Der Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf israelische Soldaten löste eine Welle von Vergeltungsschlägen durch Israel aus.
Charles Bybelezer / Akiva Van Koningsveld
Israel bekräftigte am Sonntagabend sein Bekenntnis zu dem von den USA vermittelten Waffenstillstand im Gazastreifen, der nach einer Reihe von Hamas-Angriffen auf Angehörige der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), die militärische Vergeltungsmaßnahmen nach sich zog, gefährdet war. »In Übereinstimmung mit den Anweisungen der politischen Führung und nach einer Reihe bedeutender Vergeltungsschläge als Reaktion auf die Verstöße der Hamas haben die IDF mit der erneuten Durchsetzung des Waffenstillstands begonnen. Die IDF werden weiterhin an der Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens festhalten und auf jeden Verstoß entschlossen reagieren.«
US-Präsident Donald Trump erklärte ebenfalls am Sonntagabend, der Hamas-Angriff sei »hart, aber angemessen« geahndet worden und die Waffenruhe bleibe weiterhin aufrecht. »Wir müssen abwarten, was passiert«, meinte Trump auf eine Nachfrage zu den Vergeltungsschlägen Israels. »Wir wollen sicherstellen, dass es mit der Hamas friedlich zugeht, und wie Sie wissen, war sie ziemlich unruhig und hat einige Schüsse abgegeben.« Möglich sei, dass die Führung der Terrororganisation daran »nicht beteiligt war«, sondern »einige Rebellen innerhalb der Organisation« die Angriffe gestartet hätten.
US-Vizepräsident J. D. Vance betonte am Sonntagabend auf dem Rollfeld der Joint Base Andrews gegenüber Journalisten die besondere Situation: »Wenn wir über die Hamas sprechen, sprechen wir von vierzig verschiedenen Zellen; sie ist zersplittert. Einige dieser Zellen werden den Waffenstillstand wahrscheinlich einhalten, viele werden dies jedoch nicht tun, wie wir heute gesehen haben. Bevor wir tatsächlich sicherstellen können, dass die Hamas ordnungsgemäß entwaffnet wird, müssen, wie wir wissen, einige dieser arabischen Golfstaaten Truppen dorthin entsenden, um tatsächlich für Recht und Ordnung zu sorgen.« Diese Sicherheitsinfrastruktur werde dann eingerichtet, wenn man »ein Stück weit den Weg« von Trumps Zwanzig-Punkte-Friedensabkommen für den Gazastreifen beschritten habe.
Brüchige Waffenruhe
Hamas-Terroristen griffen am Sonntag IDF-Soldaten im südlichen Gazastreifen an, was zu israelischen Vergeltungsschlägen aus der Luft und hochrangigen politischen Beratungen in Jerusalem führte. Eine Quelle aus den Reihen der IDF teilte der Nachrichtenagentur Reuters mit, die Hamas habe mehrere Angriffe auf israelische Soldaten jenseits der Gelben Linie durchgeführt, also jener Grenze, bis zu der sich das Militär gemäß dem Friedensplan der Trump-Regierung zurückgezogen hatte. »Heute früh feuerten Terroristen eine Panzerabwehrrakete und Schüsse auf IDF-Truppen ab, die gemäß dem Waffenstillstandsabkommen damit beschäftigt waren, terroristische Infrastrukturen im Gebiet von Rafah im südlichen Gazastreifen zu zerstören«, erklärte das Militär in einer offiziellen Stellungnahme.
Bei dem Hamas-Angriff wurden zwei Soldaten, beide Angehörige der Nahal-Brigade, getötet. »Als Reaktion darauf haben die IDF begonnen, Angriffe in dem Gebiet zu fliegen, um die Bedrohung zu beseitigen und Tunnelschächte und militärische Strukturen, die für terroristische Aktivitäten genutzt werden, zu zerstören«, informierte die Militärerklärung.
Hatte Israel zunächst beschlossen, alle Übergänge in den Gazastreifen zu schließen und die Lieferung humanitärer Hilfe gemäß der Waffenruhe auszusetzen, wurde diese Entscheidung nach Druck aus Washington rückgängig gemacht, wie die US-Nachrichtenagentur Axios und der israelische Nachrichtensender Channel 12 News am Montagmorgen berichteten. Ungenannte israelische Beamte bestätigten gegenüber den Medien, dass die Lieferung humanitärer Hilfe bereits am Montagmorgen wieder aufgenommen werden würde.
Gelbe Linie
Die IDF identifizierten auch mehrere palästinensische Terroristen, die am Montagmorgen die Gelbe Linie überschritten hatten, worauf Truppen im Stadtteil Shejaiya in Gaza-Stadt das Feuer eröffnet hätten. »IDF-Truppen des Südkommandos sind gemäß dem Waffenstillstandsabkommen in dem Gebiet stationiert und werden weiterhin operieren, um jede unmittelbare Bedrohung zu beseitigen.«
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz gab bekannt, das Militär angewiesen zu haben, »den Hamas-Führern im Gazastreifen über den amerikanischen Überwachungsmechanismus eine klare Botschaft zu übermitteln«: Jeder Hamas-Terrorist, der sich jenseits der Gelben Linie aufhält, »muss sofort evakuiert werden«, wobei »die Hamas-Führung die Verantwortung für jeden Vorfall« dort tragen werde. »Jeder, der in dem Gebiet bleibt, wird ohne weitere Warnung zum Ziel eines Angriffs, damit die IDF-Soldaten frei und sofort gegen jede Bedrohung vorgehen können. Der Schutz der IDF-Soldaten hat oberste Priorität und es werden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um dies zu gewährleisten.«
Die Gesandten von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff und Jared Kushner, landeten am Montagnachmittag in Tel Aviv, um im Rahmen der amerikanischen Bemühungen, den Waffenstillstand vor dem Scheitern zu bewahren, weitere Phasen des Abkommens zu diskutieren.
Im Rahmen des Waffenstillstandsabkommens war die Hamas verpflichtet, bis zum 13. Oktober alle 28 Leichen israelischer Geiseln zurückzugeben; jedoch wurden bislang nur zwölf überstellt. Die palästinensische Terrororganisation weigert sich außerdem, ihre Waffen abzugeben und beabsichtigt, während einer Übergangsphase die Regierungspartei im Gazastreifen zu stellen. Beide Forderungen verstoßen aber dezidiert gegen Trumps Zwanzig-Punkte-Friedensplan, der am 29. September vorgestellt wurde.
Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)






