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New Yorks Bürgermeister verbreitet antisemitische Klischees

New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio (mi.) ist wegen eines Tweets in die Kritik geraten
New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio (mi.) ist wegen eines Tweets in die Kritik geraten (© Imago Images / Pacific Press Agency)

Weil sich ein paar hundert Orthodoxe bei einem Totengedenken nicht an die Corona-Maßnahmen hielten, maßregelte Bill de Blasio die gesamte jüdische Gemeinde.

Batya Ungar-Sargon, The Forward

Am Dienstagabend erklärte Bürgermeister Bill de Blasio der jüdischen Gemeinde New Yorks den Krieg. Der Bürgermeister, der am Tag nach der Schließung der Schulen, Restaurants und Bars ins Fitnessstudio ging und just an jenem Samstag einen Spaziergang im Prospect Park machte, als die Nachricht kam, dass 28 New Yorker Lehrer an dem Virus gestorben waren, hat sich erneut in die Menge hinausgewagt. Diesmal begab er sich nach Williamsburg, Brooklyn, wo sich eine große Zahl von Satmar Chassidim versammelt hatte. Der Bürgermeister erschien persönlich, um „dafür zu sorgen, dass die Menge zerstreut wurde“, erklärte er in einem Tweet.

Und dann ging er noch einen Schritt weiter. „Meine Botschaft an die jüdische Gemeinde und alle Gemeinden ist einfach: Die Zeit der bloßen Warnungen ist vorbei“, twitterte der Bürgermeister. „Ich habe das NYPD angewiesen, unverzüglich diejenigen vorzuladen oder sogar zu verhaften, die sich in großen Gruppen versammeln. Es geht darum, diese Krankheit zu stoppen und Leben zu retten. Punkt.“ (…)

Der Bürgermeister erklärte eine ganze Gemeinde zum Inbegriff einiger, die sich über die Corona-Maßnahmen hinweggesetzt hatten – und stellte die gesamte „jüdische Gemeinde“ als kranke Übeltäter dar, die ein Eingreifen der Polizei erfordern, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Es war grob antisemitisch, die 1 Million Juden in New York City mit den paar Hundert in einen Topf zu werfen. Und es war doppelt beleidigend angesichts des Versagens des Bürgermeisters, im vergangenen Jahr die orthodoxen Juden zu schützen, als sie täglich auf den Straßen von New York City körperliche Angriffe erlitten.

Es überrascht nicht, dass de Blasio die Tausenden von New Yorkerinnen und New Yorkern, die wie er selbst durch das warme Wetter des Wochenendes in Versuchung kamen, die Parks der Stadt zu genießen, nicht an den Pranger stellte. Verbindet man all das mit der Tatsache, dass das Satmar-Büro erklärt, das Büro des Bürgermeisters habe die Beerdigung zunächst genehmigt und mit dem NYPD koordiniert, dann ist de Blasios Reaktion ein wirklich beschämendes Debakel. (…)

Tatsächlich konnten orthodoxe Juden, die ein Jahr lang auf den Straßen New Yorks verprügelt wurden, niemanden dazu bringen, ihnen Beachtung zu schenken. Nun, da sie als Schurken und nicht als Opfer dargestellt werden, können die Medien nicht genug von ihnen bekommen. Sicherlich haben einige orthodoxe Juden die Regeln missachtet; sie verdienen Kritik und sogar ein Eingreifen. Aber die Regeln zu missachten, um den Toten Respekt zu erweisen – eine der wichtigsten Lehren der jüdischen Tradition – ist sicherlich von einer anderen moralischen Dimension als die Regeln zu missachten, weil man sich um seine wachsende Taille Sorgen macht.

De Blasio is stoking anti-Semitism. He’s not alone.

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