Obwohl sich in den Lehrplänen eine leichte Abwendung vom radikalen Islam zeigt, sind Katars Schulbücher immer noch von islamistischen Idealen und Antisemitismus gekennzeichnet.
Israel Kasnett
Katar rühmt sich seines hohen Bildungsniveaus, und doch entsprechen die Schulbücher nicht den anerkannten internationalen Standards. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht, den IMPACT-se, ein Forschungsinstitut, das Schulbücher und Lehrpläne vor dem Hintergrund der von der UNESCO definierten Standards für Frieden und Toleranz analysiert, zusammen mit dem in London ansässigen Thinktank Henry Jackson Society erstellt hat.
Antisemitismus und Terrorverherrlichung
Einige der zentralen Ergebnisse des Berichts zeigen, dass Judenhass und Antisemitismus zentrale Themen des aktuellen katarischen Lehrplans sind.
- So werden Juden werden als Herrscher der Welt charakterisiert.
- Die Verfolgung von Juden und der Aufstieg der NSDAP werden auf jüdische Habgier nach dem Ersten Weltkrieg zurückgeführt.
- Juden heute werden als illoyale, von Natur aus verräterische und feindselige Widersacher dargestellt, die „den Untergang der Muslime und das Ende des Islam herbeiführen wollen.“
Darüber hinaus lehnt der Lehrplan die Normalisierung und den Friedensschluss zwischen Israel und den arabischen Nationen offen ab. Im Herbst 2020 normalisierte Israel seine Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain als Teil des Abraham-Abkommens, gefolgt von Sudan und Marokko.
Die Hamas, die von den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union als terroristische Organisation eingestuft wird, wird in den Schulbüchern als legitime „islamische Widerstandsbewegung“ beschrieben, die sich „dem zionistischen Projekt entgegenstellt.“
Rahmen staatlicher Handlungen
Der Abschuss tausender Raketen auf die Zivilbevölkerung wird glorifiziert und als „mutig“ und „bemerkenswert“ beschrieben. Selbstmordattentate und Terrorangriffe von Palästinensern werden als legitime Antwort auf die andauernde israelische Unterdrückung dargestellt und Terroranschläge als „bewaffnete Operationen“ oder „militärische Operationen“ bezeichnet.
David Roberts vom King’s College London, Autor des Vorworts des Berichts und prominenter Katar-Experte, sagte gegenüber JNS: „Der Lehrplan eines Staates hat Einfluss darauf, was die staatlichen Entscheidungsträger denken.“ Er fügte hinzu, dass der katarische Lehrplan „ein Spiegelbild der katarischen Außenpolitik ist, weswegen sich derzeit eine Phase des Wandels abzeichntet, im Zuge derer die langsame Abkehr von einem radikal-islamistischen Lehrplan getestet wird.“
Er fuhr fort: „Wie der IMPACT-se-Bericht erschöpfend dokumentiert, gibt es eine lange Liste an problematischen Elementen in Katars Lehrplan, die im Gegensatz zu den vorgeschriebenen Normen und internationalen Standards der UNESCO stehen. Selbst wenn Theorie und Praxis, die Katars Außenpolitik bestimmen, von pragmatischer und geostrategischer Natur sind, so hat die bereits Generationen andauernde Lehre solch extremer Ansichten sicherlich auch Einfluss auf die staatlichen Entscheidungen gehabt.“
„Trotz der von oben gesteuerten Natur katarischer Politik, die nur in geringem Ausmaß lokalem Druck von unten unterliegt, ist kein Führer, wie autokratisch er auch immer sein mag, völlig losgelöst von der öffentlichen Meinung“, sagte Roberts. „Und eine lokale Bevölkerung, die mit einem derart radikalen Bildungsprogramm aufgewachsen ist, verlangt sicherlich von ihrem Staat, dass er sich für islamistisch orientierte Anliegen im weitesten Sinne engagiert und diese unterstützt.“
Laut einer von IMPACT-se veröffentlichten Erklärung scheint sich der katarische Lehrplan „in einer Phase der Transformation zu befinden. Obwohl er etwas weniger radikal ist als frühere Versionen, steckt der Prozess der Mäßigung aber noch in den Kinderschuhen. Einige besonders anstößige Inhalte wurden entfernt, nachdem jahrzehntelang radikale Propaganda in katarischen Schulen betrieben wurde. Dennoch entspricht der Lehrplan immer noch nicht den internationalen Standards für Frieden und Toleranz.“
Leichte Bewegung weg vom Dschihadismus
Der Bericht konzentriert sich auf Katars Lehrplan für die Klassen eins bis zwölf und misst die Schulbücher an internationalen Standards, die auf UNESCO, UN-Erklärungen und anderen Empfehlungen und Dokumenten zur Erziehung zu Frieden und Toleranz basieren. IMPACT-se sagte, dass der Lehrplan „die gleiche allgemeine Spannung widerspiegelt, mit der Katars Führung konfrontiert ist. Diese Spannung besteht, wie Roberts hervorhebt, zwischen den islamistischen Neigungen Katars und seinem Wunsch, als offener, neutraler und fortschrittlicher Führer am Arabischen Golf gesehen zu werden.“
So lehren die Schulbücher die katarischen Kinder, einerseits „Andersdenkende zu akzeptieren und für Frieden einzutreten, während sie zugleich antisemitische Parolen verbreiten und die Unterstützung des katarischen Regimes für salafistische Terrororganisationen stärken.“ „Es gibt eine leichte Bewegung weg vom radikalen Dschihadismus, aber ein großer Rest davon bleibt. Dennoch ist Katars Lehrplan stark von westlichen Pädagogen beeinflusst – was die katarische Gabe zeigt, sich Widersprüche einzuverleiben“, heißt es im Bericht.
Marcus Sheff, CEO von IMPACT-se, sagte gegenüber JNS, dass Katar sich zwar als führend in der internationalen Bildung sehe, der eigene Lehrplan aber „ständig hinter den grundlegenden internationalen Standards von Respekt, Frieden und Toleranz zurückbleibt. Deswegen leitet er Katar auch nicht in Richtung seiner Ziele von Modernisierung und Globalisierung .“
Sheff räumt ein, dass einige Änderungen an den Lehrbüchern vorgenommen wurden, „aber das Land beharrt hartnäckig auf seiner Förderung radikaler dschihadistischer Ideale.“ Die Schüler „werden ermutigt, die Welt durch eine von den Muslimbrüdern geschaffene Brille zu betrachten, und der Antisemitismus bleibt ein zentraler Bestandteil der katarischen Bildung.“
Die Kataris „könnten die Gelegenheit nutzen, um Frieden in der Region zu fördern, indem sie etwa aufhören, das Abfeuern tausender Hamas-Raketen auf die israelische Zivilbevölkerung in ihren Lehrbüchern als ‚mutig‘ und ‚bemerkenswert‘ zu bezeichnen”, gab Sheff einen konkreten Hinweis. „Es ist klar, welche weiteren Änderungen vorgenommen werden müssen. Wenn Katar Friedens- und Toleranzerziehung vorantreibt, könnte es zu jenem Vorreiter in Sachen Bildung werden, der es so gerne wäre.”
Der Artikel „New Qatari school textbooks glorify Hamas, reject peace between Israel and Arab states“ ist zuerst beim Jewish News Syndicate erschienen. Übersetzung von Alexander Gruber.)