Zeit Online: Dschihadismus für die Mitte

Gastbeitrag von Stefan Frank

Wenn Zeit Online Leute, die hinterrücks jüdische Zivilisten ermorden, als „Märtyrer“ feiert, Juden, die ihr höchstes Heiligtum besuchen, als „Provokateure“ beschimpft und Morde an Juden mit einer angeblich von diesen ausgehenden Bedrohung islamischer heiliger Stätten begründet, dann übernimmt es die Denkmuster der Dschihadisten – und infiziert damit die Leser.

Jerusalem

Früher einmal war Spiegel online die Adresse für deutschsprachige Propaganda gegen Israel. In den letzten Jahren hat Zeit Online diese Rolle übernommen. Nicht, dass Spiegel online ausgewogener geworden wäre – ganz und gar nicht, das zeigen die regelmäßigen Beiträge des Verschwörungstheoretikers Jakob Augstein ebenso wie die kürzlich verbreitete irrsinnige Behauptung, Israel plane ein „Gesetz gegen regierungskritische Organisationen“. Doch die beiden langjährigen Anti-Israel- Korrespondentinnen Ulrike Putz und Raniah Salloum haben sich zwischenzeitlich andere Steckenpferde gesucht, und niemand ist bislang an ihre Stelle getreten. Darum ist die Hetze quantitativ deutlich zurückgegangen, vor allem im Vergleich zum letzten Jahrzehnt.

Nicht so bei Zeit Online. An Weihnachten – dem Fest, das Christen aus aller Welt dank Israel heutzutage in Jerusalem feiern können – gab es auf Zeit Online gleich ein Trommelfeuer gegen den jüdischen Staat. Schauen wir es uns an.


24. Dezember

Für Heiligabend hat sich Zeit Online etwas Besonderes ausgedacht: Einen Artikel zum „Nahostkonflikt“, der selbst für Zeit Online-Verhältnisse besonders dreist und eifrig lügt. In der Überschrift „überschattet“ eine nicht spezifizierte „Gewalt“ die „Weihnachtsfeiern im Heiligen Land“. Im Text heißt es:

„Auch an Heiligabend hat es bei Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern Tote gegeben. Israelische Sicherheitskräfte erschossen im Westjordanland bei mehreren Zwischenfällen vier Palästinenser, von denen einige zuvor Israelis mit Messern angegriffen hatten. Mehrere Israelis waren dabei verletzt worden. Zuvor waren in Jerusalem zwei Palästinenser getötet worden, die an einem Zugang zur Altstadt auf Passanten eingestochen hatten.“

Wie viele Fehler, Verfälschungen und Lügen kann man in so einem kurzen Abschnitt unterbringen? Eine Menge. Beginnen wir mit der eklatantesten: Dass die die Weihnachtsfeiern überschattende Gewalt zwei Juden tot zurückließ – Ofer Ben-Ari, 46, ein verheirateter Vater zweier Kinder, und Reuven Birmajer, 45, der erst vor kurzem aus Argentinien eingewandert war –, wird einfach nicht erwähnt, bei Zeit Online sind sie bloß „verletzt worden“. Sie starben aber bereits am Abend des 23. Dezember im Krankenhaus. Wie kann das sein, wo doch der Anschlag laut dem Artikel erst am 24. Dezember stattfand? Das ist eine interessante Frage, finden Sie nicht auch? Die Auflösung: Während alle Zeitungen der Welt das Datum korrekt angeben, hat Zeit Online das Messerattentat einfach um einen Tag nach hinten verlegt, weil der Artikel ja anderenfalls nicht mit „Auch an Heiligabend“ hätte beginnen können. Da aber der Text erst am 24. Dezember veröffentlicht wurde, gibt es absolut keine Entschuldigung dafür, den Mord – und um nichts anderes handelt es sich – zu verschweigen. Über Tote zu sagen, sie seien „verletzt“ worden, ist doch wohl eine leichte Verharmlosung.

Bei Zeit Online sind die beiden Juden aber auch gar nicht einem Anschlag zum Opfer gefallen, sondern haben ihre „Verletzungen“ im Laufe von – man höre: „Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern“ erlitten. Der Leser muss wohl annehmen, dass sie sich zu einer Schlägerei verabredet hatten.

