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Nasrin Sotoudeh tritt im Iran wegen Corona in den Hungerstreik

Demonstration für die Freilassung Nasrin Sotoudehs
Demonstration für die Freilassung Nasrin Sotoudehs

Die inhaftierte Menschenrechtsaktivistin und Anwältin fürchtet um ihr Leben in dem überfüllten Gefängnis, in dem katastrophale Gesundheitszustände herrschen.

Der Iran ist im Nahen und Mittleren Osten am stärksten vom Coronavirus betroffen. Am Dienstag wurden 23.049 Coronafälle und 1812 Tote gemeldet. Laut der Weltgesundheitsorganisation könnte die Zahl allerdings fünfmal höher sein, da im Iran nur Risikofälle getestet werden. Die iranischen Gefängnisse sind überfüllt und die Hygienebedingungen lassen zu wünschen übrig. Dutzende Inhaftierte haben starken Husten und hohes Fieber, was sind zentrale Symptome des Coronavirus sind. Dennoch werden keine Tests durchgeführt, um die restlichen Inhaftierten vor dem stark ansteckenden und tödlichen Virus zu schützen.

Auf Forderungen der UN hin, wurden letzte Woche 85.000 Inhaftierte temporär entlassen. Dennoch sind die Gefängnisse weiterhin überfüllt. So kann sich das Virus unter den Inhaftierten immer weiter ausbreiten.

Hungerstreik gegen Gesundheitsrisiken

Angesichts dessen fordert die selbst inhaftierte Menschenrechtsaktivistin Nasrin Sotoudeh die Schließung der Gefängnisse im Iran, einschließlich der Frauenabteilung des Evin-Gefängnisses, wo viele politische Gefangene inhaftiert sind, die sich im Iran für Frauenrechte und gegen das Kopftuchgebot einsetzen. Die 56-jährige Sotoudeh beurteilt ihre Situation als „Hochrisikosituation“ und beschreibt den Hungerstreik, mit dem sie ihre Forderung untermauern möchte, als letzten Ausweg. Dem Menschenrechtszentrum im Iran (CHRI) zufolge, traten mindestens drei weitere Frauen im Evin-Gefängnis in den Hungerstreik, um mit Sotoudeh die Freiheit aller politischen Inhaftierten zu erlangen.

Nasrin Sotoudeh wurde aufgrund ihrer Tätigkeit als Menschenrechtsanwältin und Aktivistin seit 2010 mehrmals zu Freiheitsstrafen verurteilt. Am 13. Juni 2018 wurde sie schließlich zu 33 Jahren Haft und 148 Schlägen verurteilt. Zu den Gründen zählten „Anstiftung zu Korruption und Prostitution“, „offenes sündhaftes Auftreten in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch“ und „Störung der öffentlichen Ordnung“. Als Anwältin vertritt sie hauptsächlich Dissidenten. Im Jahr 2012 wurde Nasrin Sotoudeh vom Europaparlament mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit (auch EU-Menschenrechtspreis genannt) ausgezeichnet.

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