Der Historiker Meron Mendel fordert mehr fundiertes Wissen in Debatten über Israel ein – und äußert dann eine Reihe unzutreffender Behauptungen
Sehr geehrte Presse-Redaktion,
in seinem Interview beklagt Meron Mendel, dass Debatten über Israel oft emotional geführt werden und nur selten auf fundiertem Wissen aufbauen. Leider stellt er im Folgenden mehrere Behauptungen auf, die auch nicht gerade durch ihre Sachlichkeit hervorstechen. Bei aller berechtigten Kritik an der aktuellen israelischen Regierung und an der von ihr vorangetriebenen Justizreform sind seine Behauptungen, die Regierung wolle sich »unbegrenzte Macht« sichern, »jede Kontrolle abschaffen«, Minderheitenrechte und die Pressefreiheit »beschneiden« und »die Parteien der Araber von den Wahlen ausschließen« weitestgehend aus der Luft gegriffene Vorwürfe.
Als Historiker sollte er auch wissen, dass die Behauptung, im Zuge des israelischen Unabhängigkeitskriegs seien über 700.000 Palästinenser »vertrieben« worden, schlicht unzutreffend ist. An manchen Orten gab es in der Tat Vertreibungen (insbesondere gegen Kriegsende), aber die große Mehrheit der Araber wurde nicht von Israelis mit Gewalt zur Flucht gezwungen, sondern verließ aus anderen Gründen das Land, etwa, um dem auf die Vernichtung Israels zielenden Krieg zu entgehen, der von arabischen Seite betrieben wurde, auf Aufforderung durch arabische Führer, aus (zum Teil gezielt geschürter) Angst vor israelischen Gräueltaten und generell als Folge des Zusammenbruchs des arabischen Teils der Gesellschaft. Diese Vorgänge als gezielte »ethnische Säuberung« zu bezeichnen, ist nicht Ausdruck historisch fundierten Wissens, sondern ahistorische Propaganda.
Unzutreffend ist darüber hinaus, dass dem Philosophen Achille Mbembe Antisemitismus vorgeworfen wurde, weil er »Israel heftig kritisiert« habe, sondern deshalb, weil er in seinen Texten zum Teil religiös fundierten Judenhass bedient und israelische Politik mit dem Nationalsozialismus gleichsetzt – was nach allen gängigen Definitionen als antisemitisch zu bewerten ist.
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Markl