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NATO-Büro in Jordanien eröffnet

NATO hat ein Büro in Jordaniens Hauptstadt Amman eröffnet
NATO hat ein Büro in Jordaniens Hauptstadt Amman eröffnet (© Imago Images / Pond5 Images)

Angesichts der anhaltenden Spannungen in der Region hat die NATO in einem im Nahen Osten bisher einmaligen Schritt ein Verbindungsbüro in Jordanien eingerichtet.

Vor einigen Tagen kündigte das jordanische Außenministerium die Einrichtung eines NATO-Verbindungsbüros in Amman an, um die Kooperationsbeziehungen mit dem Bündnis des Nordatlantikvertrags zu stärken. Das Ministerium erklärte, der Beschluss zur Eröffnung des Büros, »dessen Einrichtung in der Abschlusserklärung des NATO-Gipfels in Litauen im Juli 2023 angekündigt wurde, stellt einen Meilenstein in der tiefgreifenden strategischen Partnerschaft zwischen Jordanien und dem Bündnis dar, da das Bündnis die zentrale Rolle Jordaniens bei der Erreichung regionaler Stabilität anerkennt«.

Das Ministerium fügte hinzu, die Niederlassung werde »als Repräsentanz des Bündnisses den politischen Dialog und die Zusammenarbeit in den Bereichen gemeinsamer Interessen zwischen der NATO und Jordanien stärken« und soll die kontinuierliche Kommunikation zwischen dem Königreich und der NATO in einer Weise fördern, die zu einem besseren Verständnis des nationalen und regionalen Kontextes beiträgt: »Die Einrichtung eines NATO-Verbindungsbüros in Amman stützt sich auf fast drei Jahrzehnte intensiver bilateraler Beziehungen, insbesondere im Rahmen des Mittelmeerdialogs der NATO. Die Vermittlungsstelle zielt darauf ab, den politischen Dialog zu verbessern und die praktische Zusammenarbeit zwischen dem Bündnis und Jordanien zu vereinfachen.«

Warum Jordanien?

Der ehemalige stellvertretende jordanische Ministerpräsident Mamdouh al-Abadi bezeichnete die Wahl Jordaniens als Sitz des ersten NATO-Büros im Nahen Osten »als einen Versuch der die NATO anführenden USA, in der Region Fuß zu fassen … und sich über das jordanische Tor zu nähern«.

Al-Abadi wies darauf hin, es sei an der Zeit, »dass Jordanien seine eigenen Interessen durch solche Schritte wahrnimmt«, noch dazu, als das Königreich unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen leide. »Ein Großteil der amerikanischen Hilfe geht an bestimmte gesellschaftliche Einrichtungen und nicht direkt an die Staatskasse«, so al-Abadi. »Die Eskalation der Angriffe der Hisbollah vom Südlibanon sowie jene der Huthi vom Jemen aus und der im April erfolgte Beschuss Israels mittels Drohnen und Raketen durch den Iran »als Reaktion auf den Angriff auf seine Botschaft in Damaskus: All diese Entwicklungen haben die NATO dazu veranlasst, über ein strategisches Standbein in der Region nachzudenken.«

Der Politologe und Strategieexperte Amer Al Sabaileh erklärte, die Einrichtung einer Niederlassung in Amman sei Teil der NATO-Expansionsstrategie in Richtung südliches Mittelmeer, insbesondere vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs. »Die NATO hat beschlossen, die Effizienz ihrer Verbündeten zu erhöhen und ihnen angesichts der zunehmenden Bedrohungen Unterstützung zu bieten.«

Nach Meinung des Wissenschaftlers möchte das Bündnis »sein Image verbessern«, da es in den vergangenen Jahren »unter negativen Stereotypen gelitten« habe, weswegen es in der Eröffnung einer Dependance in Jordanien eine Möglichkeit sehe, »sein wahres Image deutlich zum Ausdruck zu bringen«.

Aktuell stehe Jordanien vor noch nie dagewesenen Herausforderungen, meint der Politologie, sei es durch die Ausbreitung terroristischer Gruppen an seinen Grenzen oder durch Milizen, die es auf die Sicherheit des Landes abgesehen haben. »Die NATO erkennt die Bedeutung Jordaniens an und arbeitet mit dem Königreich zusammen, um dessen Fähigkeiten und Kompetenzen zur Bewältigung der sicherheitspolitischen Herausforderungen auszubauen.«

Symbolischer Schritt

Laut dem auf internationale Beziehungen spezialisierten jordanischen Autor Daoud Kuttab sei Jordanien ein Verbündeter aller NATO-Mitglieder und befinde sich in einer strategisch wichtigen Lage, was es zu einem geeigneten Standort mache: »Jordanien hat ein Friedensabkommen mit Israel und gute Beziehungen zu verschiedenen arabischen und islamischen Ländern«, ruft Kuttab in Erinnerung, nach dessen Ansicht die Aufgabe des Büros darin bestehen werde, »verschiedene Angelegenheiten zu erleichtern, die Kommunikation zu beschleunigen und die NATO auf militärischer und administrativer Ebene logistisch zu unterstützen«.

Die Leiterin der Abteilung Nordafrika und Naher Osten am Berliner Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Isabelle Werenfels, erklärte, der aktuelle Konflikt im Gazastreifen habe die Einrichtung eines NATO-Büros in Amman möglicherweise beschleunigt. Sie glaubt zwar nicht, dass die NATO »den Wunsch hat, sich in den Konflikt im Nahen Osten einzumischen«, empfiehlt den Ländern der Region jedoch, »die Angelegenheit als einen symbolischen Schritt« zu betrachten. Allerdings sei Jordanien »ein ziemlich neutral auftretendes Land in der arabischen Welt. Ich denke, die dringende Frage muss jetzt lauten, welche Rolle das Büro im Lauf der Zeit spielen und auf welche Weise es mit anderen regionalen Akteuren, insbesondere mit nordafrikanischen Ländern, zusammenarbeiten wird.«

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