Berichten zufolge könnte der bei der Fatah in Ungnade gefallene politische Rivale von Mahmud Abbas ein politisches Comeback feiern und die Administration des Gazastreifens nach dem Krieg übernehmen.
Wie etwa das Wall Street Journal unlängst berichtetet, sprechen politische Kreise in den USA schon längere Zeit davon, dass die Nachkriegsadministration Gazas durch Mohammad Dahlan und mit der Hilfe Amerikas und der Vereinigten Arabischen Emirate etabliert werden soll.
Vom Weggefährten zum Gegner
Mohammad Dahlan wurde am 29. September 1961 in Khan Yunis im Gazastreifen, der damals noch unter ägyptischer Verwaltung stand, geboren. Unter Jassir Arafat war er Mitglied der Fatah-Bewegung und von 1994 bis 2002 Sicherheitschef des palästinensischen Geheimdienstes.
Im Jahr 1996 ließ Dahlan rund zweitausend Hamas-Angehörige verhaften, um Selbstmordanschläge in Israel zu verhindern. Als 2000 der Zweite Intifada genannte Terrorkrieg gegen Israel begann, sank allerdings sein Einfluss. Nach Arafats Tod im Jahr 2004 wurde er schließlich zu einem politischen Gegner von dessen Nachfolger, Mahmud Abbas.
Nachdem George W. Bushs Sicherheitsberaterin und spätere Außenministerin Condoleezza Rice die Palästinenserbehörden übereilt zu Parlamentswahlen gedrängt hatte, gewann die Hamas im Jahr 2006 mit 56 Prozent der abgegebenen Stimmen die bisher einzigen demokratischen Wahlen in den Palästinensergebieten. Dahlan plante darauf in Abstimmung mit der CIA einen Putsch gegen die Hamas-Administration, während Abbas sich um eine Einheitsregierung mit der Terrorgruppe bemühte.
Teile des Action Plan der USA und Dahlans wurde am 30. April 2007 in einer jordanischen Zeitung veröffentlicht, ein ähnlicher Bericht über mysteriöse Waffenlieferungen in der israelischen Zeitung Haaretz folgte. Als Dahlan sich Juni 2007 zu einer medizinischen Behandlung kurzfristig ins Ausland begeben musste, schaltete die Hamas im Gazastreifen einem blutigen Bürgerkrieg im ihrerseits die Fatah-Bewegung aus.
Dahlan ließ sich daraufhin im Westjordanland nieder, wo er 2011 er nicht nur aus der Fatah-Bewegung ausgeschlossen, sondern im August auch beschuldigt wurde, Arafat vergiftet zu haben. Daraufhin ging Dahlan in die Vereinigten Arabischen Emirate ins Exil.
Von einem palästinensischen Gericht wurde er auf Veranlassung der selbst durch Vetternwirtschaft steinreich gewordenen Abbas-Familie der Korruption beschuldigt und in Abwesenheit zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Sein Privatvermögen wird auf 120 Millionen Dollar geschätzt
Comeback?
Israel das kein Interesse hat, die Palästinenserbehörden der Westbank aufzuwerten, könnte sich mangels besserer Alternativen und unter amerikanischen Druck mit einer Administration unter Dahlan abfinden. Fürs erste ist eine 2.300 Mann starke Sicherheitstruppe geplant, die von Polizeieinheiten der Vereinigten Arabischen Emirate ergänzt und druch Ägypten unterstützt werden soll.
Eine Akzeptanz dieser Lösung seitens der Hamas ist allerdings nicht zu erwarten. Wie die Palästinensische Autonomiebehörde und die Fatah von Mahmud Abbas auf eine Rückkehr Dahlans in die politische Arena der Palästinensergebiete reagieren würde, bleibt ebenfalls abzuwarten.