Der AKP-Politiker Korkmaz Karaca bestreitet zwar die gegen ihn gerichteten Behauptungen, Bestechungsgelder angenommen zu haben, tritt aber trotzdem von seinem Amt zurück.
Ein hochrangiges Mitglied der Regierungspartei des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ist nach einer Reihe von Korruptionsvorwürfen zurückgetreten, die von einem untergetauchten Mafiapaten über soziale Medien verbreitet wurden. Der verurteilte Kriminelle Sedat Peker ist in der Türkei berühmt-berüchtigt, weil er auf YouTube und Twitter immer wieder Anschuldigungen gegen hochrangige Vertraute Erdogans erhebt, die von Bestechung über Drogenschmuggel bis hin zu Mord reichen.
Während sein mondänes Anwesen in Istanbul letzte Woche beschlagnahmt wurde, wird vermutet, dass sich Peker in den Vereinigten Arabischen Emiraten versteckt hält, um seiner Inhaftierung zu entgehen. Der 51-Jährige gibt offen zu, ein Mafiaboss zu sein, und behauptet, belastende Beweise gegen Politiker aus dem Umfeld Erdogans zu haben, die angeblich mit der türkischen Unterwelt verkehren. Die meisten seiner Videos werden millionenfach aufgerufen.
In seinen jüngsten Twitter-Beiträgen vom vergangenen Wochenende beschuldigte er eine Reihe von Funktionären, Bestechungsgelder von Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden, zu verlangen. Ein Vorwurf richtete sich gegen Korkmaz Karaca, eine Führungsfigur in Erdoğans AKP und Mitglied des Präsidialausschusses für Wirtschaftspolitik.
Karaca wies die Anschuldigungen zwar von sich und sagte, er habe die von dem Mafiapaten genannten Personen nie getroffen, trat aber dennoch zurück und begründete dies auf Twitter damit, dass die »ständige unmoralische Troll-Kampagne« seine Gesundheit schädige und sein Familienleben ruiniere. »Dieser Lynchmord, der meine wunderbare Tochter und meine Frau erreicht hat, ist wieder zu einer Bedrohung für meine Gesundheit geworden. Aus diesen Gründen trete ich von meinem Amt zurück«, erklärte Karaca am Dienstagabend.
Bereits am vergangenen Sonntag ist ein weiterer Erdoğan-Berater zurückgetreten, der von Peker beschuldigt worden war. Pekers Popularität in der Türkei beruht nicht zuletzt auf seinem freimütigen Eingeständnis, dass er sich vieler jener Verbrechen schuldig gemacht hat, die er eben auch der Regierung vorwirft. Seine Anschuldigungen trugen entscheidend dazu bei, dass die Verschwendung und Korruption der Erdoğan-Regierung in der Öffentlichkeit wahrgenommen und kritisiert werden.