Der Aktivist Mostafa Adel aus dem Gazastreifen spricht mit Mena-Watch darüber, wie er sein Leben riskiert, um seine Meinung öffentlich zu äußern und Kritik an der Hamas zu üben.
Mohammed Altlooli
Mit dieser Reihe versucht Mena-Watch, jenen Stimmen Gehör zu verschaffen, die seit Langem zum Schweigen gebracht werden. Die Interviewreihe gibt Jugendlichen aus dem Gazastreifen die Möglichkeit, offen über die Lebensrealität unter der Herrschaft der Hamas und ihre Hoffnungen auf eine andere Zukunft zu sprechen. In diesem Teil präsentieren wir die Erlebnisse von Mostafa Adel, einem jungen Aktivisten, der sein Leben riskiert hat, um seine Meinung öffentlich zu äußern und Kritik an der Hamas zu üben.
Mohammed Altlooli (MA): Wie begann Ihr Widerstand gegen die Hamas?
Mostafa Adel (MoA): Meine Geschichte begann, als die Hamas anfing, ihre Herrschaft über den Gazastreifen mit eiserner Faust zu festigen und alle Regierungs- und Verwaltungsämter für ihre eigenen Mitglieder und Verbündeten in Beschlag zu nehmen. Gleichzeitig verarmte während ihrer siebzehnjährigen Herrschaft die Bevölkerung und systematische Plünderungen waren an der Tagesordnung. Die Hamas nutzte den Slogan »Widerstand« als Deckmantel für ihr autoritäres Projekt, was mich dazu veranlasste, mich entschieden gegen diese Realität zu stellen.
MA: Was hat Sie dazu bewogen, die Mauer der Angst zu durchbrechen und sich öffentlich zu äußern?
MoA: Was mich am stärksten dazu bewogen hat, war die Tatsache, dass wir im Gazastreifen nichts mehr haben: Der Tod ist ebenso alltäglich geworden wie der Hunger. Die wiederholten Verhaftungs- und Vorladungskampagnen haben uns klar gemacht, dass Schweigen keine Option mehr ist. Wir mussten unsere Stimme erheben in der Hoffnung, dass die Menschen im Gazastreifen folgen und sich gegen diese anhaltende Unterdrückung aussprechen würden.
MA: Wie schätzen Sie die öffentliche Wahrnehmung aktuell ein? Hat sie sich verändert?
MoA: Auf jeden Fall hat sich das Bewusstsein der Bevölkerung deutlich verändert. Vor dem 7. Oktober 2023 war die Opposition gegen die Hamas nicht so deutlich; die Angst vor ihrer Brutalität hat viele zum Schweigen gebracht. Heute wird Dissens öffentlich und offen geäußert, da die Menschen unter den schlechten Lebensbedingungen und der Unterdrückungspolitik der Hamas leiden.
MA: Welche sind die größten Herausforderungen, denen Sie als junger Dissident gegenüberstehen? Erhalten Sie öffentliche Unterstützung?
MoA: Es gibt viele Herausforderungen, die gefährlichste ist die Verfolgung, die zu Entführungen, körperlichen Übergriffen und sogar zu außergerichtlichen Tötungen führen kann. Gegner werden auch in den sozialen Medien diffamiert und des Verrats und der Anstiftung zum Blutvergießen beschuldigt. Trotzdem spüren wir eine breite, wenn auch manchmal stille Solidarität in der Bevölkerung.
MA: Wie sieht Ihre Vision für eine politische Alternative zur Hamas aus? Glauben Sie, dass die Jugend eine Übergangsphase anführen kann?
MoA: Ich glaube, dass die politische Alternative aus der Palästinensischen
Autonomiebehörde hervorgehen muss, der einzigen legitimen Vertretung unseres Volks. Selbst, wenn die Jugend eine Führungsrolle übernimmt, muss dies unter der direkten Aufsicht der PLO geschehen. Wir stehen an einem kritischen Scheideweg – dies ist ein Moment von »Sein oder Nichtsein«.
MA: Welche Botschaft haben Sie an die Menschen im Gazastreifen und an die internationalen Akteure, die still zusehen?
MoA: Meine Botschaft an die internationale Gemeinschaft ist die, dass es Zeit zu handeln ist. Sie müssen eine gerechte Lösung für den Gazastreifen finden, damit hoffentlich eines Tages ein neben Israel friedlich bestehender palästinensischer Staat gegründet werden kann. Den Menschen, die zwischen dem Hammer des Kriegs und dem Amboss der Unterdrückung durch die Hamas leben, sage ich: Bleibt vereint, geht auf die Straße und lehnt die Sprache des Todes und der sinnlosen Gewalt ab.
Dieses Interview ist Teil einer fortlaufenden Serie von Mena-Watch, in der Stimmen aus dem Gazastreifen zu Wort kommen. Wir werden diese Stimmen weiterhin hörbar machen und ihre Wahrheiten mit der Welt teilen. Den ersten Teil finden Sie hier.