Der Tod des Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah hat tiefgreifende Auswirkungen auf die öffentliche Meinung im Iran, eine Änderung der Regime-Politik ist trotzdem äußerst unwahrscheinlich.
Farzad Amini
Der Tod von Hassan Nasrallah, dem Generalsekretär der Hisbollah im Libanon und einer der wichtigsten Persönlichkeiten der iranischen »Widerstandsachse« im Nahen Osten, hat tiefgreifende Auswirkungen auf die öffentliche Meinung im Iran.
Das Ereignis wird einerseits als Schlag gegen die regionalen Stellvertreterkräfte der Islamischen Republik angesehen und hat andererseits bei der iranischen Bevölkerung die Hoffnung geweckt, dass die Regierung vielleicht diesen kostspieligen und zerstörerischen Weg der Unterstützung von Terroristen und Stellvertretergruppen aufgeben und stattdessen nationale Ressourcen für die Verbesserung des Lebens ihrer Bürger bereitstellen wird. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit einer Änderung dieser Politik sehr gering ist und das iranische Regime seinen Weg einfach weiter fortsetzt.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Seit der Revolution von 1979 hat die Islamische Republik Iran die Politik des Revolutionsexports zu einem ihrer Hauptprinzipien erklärt. Diese Politik bedeutet, den Einfluss des Irans sowie seine militärische und politische Präsenz in den Ländern der Region auszuweiten, was sich in der Unterstützung von Milizen und terroristischen Gruppen wie der Hisbollah im Libanon, der Hamas im Gazastreifen oder den Huthi im Jemen manifestiert.
Hisbollah-Chef Nasrallah bestätigte in der Vergangenheit mehrere Male, dass die gesamte finanzielle, militärische und logistische Unterstützung seiner Organisation vom Iran bereitgestellt wird. Die Eingeständnisse, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die iranische Wirtschaft durch internationale Sanktionen stark unter Druck steht, haben bei vielen iranischen Bürgern Wut ausgelöst.
Tatsächlich sind die kostspieligen und nicht zu rechtfertigenden regionalen Maßnahmen einer der Hauptgründe für den wirtschaftlichen und existenziellen Druck auf die iranische Bevölkerung. Die aufgrund dieser Interventionen und der Unterstützung terroristischer Gruppen verhängten Sanktionen haben zu einem starken Rückgang der Öleinnahmen, zu Störungen im Banken- und Handelssystem und zu einer erhöhten Inflation geführt.
Reaktion der Bevölkerung
Der Tod von Hassan Nasrallah hat bei einem großen Teil der iranischen Bevölkerung Freude und Optimismus ausgelöst. Viele betrachten seinen Tod als Symbol für den Zusammenbruch und die Schwächung der »Achse des Widerstands« und das bevorstehende Ende der ausländischen Unterstützung des Irans für terroristische Milizen. In den sozialen Medien wurden zahlreiche Nachrichten veröffentlicht, in denen diese Entwicklung als Chance bezeichnet wird, die fehlerhafte und kostspielige Politik der Islamischen Republik zu beenden und die Aufmerksamkeit der Regierung wieder auf interne Fragen und wirtschaftliche Probleme zu lenken.
Viele Analysten und politische Beobachter warnen jedoch davor, dass das iranische Regime diese Politik nicht so einfach aufgeben wird. Die Geschichte der Islamischen Republik zeigt, dass die Regierung selbst angesichts des stärksten internationalen und wirtschaftlichen Drucks nicht von ihrer Ideologie des Revolutionsexports und der Unterstützung von Stellvertreterkräften in der Region abgerückt ist.
Die Unterstützung von Stellvertretertruppen in der Region erlegte der iranischen Wirtschaft hohe Kosten auf. Dies führte nicht nur zu weitreichenden Sanktionen gegen den Iran, sondern auch zur Verschwendung nationaler Ressourcen, die für die Entwicklung des Landes und das Wohlergehen der Bevölkerung hätten eingesetzt werden können. Steigende Arbeitslosigkeit, Inflation, sinkender Wert der Landeswährung und zunehmende Armut in der Bevölkerung sind alles direkte Folgen dieser Politik.
Emad Nasibi, Mitglied der Kommission für innere Angelegenheiten, erklärte ausdrücklich, die Lebensbedingungen der Menschen im Iran seien mittlerweile derart prekär, dass ihr rechtmäßiger und natürlicher Anspruch auf ein »gutes Leben« auf das bloße »Überleben« reduziert wurde. Diese Aussage zeigt deutlich, wie verheerend sich die aggressive und kostspielige Außenpolitik des Regimes auf das alltägliche Leben der Bevölkerung auswirkt.
Schicksal wie Hamas?
Trotz der Hoffnung vieler Iraner, dass die Unterstützung der Islamischen Republik für ausländische Terrorgruppen nach Nasrallahs Tod ein Ende haben wird, weisen Analysten auf die sehr geringe Wahrscheinlichkeit einer Änderung dieser Politik hin. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Islamische Republik trotz Rückschlägen und internem und internationalem Druck weiterhin ihren Weg der Unterstützung von Stellvertreterorganisationen und der Stärkung von Milizen verfolgt.
Angesichts der jüngsten Niederlagen der Hamas und der Schwächung der Hisbollah besteht die Möglichkeit, dass auch der Iran Ähnliches erfährt. Die Islamische Republik kann diese Gruppen nicht weiterhin unterstützen, ohne ernsthafte interne und externe Auswirkungen zu spüren. Israel hat deutlich unter Beweis gestellt, solch terroristische Stellvertretergruppen bekämpfen zu wollen, und wenn das iranische Regime seinen Kurs nicht ändert, wird es unweigerlich ein ähnliches Schicksal wie die Hamas und die Hisbollah ereilen.
Der Tod von Hassan Nasrallah, einem der wichtigsten Symbole der »Widerstandsachse«, könnte die Möglichkeit eröffnen, die Außenpolitik der Islamischen Republik zu überdenken; allerdings deutet alles darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit einer Änderung dieser Politik sehr gering ist. Die iranische Bevölkerung, die seit Langem unter der Außenpolitik des Regimes leidet, ist zunehmend desillusioniert. Setzt die Regierung ihre derzeitige Politik fort, wird ihr Schicksal nichts andere sein als eine Wiederholung der jüngsten Niederlagen und Demütigungen, mit denen die Hisbollah und die Hamas konfrontiert sind.
Anstatt seine Ressourcen für das Wohlergehen seines Volkes einzusetzen, ist das iranische Regime auf dem besten Weg, die Wirtschaft des Landes zu zerstören und die Gesellschaft in den Zusammenbruch zu treiben.