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Metula: Eine vom Krieg gebeutelte Stadt im Norden Israels

Nach dem Krieg mit der Hisbollah gleich das israelische Metula einer Geisterstadt
Nach dem Krieg mit der Hisbollah gleich das israelische Metula einer Geisterstadt (Imago Images / CTK Photo)

Nach dem monatelangen Beschuss Metulas durch libanesische Hisbollah, steht die nördlichste Stadt Israels vor einer der schwersten Krisen in ihrer Geschichte.

Eliahu Galil

Vor der Eskalation der Feindseligkeiten zwischen den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) und der libanesischen Terrororganisation Hisbollah kurz nach dem 7. Oktober 2023 hatte Metula etwa 2.000 Einwohner, die alle nach der Eröffnung der Nordfront in der »Schwerter aus Eisen« genannten Militäroperation Israels evakuiert wurden. Die Stadt lag monatelang unter Raketenhagel und wurde zu einer der am stärksten von Hisbollah-Angriffen betroffenen Gemeinden im Norden Israels.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurde Metula von mehr als 2.200 Raketen und Geschossen getroffen – mehr als eine pro Einwohner –, was zu weitreichenden Zerstörungen führte. Über siebzig Prozent der Häuser wurden beschädigt, etwa 120 zerstört. Sie alle müssen umfassend saniert, vielleicht sogar abgerissen und neu aufgebaut werden. Viele andere sind aufgrund von Wasserschäden, Schimmel und Schädlingen, die sich während der monatelangen Evakuierung ausbreiteten, unbewohnbar geworden.

Laut Stadtrat ist die Lage der öffentlichen Gebäude nicht weniger schlimm. Die örtlichen Grundschulen, Kindergärten, Kindertagesstätten und Gemeindezentren wurden schwer beschädigt. Auf Beschluss des Bildungsministeriums werden Bildungseinrichtungen im laufenden Schuljahr nicht in Betrieb sein, was Familien mit Kindern daran hindert, in ihren Heimatort zurückzukehren.

Auch das örtliche Gesundheitssystem wurde in Mitleidenschaft gezogen. Ein Gesundheitszentrum wurde erheblich beschädigt, die Notfallklinik ist außer Betrieb und das Gebäude des Magen David Adom (Roten Davidstern) wurde schwer beschädigt. Darüber hinaus wurden die Strom-, Wasser- und Straßeninfrastrukturen stark geschwächt, was die Rückkehr zu einem normalen Leben erschwert.

Nach fast anderthalb Jahren Krieg und Evakuierung besteht die reale Gefahr, dass Metula durch die Kombination aus physischen Schäden, der Abwanderung der Bewohner und der Ungewissheit über die Zukunft der Region demografisch zusammenbricht.

Umfragen zufolge sind etwa siebzig Prozent der aus dem Norden evakuierten Menschen noch nicht in ihre Häuser zurückgekehrt. Laut jüngsten Angaben haben etwa zwanzig Prozent der evakuierten Bewohner eine Rückkehr nicht vor. Viele, vor allem junge Familien, haben in Zentralisrael ein neues Zuhause gefunden. Einer internen Umfrage zufolge plant etwa die Hälfte der jungen Familien, die Metula verlassen haben, nicht zurückzukehren.

Metulas Ursprünge

Metula, die nördlichste Stadt Israels, wurde 1896 von den Pionieren der Ersten Alija gegründet, die im Zuge der Einwanderungswelle in die Gegend kamen, um die nördlichen Grenzen des jüdischen Siedlungsgebiets zu erweitern. Der Name Metula leitet sich von einer früheren drusischen Siedlung, al-Mutala, ab, was »mit Blick auf die Umgebung« bedeutet.

Die Stadt liegt auf einem Hügel 580 Meter über dem Meeresspiegel und überblickt das Hula-Tal und den Berg Hermon. Gleichzeitig ist es jedoch auf drei Seiten von libanesischem Gebiet umgeben, sodass man die Flaggen der Hisbollah gleich hinter der Grenze wehen sieht. Die Besiedlung der Gegend begann, als Baron Edmond de Rothschild das Land von einem Einwohner von Sidon erwarb. Als die Gemeinde 1896 gegründet wurde, war dies ein kühnes Pionierunternehmen im Herzen einer abgelegenen Gegend ohne städtische Unterstützung in der Nähe.

Metula steht nicht zum ersten Mal an einem Scheideweg. Historisch gesehen hat die Stadt eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der Sicherheit der Nordgrenze Israels gespielt. Historikern zufolge hatte die frühe jüdische Präsenz in Metula großen Einfluss auf die endgültige Festlegung der Grenze zwischen Israel und dem Libanon.

Welche  Zukunft?

Einer der Anziehungspunkte Metulas in den letzten Jahren war das sogenannte Bayit Hayehudi (Das jüdische Heim), ein von Tali und Raphael Singer geführter Veranstaltungsort, der die spirituelle Basis der Gemeinschaft stärken soll. »Vor dem Krieg fanden in dem Haus wöchentliche Tora-Studien statt«, berichtete Tali. »Workshops zu Themen wie Beziehungen, Bildung und persönliche Stärkung, Liederabende und Veranstaltungen schufen eine lebendige und pulsierende Gemeinschaft.«

Heute haben es sich die Singers gemeinsam mit der Familie Vangrover zur Aufgabe gemacht, neue junge religiöse Paare anzuziehen, um die angeschlagene Stadt zu stärken. »Wir befinden uns hier in einer echten Krise«, gibt Shira Vangrover zu. »Metula ist von einer 280-Grad-Grenze umgeben. Wir beobachten ständig den Libanon und werden von den Libanesen beobachtet, also müssen wir florieren. Es ist inakzeptabel, dass die Libanesen in ihre Dörfer im Südlibanon zurückkehren, während wir abwarten und darüber debattieren, ob wir bauen sollen oder nicht.«

Dennoch, so Vangrover optimistisch, habe sie »keinen Moment lang« Angst um Metula. Die Stadt habe in der Vergangenheit viele schwierige Zeiten durchgemacht und sich dennoch immer wieder erholt. »Es gibt hier Menschen, die mit jeder Faser ihres Seins mit diesem Land verbunden sind, und sie werden jede Herausforderung meistern. Daher bin ich mir sicher, dass es wieder aufblühen wird. Es kann ein Jahr, zwei oder zehn Jahre dauern, aber es wird geschehen. Metula muss aufblühen und braucht mehr junge Familien, die dabei mitmachen.«

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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