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Flüchtlingslager Moria: Hilfe aus Österreich spurlos verschwunden

Eingang des alten Moria Camps
Eingang des alten Moria Camps (Quelle: Thomas v. der Osten-Sacken)

Mit Nachfragen aus Medien und Parlament konfrontiert, muss die österreichische Regierung inzwischen zugeben, dass sie nicht weiß, wo ihre Hilfe für das neue Flüchtlingslager auf Lesbos eigentlich geblieben ist.

Eine Frage stellen sich auf Lesbos Menschen, egal ob Einheimische oder Flüchtlinge, immer wieder – und die lautet: Wo eigentlich ist das ganze Geld geblieben, dass für Hilfe in den letzten Jahren gespendet wurde?

Alleine nach dem Brand des alten Moria-Camps waren es Millionen in mindestens zweistelliger Höhe, die da gesammelt und angeblich auch zur Verfügung gestellt wurden.

Nur im Camp fehlte es im Winter 2020 weiter so gut wie an allem, weshalb zu Weihnachten auch Flüchtlinge die Initiative ergriffen und einen offenen Brief an Europa verfassten, in dem es unter anderem hieß:

Wir sind vor drei Monaten, nachdem das alte Camp in Moria niedergebrannt ist, in ein neues Lager umgezogen und leben hier mit 7000 Flüchtlingen. Im September wurden uns bessere Bedingungen im neuen Lager versprochen und wir haben diese Versprechen gerne gehört und darauf gewartet, dass sie erfüllt werden.

Leider ist seitdem nicht wirklich etwas passiert. Noch immer warten wir auf genügend warme Duschen. Wenn es regnet, wird das  Lager überflutet und Zelte werden nass. Wir haben keine Heizungen, die uns und unsere Kinder warm halten, keine Schulen oder Kindergärten. Wenn wir krank werden, warten wir stundenlang auf medizinische Behandlung und das Essen, das wir bekommen, ist zwar ausreichend, aber nicht gesund.

Auch wurde uns versprochen, dass unsere Asylverfahren endlich beschleunigt würden, aber immer noch warten zu viele von uns, einige seit mehr als einem Jahr auf ihre Interviews. Stattdessen sitzen wir hier in der Vorhölle und haben nichts anderes zu tun als zu warten.

Die Situation ist teilweise noch schlimmer als vor dem großen Brand. Nur die Sicherheit ist besser geworden, aber trotzdem gibt es nachts kein Licht im Lager. Im alten Moria konnten wir uns selbst organisieren, wir hatten kleine Schulen, Läden und viele andere Aktivitäten betrieben. Im neuen Lager ist das nicht möglich.

„Versorgung vor Ort“

Als besonders großzügig präsentierte sich damals die österreichische Regierung: Man wolle vor Ort gezielt helfen, hieß es aus Wien, auch damit keine weiteren Flüchtlinge aufgenommen werden müssten. Was aus diesem Versprechen wurde? Laut Recherchen der Tageszeitung Standard sehr wenig. Aber, als Trost, da steht Österreich keineswegs alleine da.

Fünfhundert Kindern wolle man täglich Betreuung zukommen lassen und unterstütze dafür die SOS-Kinderdörfer, hieß es damals. Ganze 125 Plätze wurden es dann laut Auskunft der Organisation, ein Großteil der Gelder wurde nicht einmal abgerufen.

Und all die andere Hilfe? Die ist wohl irgendwo verschwunden und man weiß, das immerhin eine offizielle Stellungnahme, auch nicht so wirklich weshalb, wie und wo:

„Im September 2020 flog der damalige Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) persönlich nach Athen. Im Gepäck: 55 Tonnen Hilfsgüter, bestehend aus 400 Familienzelten, 2.000 Hygienepaketen, 200 Zeltheizungen, 400 Zeltbeleuchtungen, 7.400 Decken und 2.700 aufblasbaren Matratzen, Polstern und Bettwäsche.

Im Oktober berichtete dann das ‚Profil‘, dass die Lieferung immer noch am Flughafen liege. Laut Recherchen des ORF hat man etwa Heizstrahler nicht verwenden können, weil es dafür keinen Strom gebe.

Auch nach diesen Hilfsgütern fragten die ‚Neos‘ in ihrer parlamentarischen Anfrage. Dazu verweist [Außenminister] Schallenberg auf frühere Anfragebeantwortungen und schreibt: ‚Details darüber, welche der österreichischen Hilfsleistungen derzeit im Lager verwendet werden, stehen dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten nicht zur Verfügung.‘“

Als letztes Jahr Fragen aufkamen, wieso tausende von Flüchtlingen ohne Heizungen den Winter aushalten mussten, kamen viele Antworten. Es gäbe doch Heizungen, erklärte das zuständige Ministerium in Wien; ähnliches verlautbarte auch das UNHCR.

Nein, es gab sie nicht, denn die Stromversorgung, die notdürftig mit Generatoren aufrechterhalten wurde und wird, reicht bei weitem nicht aus, um 1000 Watt Heizer in solchen Mengen am Laufen zu halten.

Artikel zuerst erschienen auf Jungleblog.

Siehe dazu auch: „Moria, die Caritas und eineinhalb Millionen Euro

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