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Gedenken an Nationalsozialismus: Gilt der Mauthausen-Schwur nicht für Juden?

Befreiung vom Nationalsozialismus: Mauthausen-Gedenkfeier mit Palästinenser-Flagge
Befreiung vom Nationalsozialismus: Mauthausen-Gedenkfeier mit Palästinenser-Flagge (Quelle: Twitter Martin Engelberg)

Das am 8. Mai am Wiener Heldenplatz stattfindende »Fest der Freude« zur Erinnerung an die Befreiung vom Nationalsozialismus fand dieses Jahr ohne offizielle Teilnahme der Israelitischen Kultusgemeinde statt. Warum?

Redaktion

Sowohl das »Fest der Freude« als auch das jährliche Gedenken im ehemaligen KZ-Mauthausen werden vom Mauthausenkomitee veranstaltet. Bei der Veranstaltung zur Befreiung Mauthausens führte ein Vertreter des KZ-Verbands demonstrativ eine Palästinenserfahne mit, was von den Organisatoren zugelassen wurde.

Beim KZ-Verband handelt es sich um die ursprünglich überparteiliche Organisation der überlebenden politischen Häftlinge. Nach Beginn des Kalten Kriegs wurde er zu einer kommunistischen Vorfeldorganisation, neben dem die Sozialistischen Freiheitskämpfer der SPÖ und die ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten entstanden. Mit dem KZ-Verband war ihnen gemeinsam, dass sie lange Zeit den »bloß« rassistisch oder antisemitisch – im NS-Jargon: »rassisch« – Verfolgten wie den Juden keine Mitsprache beim Mauthausengedenken einräumen wollten.

Der Mauthausen-Schwur beinhaltet unter anderem das »Prinzip der gegenseitigen Achtung«. Dies nimmt offensichtlich das jüdische Volk aus, denn nicht nur wird das schlimmste und tödlichste Pogrom seit der Nazizeit ignoriert und keine Stellung dazu bezogen, es wird sogar das Tragen mit der Fahne der Pogromisten zugelassen. Und dies ohne Probleme und Widerspruch – weil die Akteure vom 7. Oktober 2023 keine Nationalsozialisten oder Rechtsextreme waren, sondern klerikale, islamistische Faschisten.

Seit 2020 nichts geändert

Für den KZ-Verband sei deshalb ein Mena-Watch-Beitrag von 2020 wiederholt:

Karl Marx sprach weiland von der Religion als »Opium des Volkes«, und in der »Internationale« heißt es: »Es rettet uns kein höheres Wesen.« Nur beim Islam gibt es einen Dispens. Islamkritik ist in der Linken kaum salonfähig.

Parallelen zwischen den Schwarzhemden Mussolinis, den Braunhemden der Nazis und jener wiederum schwarzen oder grünen Farbe bei den Aufmärschen von Hamas, Hisbollah oder den iranischen Revolutionsgarden werden nicht gesehen. Im Gegenteil. Muslime, die sich den Aktivisten des politischen Islams entgegenstellen, werden im Regen stehengelassen, von Linken, Grünen und Liberalen mit Argwohn betrachtet und geraten unter Islamophobieverdacht. Offensichtlich wird aus richtig falsch, wenn es der Falsche – in unzulässiger Verallgemeinerung die populistische Rechte – sagt und sich eines tatsächlichen Problems annimmt.

Statt nachzudenken, reagiert man reflexhaft und überlässt der Rechten das Feld der Islamkritik. Muslime ziehen sich auf ihren Opferstatus zurück und werden nicht angehalten, das eigene Haus in Ordnung zu halten.

Religionsvertreter reagieren um nichts besser. Der mittelalterliche Spruch »Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg’ auch keinem Andern zu« – das Gebot der Nächstenliebe aus der Tora, Levitikus 19/18, das von der christlichen Theologie fälscherweise als Neuerung dargestellt wurde – wird auf den interkonfessionellen Dialog projiziert, in dem muslimischer Antisemitismus und Christenverfolgung ignoriert werden.

Hetzt heute ein Pfarrer von der Kanzel über die »Synagoge des Satans«, riskiert er einen Rüffel seines Bischofs. Predigt aber ein Iman von den »Juden als Söhne von Affen und Schweinen«, spricht man von falschen Übersetzungen der Kritiker. Was das Christentum an Religionskritik verarbeiten musste, glaubt man den Muslimen nicht zumuten zu können. …

Eine weitere Ähnlichkeit glauben manche Linke bei der Utopie einer klassenlosen Gesellschaft im Sozialismus und den Gemeinschaftsvorstellungen im Islam erkennen zu können. Was den Kommunisten der Klassenkampf, ist den Islamisten die Ausbreitung des Islams in der ganzen Welt. Manche Marxisten wie Roger Garaudy schafften als Islamkonvertiten gar den Übergang und fühlen sich an den neuen Ufern heimisch. Das Ausleben antisemitischer Neigungen wurde ihnen dadurch erleichtert. …

Möge der kritische Geist der Linken nicht im Sumpf des Unwissens und der Emotion in Solidarität mit dem politischen Islam versinken. Gar manche Intellektuelle lagen auch in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts falsch. Das haben jene Muslime, die auf bessere Zeiten hoffen, nicht verdient.«

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