. Jahrestages der Gründung der Republik, kam Erdogan auf ein weiteres umstrittenes Thema der vergangenen Wochen zu sprechen: ‚Diese Inseln vor unserer Nase gehörten uns. Wir haben dort Werke, Moscheen und eine Geschichte.‘ Bereits vor einigen Wochen hatte Erdogan Ismet Inönü, den türkischen Verhandlungsführer bei den Friedensverhandlungen 1923 in Lausanne und zweiten Präsidenten der Republik, beschuldigt, Inseln in der östlichen Ägäis hergegeben zu haben. Dort liegen die Dodekanes (Rhodos, Kos unter anderen, 1912 von Italien besetzt) und die nordostägäischen Inseln (Lesbos, Chios unter anderen, 1912 von Griechenland besetzt). Nach Beginn der Militäroffensive gegen den Islamischen Staat im Irak hatte Erdogan zudem behauptet, dass ein Gebietsstreifen von Aleppo in Syrien bis Mossul und Kirkuk im Irak der Türkei gehöre.“ (Deniz Yücel: „Inseln in der Ägäis. Erdogan will Türkei erweitern“)
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