„Was Europa sich gerade gefallen lässt, ist an Absurdität kaum zu überbieten. Der Iran fordert ein EU-Mitglied, Großbritannien, militärisch heraus. Und was macht die EU? Sie tut so, als sei sie nicht gemeint. Besonders peinliche Rollen spielen gerade der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) und die neue deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Sie warnen vor einem Krieg. Und fordern, man müsse alles tun, um eine Eskalation zu verhindern. (…) In welcher Welt leben Maas und Kramp-Karrenbauer? Der Krieg, vor dem sie warnen, hat schleichend längst begonnen. Im Juni gab es einen Angriff auf ein Schiff mit japanischem Eigner und deutschem Betreiber – just zu dem Zeitpunkt, als der deutsche Außenminister und der japanische Premier in Teheran waren. Das Ziel der Revolutionsgarden: Diplomatie torpedieren.
Nun hat der Iran in einer militärischen Aktion ein britisches Schiff aus der Luft geentert und entführt. Das ist ein kriegerischer Akt. Der Iran hat damit dem EU-Mitglied Großbritannien den Krieg erklärt. Warum tut der Iran das? (…) Der Iran tut das, zweitens, weil er – vermutlich nicht ohne Grund – kalkuliert, dass die EU gar nichts tun wird. Teheran hütet sich davor, ein US-Schiff anzugreifen. Denn die USA würden reagieren. Europa hingegen meint die Kriegspartei in Teheran gefahrlos vorführen zu können. (…) Iran hofft, erstens, dass der europäische Hass auf Trump so groß ist, dass Europa sein Interesse an einem besseren Abkommen vergisst. Und zweitens, dass Europas Angst vor einer Eskalation so groß ist, dass es sich lieber erpressen lässt und Angriffe auf einen EU-Staat straflos hinnimmt.
Zugespitzt: Der Iran greift zu militärischer Offensive, um zu verhindern, dass eine diplomatische Lösung zustande kommt – ein nachgebessertes Abkommen.“ (Christoph von Marschall: „Solidarität mit Großbritannien Die EU darf den iranischen Angriff nicht straflos hinnehmen“)