Für Tote interessiert sich Zeit Online nur dann, wenn sie keine Juden sind. „Vier Palästinenser“ wurden getötet, erfährt der Leser, „von denen einige zuvor Israelis mit Messern angegriffen hatten“. Einige? Und die anderen wurden im Schlaf getötet? Die Fakten muss man auch hier wieder woanders suchen. Andere Zeitungen berichten, dass drei der vier getöteten Araber bei von ihnen selbst verübten Terroranschlägen ums Leben kamen, ein vierter, als er sich im Westjordanland ein Feuergefecht mit israelischen Soldaten lieferte. Zeit Online trifft also insofern die Wahrheit, als nicht alle vier Messer dabei hatten – einer benutzte stattdessen eine Schusswaffe. Durch die Wortwahl und das Weglassen von Informationen wird der Eindruck erzeugt, als würden israelische Polizisten ziellos durch die Gegend schießen und nur zufällig sei auch mal ein Attentäter unter den Getöteten.


Warum die Morde?

Haben wir schon über das Motiv der Messermörder gesprochen? Judenhass ist natürlich undenkbar und wird deshalb auch nicht gedacht. Das Pogrom wird so erklärt: “Auslöser war der Streit um den sowohl Muslimen wie auch Juden heiligen Tempelberg in Jerusalem.” Eine weitere faustdicke Lüge. Es gibt keinen Streit um den Tempelberg, sondern lediglich die 90 Jahre alte antisemitische Propagandabehauptung, die Juden wollten die Al-Aksa-Moschee zerstören. Das einen „Streit“ zu nennen, ist so, als würde man sagen: Christen und Juden streiten sich seit tausend Jahren darüber, dass die Juden mit dem Blut christlicher Kinder Matzen backen.

Kein Wort darüber, dass die Mordanschläge gegen Juden in Auftrag gegeben werden von Leuten wie Mahmoud Abbas, dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, der sagt: „Wir begrüßen jeden Tropfen Blut, der in Jerusalem vergossen wird.“ Oder seinem Religionsminister Mahmoud Al-Habbash, der im Fernsehen der Palästinensischen Autonomiebehörde sagte: „Ja, wir stiften das Volk von Jerusalem zum Ribat [Krieg zur Verteidigung des Islam; S.F.] an. Wir sind mit ihnen [denen, die diesen Krieg führen], in jedem Moment, bei jeder Handlung und jeder Tat, und wir begrüßen, was sie für die gesegnete Al-Aksa-Moschee tun.“

Der Gipfel der Peinlichkeit ist die Bildunterschrift: „Israelische Soldaten nach einem Anschlag von Palästinensern am Heiligen Abend im besetzten Gazastreifen.“ Weder ist der Gazastreifen besetzt (außer von der Hamas, die aber gewiss nicht gemeint ist), noch waren dort irgendwann seit dem Sommer 2014 israelische Soldaten. Fehler können passieren und passieren im Journalismus andauernd. Doch die Art der bei Zeit Online immer wieder vorkommenden Falschinformationen macht deutlich, dass die dortigen Redakteure, was Israel betrifft, von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Wer das Westjordanland und den Gazastreifen verwechselt, der hat erwiesenermaßen keinerlei Befähigung, über Israel zu schreiben, und man darf ihm kein Wort glauben. Drei Tage nach Erscheinen des Artikels wurde übrigens die Bildunterschrift stillschweigend berichtigt.


26. Dezember

Zeit Online hat nachgelegt: „Israel: Heilige Gewalt“. Der Vorspann spiegelt Empathie mit den vom Terrorismus bedrohten Israelis vor. Doch wieder einmal sind bei Zeit Online die Juden die eigentlichen Täter – und die Terroristen die eigent
lichen Opfer. Wieder werden Fakten verfälscht. So heißt es etwa über den Terroranschlag in der Jerusalemer Straßenbahn vom 10. November: „Ein Elfjähriger wurde in der Tram von einem Polizisten lebensgefährlich angeschossen, da er diesen mit einem Messer bedroht hatte.“ Wahr ist, dass zwei Jungen mit Messern auf den Wachmann (kein Polizist) der Straßenbahn eingestochen hatten, dieser die Schusswaffe benutzte, nachdem er bereits mittelschwere Verletzungen erlitten hatte, und die Terroristen von den Passagieren überwältigt und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten wurden. Zeit Online manipuliert also wieder durch mutwillige Verfälschung der Tatsachen (es gibt ein Video von der Tat).

