Wer steckt hinter den Unruhen in Venezuela? Na wer schon!

Nur naive Dummköpfe können glauben, bei den Turbulenzen in Venezuela ginge es um die politische Ordnung des südamerikanischen Landes. Denn in Wahrheit, so öffnet eine den Muslimbrüdern nahestehende Webseite den unbedarften Lesern die Augen, fällt Venezuela gerade einer finsteren zionistischen Intervention zum Opfer.

Von Florian Markl

Auf den ersten Blick könnte man den Eindruck gewinnen, in Venezuela finde ein Machtkampf zwischen Regierung und Opposition statt. Man könnte glauben, einem zunehmend diktatorisch agierenden Regime, das unter dem Schlagwort des „Sozialismus im 21. Jahrhundert“ das Land nachhaltig zugrunde gerichtet hat und dem jetzt von befreundeten Regimen von Russland über Kuba und die Türkei bis in den Iran die Mauer gemacht wird, stünden demokratisch gesinntere Kräfte gegenüber, die von einem Großteil der Nachbarstaaten Venezuelas genauso unterstützt würden wie von den USA und etlichen Staaten Europas. Und man könnte glauben, mit dem Nahen Osten und speziell mit Israel habe die Angelegenheit herzlich wenig zu tun.

Doch weit gefehlt! – meint jedenfalls ein Beitrag auf der Webseite von Middle East Eye, einer sich unabhängig gebenden Nachrichtenorganisation, bei der es sich Kritikern zufolge in Wahrheit um ein von Katar gefördertes Propagandaorgan mit auffälliger ideologischer Nähe zur islamistischen Muslimbruderschaft im Allgemeinen und der palästinensischen Terrororganisation Hamas im Besonderen handelt.

„Warum Israel Maduro in Venezuela gestürzt sehen will“, lautet die Überschrift des Kommentars aus der Feder eines gewissen Ahmad Moussa, der im Untertitel sogleich klarstellt, woran Muslimbrüder und andere Israel-Hasser nie Zweifel haben: Was auch immer auf der Welt passiert, stets haben die Zionisten ihre dreckigen Finger im Spiel. So eben auch in Venezuela: „US-israelische Unterstützung für den Sturz Maduros ist Teil einer regionalen Agenda, die Palästina-Solidarität zu attackieren“.

Auch wenn es durchaus einige hausgemachte Gründe für die Tumulte im Lande gebe, so sei das Chaos letztlich doch das Ergebnis „imperialistischer Politik“ der USA und Israels, die darauf abziele, „auf Kosten des venezolanischen Volkes eine anti-palästinensische Kampagne in Lateinamerika“ umzusetzen. Die „US-israelischen“ Übeltäter, deren Absicht es sei, in ganz Lateinamerika die „neo-konservative Ideologie des christlichen Zionismus“ an die Macht zu bringen, sähen die „perfekte Gelegenheit“ gekommen, um „Maduro zu stürzen und ein pro-israelisches Regime im Land zu installieren.“

Das klingt genauso verrückt, wie es ist, aber wenn Antisemiten einer jüdischen Verschwörung auf der Fährte sind, finden sie immer auch entsprechende „Belege“. In diesem Fall hängt sich das Geraune an Elliott Abrams auf, der Ende Januar zum US-Beauftragten für Venezuela ernannt wurde, vehement für eine Außenpolitik eintritt, die sich der Demokratisierung diktatorischer Regime verschrieben hat, und schon allein deshalb bei Claqueuren der ‚bolivarischen Revolution‘ nur Abscheu erregen kann. Dass er darüber hinaus noch Jude ist und „aufs Schärfste pro-israelisch“ sei, eigne ihn ganz besonders dafür, „die anti-palästinensische Agenda in Lateinamerika“ zu betreiben – d.h. als Watschenmann für antisemitische Verschwörungstheoretiker wie Moussa zu fungieren, der Israel auf Middle East Eye u.a. auch schon mit den Massakern in Ruanda und Bosnien sowie der Verfolgung der Rohingya in Myanmar in Verbindung brachte.

Für die Zukunft Venezuelas sieht Moussa angesichts der „zionistischen Einmischung, sowohl historisch als auch aktuell“, schwarz. Der Sturz Maduros wäre der Erfolg einer „interventionistischen Politik, die Palästina aus der Region auslöschen und ‚säubern‘ will.“ Die einzige Hoffnung liege „im Volk Venezuelas, in der Zivilgesellschaft und in den Graswurzelbewegungen Lateinamerikas. Die Zeit wird zeigen, ob sie das von Israel unterstützte Projekt der Beendigung der Palästina-Solidarität auf dem Kontinent stoppen werden können.“

Glauben Sie also keine Sekunde lang, die Menschen in Venezuela würden sich gegen das Regime von Maduro erheben, weil dieses das Land so heruntergewirtschaftet hat, dass man im Supermarkt nicht einmal mehr Klopapier kaufen kann – nein, hinter dem Aufruhr stecken selbstverständlich wieder einmal die, die überall auf der Welt im Hintergrund die Fäden ziehen. Sie wissen schon, wer gemeint ist.

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