Die Hamas-Geisel David Cuono befindet sich seit 610 Tagen in Gefangenschaft der Terrorgruppe in Gaza und verbrachte mittlerweile zwei Geburtstage dort.
Amelie Botbol
»Ich träume davon, meine beiden Söhne durch die Tür kommen zu sehen», erzählte Silvia Cunio, Überlebende des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 im Kibbuz Nir Oz und Mutter der Hamas-Geiseln David und Ariel dem Jewish News Syndicate, die von der Terrororganisation gefangen genommen wurden und sich seitdem im Gazastreifen befinden.
Die Familie Cunio feierte vergangenen Woche Davids zweiten Geburtstag in Gefangenschaft. »Es ist sehr schwierig. Seine Zwillingstöchter fragen ständig nach ihrem Vater und weinen in der Nacht«, berichtete Silvia. Wenn David und Ariel »zurückkommen, werden wir ihnen all die Liebe geben, die sie in den fast 600 Tagen [ihrer Gefangenschaft] nicht bekommen haben. Ich hoffe, dass es uns gelingt, sie herauszuholen. Ich versuche, optimistisch zu bleiben und die Familie zu stärken.«

Von den zwanzig Personen, die am 7. Oktober 2023 an der Simchat-Torah-Feier der Familie Cunio teilgenommen hatten, wurden acht entführt, darunter Ariel und seine Freundin Arbel Yehoud; sechs von ihnen sind mittlerweile wieder freigelassen worden. »Um 8:28 Uhr schrieb mir Ariel, dass er sich in einem Horrorfilm befinde. Bevor er entführt wurde, gelang es ihm noch, uns zu warnen, dass sich Terroristen in der Klinik des Kibbuz befanden«, erinnerte sich Silvia. Während Arbel Yehoud nach 482 Tagen wieder freigelassen wurde, ist Ariel weiterhin in Geiselhaft.
David, Silvias zweiter entführter Sohn, war mit seiner Frau Sharon, ihren Zwillingstöchtern Yuli und Emma, Sharons Schwester Danielle Aloni und ihrer fünfjährigen Tochter Emilia während des Überfalls zu Hause: »Sie befanden sich vier Stunden lang in einem Schutzraum, der stark mit Rauch gefüllt war. Als sie zu ersticken drohten, versuchte David, sie herauszubringen. Er nahm seine Tochter Yuli, sprang aus dem Fenster und wollte zu den Nachbarn laufen, aber die Terroristen holten sie ein und brachten sie auf einem Traktor in den Gazastreifen«, erzählte Silvia. Auf dem Weg griff sich ein Terrorist Davids Frau Sharon und nahmen auch sie mit.

Emma, ihre zweite Tochter, wurde gemeinsam mit Sharons Schwester Danielle und deren Tochter Emilia aus demselben Haus entführt und dann von den beiden getrennt. Nach zehn Tagen in einem Privatgebäude wurde sie schließlich ins Nasser-Krankenhaus in Khan Yunis gebracht, da sie unter hohem Fieber litt, und mit ihren Eltern und ihrer Zwillingsschwester wiedervereint. »Sie waren alle zusammen, bis zum 49. Tag ihrer Gefangenschaft. Am 49. Tag brachte die Hamas David in die Tunnel«, sagte Silvia.
Am 24. November 2023 wurden Sharons Schwester und ihre Tochter im Rahmen eines Waffenstillstands gemeinsam mit 105 Geiseln, vor allem Frauen und Kinder, freigelassen; drei Tage später auch Sharon Aloni Cunio und ihre beiden Töchter. David und sein Bruder Ariel werden weiterhin von der Hamas im Gazastreifen festgehalten.
»Ich schalte den Fernseher ein, um zu sehen, ob es Fortschritte gibt, und wenn nicht, schalte ich ihn wieder aus. Malen nach Zahlen gibt mir ein wenig Ruhe. Es hilft mir, nicht nachzudenken. Ich mag den Lärm nicht, ich schreie nicht gern, aber ich schreie still«, beschreibt Silvia ihren momentanen Zustand. »Ich möchte, dass alle zusammenhalten. Gemeinsam werden wir gewinnen – ich möchte, dass alle schreien, dass wir die Geiseln befreien müssen. Zuerst die Lebenden und dann die Verstorbenen, damit sie beerdigt werden können. Betet und sprecht weiter darüber«, plädierte sie abschließend.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)