Netanjahu über Corona-Impfungen: „Wir haben die ganze Welt überholt“

Bereits mehr als eine Million Israelis wurde gegen Corona geimpft
Bereits mehr als eine Million Israelis wurde gegen Corona geimpft (© Imago Images / Xinhua)

Während Israel weltweiter Spitzenreiter bei den Impfungen ist und bereits zwölf Prozent seiner Bevölkerung geimpft wurden, steigen auch die Infektionszahlen rasant.

Israel ist weltweiter Spitzenreiter bei den Impfungen gegen das Corona-Virus. Bislang sind bereits 1,2 Millionen Israelis geimpft worden – das macht 12% der Gesamtpopulation des Landes aus. Pro Tag wurden im Schnitt 100.000 Menschen geimpft, darunter auch schon Teile der jüngeren Bevölkerung, die keiner Risikogruppe angehören. Zur selben Zeit befindet sich das Land in einem dritten flächendeckenden Lockdown und die Zahlen steigen mit etwa 6.000 Neuinfizierten pro Tag rasant an.

Der Impfstoff wird knapp

Die Impfkampagne in Israel war bisher sehr erfolgreich. Nun kommt es allerdings zu einer Knappheit des Impfstoffes und das Land muss die Impfgeschwindigkeit zurückschrauben oder sogar ab nächster Woche eine Pause einlegen. Dies soll voraussichtlich nicht diejenigen betreffen, die bereits die erste Dosis erhalten haben: Die nächste Impfstofflieferung soll rechtzeitig ankommen, um für die zweite Teilimpfung zur Verfügung zu stehen. Neue Termine sollen jedoch erst einmal nicht mehr angenommen werden.

Israel befindet sich derzeit in Verhandlungen mit Moderna und Pfizer, um die Lieferungen bereits diesen Monat zu erhalten, anstatt wie geplant im Februar. Bis jetzt gibt es diesbezüglich allerdings noch keine Erfolge. Auch andere Länder machen Druck auf die Pharmafirmen und beschweren sich, dass Israel bereits große Mengen des Impfstoffes erhalten hat, während sie mit einer geringeren Anzahl an Dosen vorliebnehmen mussten.

Es wird jedoch davon ausgegangen, dass der Impfstopp nicht allzu lange andauern wird und bis Ende März/April die meisten derer, die es möchten, geimpft sein werden. Dann könnten die Wirtschaft und der Kultursektor wieder öffnen.

Skepsis unter der arabischen Bevölkerung

In der arabischen Gemeinschaft war die Impfkampagne bisher nicht sehr erfolgreich. Nur wenige Impfungen haben hier stattgefunden. Gesundheitsminister Yuli Edelstein betont die Wichtigkeit, auch in der arabischen Gemeinschaft eine höhere Impfbereitschaft zu erreichen: „Wir gehören alle zusammen – es gibt keinen Unterschied, ob die Person, die geimpft wird, ein ultra-orthodoxer oder ein säkularer Jude ist, ob sie Araber, Druse oder Tscherkesse ist.“

Dennoch ist das Vertrauen der arabischen Bevölkerung gegenüber der israelischen Regierung gering und es wird wahrscheinlich lange dauern die Impfkampagne hier erfolgreich durchsetzen zu können.

Die Zahl der Corona-Neuinfizierten steigt

Israel befindet sich derzeit im dritten landesweiten Lockdown. Das bedeutet eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit auf 1000 Metern vom eigenen Wohnsitz; abgesehen von essenziellen Supermärkte und Apotheken sind Lokale und Geschäfte geschlossen; öffentliche Verkehrsmittel arbeiten nur teilweise und an den Highways gibt es Checkpoints, um den Verkehr zwischen Städten einzuschränken.

Des Weiteren ist es verboten, Freunde oder Familie zu besuchen. Sport ist erlaubt, allerdings nur alleine. Trotz all der Einschränkungen sieht man am Wochenende überfüllte Parks und Strände, und die Zahl der Neuinfizierungen steigt dementsprechend an.

Die ersten Teilimpfungen schützen nur partiell vor einer Ansteckung, erst nach der zweiten Impfung ist man komplett vor dem Corona-Virus geschützt. Das bedeutet, dass man erst fünf Wochen nach der ersten Dosis gegen den Virus immun ist. Nicht zuletzt deswegen möchten Premierminister Benjamin Netanyahu und Gesundheitsminister Yuli Edelstein kommende Woche strengere Maßnahmen durchsetzen, die diesbezüglichen Verhandlungen sollen im Lauf dieser Woche stattfinden.

Israel wird attraktiv: viele Israelis kehren zurück

Seit Beginn der Corona-Krise kehrten tausende Israelis zurück in ihre Heimat. Viele davon hatten im Ausland gearbeitet oder waren auf Reisen. Auch wenn Israel seine Schwierigkeiten hatte, die Corona-Neuinfektionen niedrig zu halten, ist die Sterberate deutlich geringer als in anderen Ländern.

Vor Allem die derzeit so erfolgreiche laufende Impfkampagne, im Zuge derer der mehr als eine Million Israelis innerhalb von zwei Wochen geimpft wurden, macht das Land noch attraktiver – zum einen für im Ausland lebende Israelis, zum anderen für Juden, die überlegen nach Israel einzuwandern.

Auch wenn der Optimismus unter den Israelis also steigt, sollte er doch in Anbetracht der zugleich steigenden Neuinfektionen nicht in Übermut enden. Wenn der Impfstopp jedoch nicht allzu lange andauert, ist mit Anfang April ein mögliches Ende der Krise in Sicht.

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