Die Welle der heimtückischen Messermorde wird bei Zeit Online als „Revolte der spontanen Märtyrer“ bezeichnet. Es ist schier unglaublich, wie unumwunden der Mord an jüdischen Zivilisten – Männern, Frauen und Kindern – verherrlicht wird. Zeit Online findet nichts Schlimmes daran, im Gegenteil: „Es ist eine eigentümliche Revolte. Sie kennt keine Anführer, keinen Generalplan, keine Strategie. Sie kennt nur Einzelne, die morgens aufwachen, zu einem scharfen Haushaltsgegenstand greifen und sich zum Martyrium entschließen.“ Märtyrer sind sowohl in der islamischen als auch in der christlichen Vorstellung Menschen, die für ein edles Ziel ihr Leben geben. Auch Widerstandskämpfer wie Hans und Sophie Scholl werden zuweilen als Märtyrer bezeichnet. Wenn für Zeit Online jeder, der einen x-beliebigen Juden ermordet, ein Märtyrer ist, dann muss man wohl sagen: Der Dschihadismus ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.


27. Dezember

Der am 27. Dezember erschienene Artikel „Zwei Palästinenser nach Messerangriff getötet“ zeigt nicht nur den Fanatismus der Zeit Online-Aktivisten, sondern auch, wie sie mit den groben Fehlern umgehen, die Leser ihnen nachweisen. In der ersten Fassung des Beitrags wurden Mörder als Opfer gezählt, wie Gerd Buurmann in seiner Analyse gezeigt hat: „Seit Oktober sind bei fast täglichen Messerangriffen und Schießereien in Israel und Palästina mehr als 150 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer sind Palästinenser.” Dazu wurde in völliger Verdrehung der Wirklichkeit behauptet, Palästinenser erhielten auf dem Tempelberg „nur unter bestimmten Auflagen Zugang. Bisweilen, etwa während jüdischer Feiertage wie Rosch ha-Schana, dürfen nur Juden den Tempelberg betreten.“

Gerd Buurmann hat darüber das Passende gesagt. Erstaunlich: Sein Beitrag und die vielen Proteste, die es gegen die Hetze von Zeit Online gegeben hat, haben etwas gefruchtet. Die Redaktion hat inzwischen die beiden von Buurmann gerügten Passagen entfernt. Es gibt allerdings keinen redaktionellen Hinweis auf die Änderung, auch keine Entschuldigung. Ebenso verfuhr die Redaktion schon bei der vermurksten Bildunterschrift zu dem Artikel vom 24. Dezember.

Tempelberghetze bei Zeit Online

Die Stümperei von Zeit Online hat Methode. Die Autoren berichten nicht nur Dinge, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben, was schlimm genug wäre; sondern sie fällen auf der Basis ihrer schlampig recherchierten (um nicht zu sagen: erfundenen) Informationen Urteile. Urteile, die stets zu Ungunsten der Juden ausfallen. Es gibt eine auffällige Konstanz der Fehler – oder sagen wir lieber: Verfälschungen –, immer mit derselben Stoßrichtung. So tauchte etwa die falsche Behauptung, wonach zuweilen nur Juden auf den Tempelberg dürften, bereits in einem Zeit Online-Artikel vom 13. September 2015 auf – und zwar im selben Wortlaut:

„Die israelische Polizei hat dort die Sicherheitshoheit, Palästinenser erhalten nur unter bestimmten Auflagen Zugang. Bisweilen, etwa während jüdischer Feiertage wie Rosch ha-Schana, dürfen nur Juden den Tempelberg betreten.“

Dieselbe Lüge wird also immer wieder kopiert. Das ist kein Zufall und schon gar kein Versehen: Zeit Online ist seit Jahren das Organ in Deutschland, das die vom Großmufti Amin al-Husseini in den 1920er Jahren erfundene Tempelberghetze gegen die Juden (wonach die Juden Böses gegen die al-Aksa-Moschee im Schilde führen) am konsequentesten in deutsche Büros und Wohnzimmer trägt.

