Der Krieg im Gazastreifen werde Israel helfen, seine Forderung zu erfüllen, eine maximale Anzahl von Geiseln bereits in der ersten Phase eines geplanten Waffenstillstands freizulassen.
Die laufenden Operationen der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen trügen dazu bei, ein Abkommen über die Freilassung von Geiseln gegen einen Waffenstillstand voranzutreiben, meinte Premierminister Benjamin Netanjahu am Donnerstag. »Der militärische Druck, der genau hier, an der Kehle der Hamas, ausgeübt wird, und das Festhalten an unseren berechtigten Forderungen hilft uns, das Geiselabkommen voranzubringen«, sagte Netanjahu bei einem Besuch in Rafah im Gazastreifen.
Die anhaltende Militäraktion in der Küstenenklave werde dazu beitragen, »unsere Forderung nach der Freilassung einer maximalen Anzahl von Geiseln bereits in der ersten Phase zu erfüllen«, sagte Netanjahu nach dem Truppenbesuch, denn »dieser doppelte Druck verzögert das Abkommen nicht, sondern bringt es voran«.
Der Premierminister besichtigte gemeinsam mit seinem Militärsekretär Roman Gofman, Stabschef Tzachi Braverman und dem Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi Teile der südlichsten Stadt des Gazastreifens an der Grenze zu Ägypten. Die Erfolge der Truppe in Rafah hätten ihn in seinem »Verständnis bestärkt, dass ihr massiver Einsatz über und unter der Erde für die Sicherheit Israels unerlässlich ist«. Der Besuch habe auch dazu beigetragen, Netanjahus Position zu stärken, dass Jerusalem die Kontrolle über den Grenzübergang Rafah und den Philadelphi-Korridor behalten solle, also den rund vierzehn Kilometer langen Streifen entlang der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten.
»Nächste Woche werde ich in die Vereinigten Staaten reisen und vor beiden Kammern des Kongresses sprechen. Ich werde Israels Rechtschaffenheit darlegen, aber auch das israelische Heldentum, das ich hier sehe«, so der Premierminister.
Fortsetzung der Verhandlungen
Netanjahus Besuch in der ehemaligen Hamas-Hochburg erfolgte nachdem eine israelische Delegation diese Woche zu weiteren indirekten Gesprächen mit der Terrorgruppe nach Ägypten gereist war. Anfang der Woche hatten israelische Diplomaten gegenüber Journalisten mitgeteilt, die Verhandlungen über einen Waffenstillstand und die Freilassung von Geiseln würden trotz des Angriffs auf den Hamas-Terrorchef Mohammed Deif fortgesetzt. Während Deifs Stellvertreter bei dem Angriff getötet wurde, ist der Tod des Hamas-Militärchefs weiterhin offiziell nicht bestätigt.
Nach Angaben der libanesischen Tageszeitung Al-Akhbar, die der Hisbollah nahesteht, teilte Israel Kairo mit, seine Militäroperationen nicht einzustellen, solange es keine Einigung gibt, und »die Angriffe auf Hamas-Führer im Gazastreifen fortgesetzt werden, auch wenn die Verhandlungen weitergehen«.
Die New York Times listete am Montag die noch ungeklärten Themenbereiche auf, darunter die Forderung der Hamas, Israel müsse den Krieg endgültig beenden und sich aus strategischen Gebieten, einschließlich der Grenze zu Ägypten, zurückziehen. In privaten Gesprächen mit Kairo habe Jerusalem jedoch angedeutet, Israel könnte zu einem Rückzug bereit sein, sollte Ägypten jenen Maßnahmen zustimmen, die den Waffenschmuggel entlang der Grenze verhindern, werden zwei israelische Beamte und ein hochrangiger westlicher Diplomat von der US-Zeitung zitiert.
Währenddessen betonte Benjamin Netanjahu öffentlich, Israel werde in jedem denkbaren Szenario die Kontrolle über den Grenzübergang Rafah und den Philadelphi-Korridor behalten. Zu den erklärten roten Linien des Premierministers gehören die Möglichkeit, die Kämpfe im Gazastreifen wieder aufzunehmen, bis alle Kriegsziele erreicht sind; ein Ende des Waffenschmuggels aus Ägypten; keine Rückkehr von Tausenden von Hamas-Terroristen in den Norden der Küstenenklave und die Maximierung der Zahl der freigelassenen lebenden Geiseln.
Am Mittwoch betonte Netanjahu vor Abgeordneten der Opposition in der Knesset Israels Entschlossenheit, »den Krieg zu gewinnen. Wir sind entschlossen, alle unsere Geiseln zurückzubringen. Der Schlüssel dazu ist Druck, Druck, Druck und noch mehr Druck.«
Von den hundertzwanzig Geiseln, die sich noch im Gazastreifen befinden, wurden hundertsechzehn während am 7. Oktober entführt, die anderen bereits zu einem früheren Zeitraum. Ein hochrangiger israelischer Beamter, der an den Verhandlungen beteiligt ist, informierte im Juni die Nachrichtenagentur darüber, dass Dutzende der Geiseln noch am Leben seien.