Während die Hamas sich bei der wegen des fehlenden Kopftuchs geschlagenen Reporterin entschuldigt, erklärt das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte, der Vorfall sei charakteristisch für die islamistische Ideologie der Terrororganisation.
Aaron Boxerman, Times of Israel
Die Hamas hat sich vergangenen Woche bei der palästinensischen Journalistin Riwa Murshid entschuldigt, nachdem sie von einem Mitglied des Sicherheitsdienstes der islamistischen Terrorgruppe angegriffen worden war, weil sie keinen Hidschab trug.
Der Sprecher des Hamas-Innenministeriums, Iyad al-Bozm, sagte, dass seine Organisation „Riwa Murshid eine Entschuldigung überreichen wird“, nachdem die Ergebnisse einer Untersuchung des Verhaltens des Offiziers vorliegen. Al-Bozm fügte hinzu, dass das Ministerium den beteiligten Offizier inhaftieren werde. „Es gab einen Streit zwischen Murshid und einem Mitglied der ‚Breach Defenders‘ [einer militärischen Einheit der Hamas], das dann die Richtlinien für den Umgang mit Zivilisten verletzte. Er schlug sie mit einem Ast, bevor sein Kollege einschritt und sie gehen ließ“, sagte al-Bozm.
Murshid erklärte, der Grund des „Streits“ sei ihre Entscheidung gewesen, kein traditionelles Kopftuch zu tragen, das von religiösen muslimischen Frauen getragen wird. „Mein Körper oder meine Kleidung waren nach den Worten meines Angreifers unangemessen, weshalb einer der Beamten einen Ast nahm, um mich zu schlagen, und dabei deutliche und schmerzhafte Spuren auf meinem Körper hinterließ“, schrieb Murshid in einem Facebook-Posting, das den Vorfall beschrieb. (…)
Murshid, die für die beliebte arabischsprachige Nachrichtenseite Raseef22 arbeitet, hatte mit mehreren Kollegen ein offenes Gelände nahe der Grenze der Küstenenklave zu Israel betreten, um zu filmen. Es war nicht das erste Mal, dass sie dort filmten; laut Murshid hatten sie vom Eigentümer die Erlaubnis dazu erhalten.
Nachdem sie die Dreharbeiten beendet hatten, wurden Murshid und ihre Mitarbeiter von zwei Mitgliedern der Hamas-Sicherheitskräfte angesprochen. Murshid sagte, sie habe ihren Presseausweis vorgelegt und erklärt, dass sie die Erlaubnis erhalten habe, in dem Gebiet zu filmen, während die Hamas-Behörden behaupten, sie habe nichts dergleichen getan.
„Während ich mich als Journalistin vorstellte, drehte sich das Gespräch um mein Aussehen und darum, dass ich keinen Hidschab trage“, sagte Murshid. „Er warf mir immer wieder Phrasen an den Kopf und sagte mir, dass ich eine Abtrünnige sei, dass ich nicht zu ihnen gehöre und dass ich kein Recht hätte zu sprechen und dass ich den Mund halten sollte.“ Der Beamte fuhr fort, sie wegen ihres Aussehens zu belästigen. Als Murshid ihm antwortete und ihm sagte, er solle höflicher sein, schlug er sie mit einem Stock.
Das unabhängige Palästinensische Zentrum für Menschenrechte mit Sitz in Gaza beschrieb den Vorfall als „unumwundenen Angriff”. Die Menschenrechtsorganisation warf der Hamas vor, dem Gazastreifen eine „spezifische Ideologie“ aufzwingen zu wollen. „Die Einmischung von Sicherheitsdiensten in persönliche Freiheiten, darunter der Freiheit der Kleidung für Frauen, ist eine eklatante Verletzung der persönlichen Freiheit und eine inakzeptable Diskriminierung von Frauen“, sagte das Zentrum in einer Erklärung.
(Aus dem Artikel „Hamas officer said to assault Gaza journalist for not wearing hijab“, der in der Times of Israel erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)