Die unsinnige Behauptung, es gebe zwischen Juden und Muslimen einen „Streit“ um den Tempelberg und dieser sei für das derzeitige arabische Pogrom gegen Juden verantwortlich, fehlt bei Zeit Online fast nie. Die Wahrheit ist, dass hinter den Tempelbergkrawallen organisatorische Strukturen stehen: Zum einen ist da die militante Bande, die die Al-Aqsa-Moschee zu bestimmten Zeiten im Jahr nutzt, um Brandbomben und Steine auf Juden zu werfen. Das ist kein spontaner Ausbruch von Gewalt, sondern von langer Hand geplant. Das gleiche gilt für die Frauen, die vor der Al-Aksa-Moschee sitzen, um Juden zu beschimpfen (die Murabitat). Als ich im November auf dem Tempelberg war, konnte ich es gut beobachten: Eine Gruppe von acht Frauen hockte in einer Nische rechts vom Haupteingang. Als eine Touristengruppe erschien, in der auch ein Jude mit Kippa war, fingen sie ihr Fluchritual an. Sie fluchten genau drei Minuten, eine der Frauen hatte eine Sanduhr in der Hand. Als sie fertig waren, gingen sie friedlich und frohgemut in den Feierabend. Das ist ihr Job: Manche dieser Frauen erhalten ein monatliches Gehalt von bis zu 1500 Schekel (etwa 350 Euro) dafür, dass sie versuchen, jüdische Besucher am Zugang zu hindern, schreibt der palästinensische Journalist Bassam Tawil.


Jüdische Provokateure

Über diesen organisierten und bezahlten Krawallapparat steht bei Zeit Online nie etwas. Dafür aber werden die harmlosesten frommen Juden zu gefährlichen Provokateuren hochgespielt. Ein Beispiel ist der Artikel „Die Provokateure vom Tempelberg“ vom 2. Dezember 2013. Darin heißt es über einen jüdischen Besucher des Tempelbergs: „Die Polizisten können ihm nicht verbieten, das Gelände zu besuchen. Sie müssen aber das Gebet, die ultimative Provokation, verhindern.“

Wenn Araber Steine und Brandbomben werfen oder wenn Mahmoud Abbas gegen die Juden hetzt, die den Haram el-Sharif (Tempelberg) „mit ihren schmutzigen Füßen“ verunreinigen würden, wenn er den Familien von Mördern Glückwunschtelegramme schickt oder dazu aufruft, mehr Blut zu vergießen, dann schweigt Zeit Online. Beten aber ist die „ultimative Provokation“ – wenn es Juden sind, die es tun.

Die Ursache für „Zwischenfällen und Ausschreitungen“ auf dem Tempelberg sieht der Autor nicht etwa darin, dass es Muslime gibt, die Gewalt gegen Ungläubige für ihre religiöse Pflicht halten und sie zu ihrem Lebensinhalt machen, sondern bei „nationalreligiösen Juden“, die dort „ein Gebetsrecht für sich durchsetzen“ wollten und „Pläne“ verfolgten, „auf dem Plateau ein
en neuen Tempel zu errichten“. Wieder einmal Tempelberghetze gegen die Juden.

Wie zwanghaft Zeit Online diese betreibt, zeigt auch der Artikel „Netanjahu will hart auf Anschlag reagieren“ vom 18. November 2014. Zur Erinnerung: Am Morgen des 18. November 2014 betraten die beiden aus Ostjerusalem stammenden Araber Uday Abu Jamal und Ghassan Muhammad Abu Jamal die Kehilat-Bnei-Torah-Synagoge in Westjerusalem und richteten mit Hackmessern und einer Schusswaffe ein Blutbad unter den Betenden an. Der genannte Artikel von Zeit Online, der von dem Massaker berichtet, endet mit den Worten:

„Den Juden ist der frühere Standort des biblischen Tempels ebenfalls heilig, und zwar in einem Maße, dass sie ihn eigentlich nicht betreten sollen. Doch hatten zuletzt Fundamentalisten die Anhöhe gezielt besucht. Einige fordern den Wiederaufbau des Tempels. Dies schürt bei Muslimen Sorge, Israel wolle die Kontrolle über die Stätte übernehmen.“

Selbst angesichts des unfassbaren Gemetzels an unschuldigen, wehrlosen Menschen schiebt Zeit Online also die Schuld auf die Juden – sie sind es, die die Muslime so sehr in „Sorge“ versetzen, dass diese zum Hackmesser greifen.

