Nasrallahs Blamage

Persiflage auf Hassan Nasrallah. (Twitter/Hanin Ghaddar)
Persiflage auf Hassan Nasrallah. (Twitter/Hanin Ghaddar)

Der von Hassan Nasrallah gepriesene Vergeltungsschlag gegen Israel sorgt in sozialen Medien in der Region weiterhin für viel Amüsement.

Als Datum für die lange erwartete Revanche der Hisbollah für den Tod ihres Militärführers Fuad Shukr wählte Hassan Nasrallah, der Generalsekretär der Terrorgruppe, mit dem vergangenen Sonntag einen schiitischen Gedenktag, der an eine verlorene Schlacht erinnert. Die Wahl scheint passend gewesen zu sein.

Glaubt man den Worten des Terrorpaten, hat die Hisbollah Formidables erreicht: Als Revanche für den Angriff Israels in Beirut sollen ganze elf Militärstützpunkte getroffen worden sein, dazu noch das Hauptquartier des Mossad und der israelischen Streitkräfte – und das alles, ohne zivile Wohngegenden getroffen zu haben. Die Hisbollah soll auch dem Wunsch des Irans entsprochen haben, keine schwerwiegendere kriegerische Auseinandersetzung mit Israel auszulösen, die über den seit einem dreiviertel Jahr geführten Abnützungskrieg hinausgehen würde.

Laut der Terrorgruppe sollen die Angriffe mit Raketen und Drohnen nur aus dem südlichen Libanon geführt worden sein und nicht mit den im Raum Beirut und Baalbek stationierten, vom Iran gelieferten, weitreichenden Fateh-110– und Zelzal-Raketen. Dass Israel dem Angriff mit einem massiven Präventivschlag zuvorgekommen ist, wodurch ein Großteil der Hisbollah-Raketen zerstört wurde, noch bevor sie abgefeuert werden konnten, wischte Nasrallah als bloße Lügengeschichte beiseite.

In der wirklichen Welt, der Realität außerhalb des Verstecks, in dem sich Hassan Nasrallah vor Israel verbirgt, stellte sich der vermeintliche »Triumph« über den zionistischen Erzfeind deutlich bescheidener dar. Im Raum Akko kam es zu Sachschäden; das einzige Todesopfer auf israelischer Seite war ein Marinesoldat, der vermutlich vom Schrapnell einer israelischen Abwehrrakete getroffen wurde.

HFC

Außerhalb des Kreises von Hisbollah-Claqueuren ergossen sich in arabischen Social-Media-Kanälen Hohn und Spott über die iranische Handlangertruppe und den Umstand, dass ihre Raketen vielleicht nicht die Mossad-Zentrale zerstört, dafür aber ein nicht minder wichtiges Ziel getroffen haben: eine Hühnerfarm im Moschav Ramot Naftali im Galiläa.

Ein kuwaitischer Nutzer lud das Bild eines toten Huhns hoch und fügte hinzu: »Allah Akbar! Die Antwort von Hassan Nasrallah! Die Antwort der Hisbollah! Die Zahl der verletzten Hühner stieg auf 27, von denen fünf schwer verletzt wurden und Verbrennungen ersten Grades an Flügeln und Schnabel erlitten, nachdem der Hühnerstall als Reaktion auf die Ermordung von Fuad Shukr angegriffen wurde.«

Ein anderer kommentierte trocken: »Das Blut von Fuad Shukr entspricht dem eines Huhnes.« Ein weiterer bemerkte zu einem Video, in dem Feuerwehrleute beim Löschen der Farm und dazwischen recht entspannt wirkende Hühner zu sehen sind: »Erstaunlich ist, dass selbst israelische Hühner nicht weggelaufen, sondern standhaft geblieben sind und die Raketen überlebt haben, während sich die Hamas-Terroristen in Gaza wie Ratten verstecken.«

Währenddessen macht in Anlehnung an eine amerikanische Fastfood-Kette das Label HFC die Runde: »Hezbollah Fried Chicken.«

Aber der Nahe Osten wäre nicht der Nahe Osten, hätte der sonntägliche Schlagabtausch nicht auch Verschwörungstheorien beflügelt. So kursiert in Muslimbruder-nahen sunnitischen Kreisen die Behauptung, die Konfrontation sei in Wahrheit nur ein abgekartetes Schauspiel gewesen. Gewittert wird eine Absprache zwischen Israel und der Hisbollah, die auf dem Taqiya-Prinzip einer religiös erlaubten, lügnerischen Irreführung beruht habe. Demnach sei alles nur eine Inszenierung gewesen, um die Auseinandersetzung weiterhin »auf Sparflamme« köcheln zu lassen.

Auf israelischer Seite mischt sich in die Genugtuung über das Geschehene und vor allem den erfolgreichen Präventivschlag allerdings auch Bedauern darüber, dass eine Gelegenheit nicht genutzt worden sei, die Hisbollah noch weitaus schwerer zu treffen und ihr Raketenpotenzial substanziell zu dezimieren. Offenbar scheint der Druck der USA auf Israel zu stark gewesen zu sein. Gemeinden im Norden des Landes werfen der Regierung überdies vor, dass der Präventivschlag erst erfolgt sei, als auch das Zentrum Israels angegriffen zu werden drohte, aber untätig zu bleiben, solange nur die Orte in unmittelbarer Grenznähe dem Hisbollah-Terror ausgesetzt sind.

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