Ignoranz, Lügen und Tempelberghetze bilden bei Zeit Online eine Einheit. Kaum sonst jemand in Deutschland, der über die Vorgänge in Israel schreibt, hat so wenig Sachverstand wie die Verantwortlichen am Askanischen Platz in Berlin und ihre Korrespondenten – falls sie denn überhaupt welche haben, was wenig wahrscheinlich scheint.

Nichts zu wissen, macht es leichter zu lügen, ohne rot zu werden. Und am Ende landet Zeit Online immer bei der Behauptung, die dem Großmufti schon 1929 zum Schüren des Pogroms diente, das 67 Juden das Leben kostete: „Al-Aksa in Gefahr!“

Fazit

Es handelt sich um eine systematische Falschberichterstattung. Durchweg machen sich die Autoren von Zeit Online in ihrer Israelberichterstattung den Standpunkt der radikalsten, intolerantesten Muslime zueigen; deren religiöse Rechtfertigung der Morde an Juden wird implizit übernommen. Die Täter werden – buchstäblich – zu „Märtyrern“ stilisiert. Dem Wunsch der Juden, ihr höchstes Heiligtum, den Tempelberg, zu besuchen, wird jegliche Legitimität abgesprochen. Indem sie als „Provokateure“ stigmatisiert werden, wird den Juden zugleich die Schuld daran gegeben, wenn Muslime sie ermorden.

Das antisemitische Gerücht, wonach Juden danach trachteten, den islamischen Heiligtümern auf dem Tempelberg Schaden zuzufügen oder womöglich sogar an ihrer Stelle den dritten Tempel errichten wollten, wird für bare Münze genommen. Denen, die es verbreiten, wird zugestanden, dass sie in echter „Sorge“ seien. Die muslimischen Krawallmacher hingegen, die den Tempelberg mit ihren Flüchen, Steinen und Brandbomben schänden, werden, sofern sie überhaupt in der Erzählung vorkommen, entlastet. Statt sie nach ihren Motiven zu fragen, wird allen zusammen pauschal zugestanden, ebenfalls von „Sorge“ getrieben zu sein.

Für Zeit Online ist die „Al-Aksa-in-Gefahr“-Lüge eine hinreichende Begründung, jedem Muslim, der auf die Straße geht, um irgendeinen Juden zu ermorden, eine religiöse Motivation zu bescheinigen. Das sollte umso erstaunlicher sein, als Zeit Online und die deutschen Medien insgesamt ja in anderem Zusammenhang – nämlich dem des islamistischen Terrorismus außerhalb Israels – stets darauf hinweisen, dass Morde, die von Muslimen verübt werden, „nichts mit dem Islam“ zu tun hätten. Werden hingegen in Israel Juden ermordet, sieht das – zumindest bei Zeit Online– ganz anders aus: diese Morde werden von den Autoren religiös begründet und implizit gerechtfertigt, die Mörder erhalten die Weihe als „Märtyrer“. De facto erklärt Zeit Online alle israelischen Juden für vogelfrei. Da die „Al-Aksa-in-Gefahr“-Lüge aus Sicht von Zeit Online die Morde an Juden zu rechtfertigen scheint und die Autoren das Denken der Dschihadisten teilen, wonach das blutige Strafgericht an allen Juden vollzogen werden darf, ist so etwas wie ein unentschuldbarer Mord an Juden eigentlich gar nicht denkbar. Selbst für die zukünftigen Morde liefert Zeit Online heute schon die Rechtfertigung: „Sorge“ um die Moscheen auf dem Tempelberg. Zeit Online hat somit das Denkmuster der Dschihadisten übernommen und trägt es in die Mitte der Gesellschaft.

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