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Wenn palästinensische Raketen Palästinenser töten

Von Florian Markl

Während des Gaza-Kriegs 2014 floh die Siyyam-Familie aus ihrem Haus im umkämpften Norden des Gazastreifens, „nur um anderswo von Israel massakriert zu werden“. Die sich in Sicherheit wiegenden Kinder der Familie hätten auf einem Hausdach im an der Grenze zu Ägypten liegenden Rafah gespielt, als das Gebäude von einer israelischen Drohne aus bombardiert worden sei. Etliche Familienmitglieder, darunter vier Kinder, seien getötet worden. So behauptete es damals jedenfalls die bekannt hamasfreundliche Webseite Middle East Monitor. „Ich will nichts“, wurde der überlebende Familienvater zitiert, „als die israelischen Kommandeure als Kriegsverbrecher vor Gericht zu sehen.“ „Israelischer Beschuss“, so behauptete die palästinensische Vertretung bei den Vereinten Nationen, hätte elf Mitglieder der Familie getötet. Die israelfeindliche Haaretz-Journalistin Amira Hass wusste zu berichten, der israelische Angriffe habe „nach dem Morgengebet und vor dem Beginn des Fastens“ stattgefunden, sieben Minderjährige und eine Frau seien ums Leben gekommen.

Im Fall der Siyyam-Familie, einem von 360 Vorfällen während des Gaza-Kriegs, die vom israelischen Militär (den Israel Defense Forces, oder kurz: IDF) auf mögliche Vergehen untersucht wurden, wurden die Ermittlungen jetzt abgeschlossen. Die Jerusalem Post berichtet über den Untersuchungsbericht:

„Im Hinblick auf den Angriff von 21. Juli 2014, bei dem 12 Mitglieder der Chiam-Familie in Rafah getötet worden sein sollen, erklärten die IDF, dass sie keinerlei Belege dafür haben, zu dieser Zeit in dieser Gegend Angriffe unternommen zu haben.

Darüber hinaus, so wird im Bericht festgehalten, unterstützen Fotos, auf denen angeblich durch [IDF-]Angriffe verursachte Schäden zu sehen sein sollen, die Behauptung nicht, dass die IDF verantwortlich waren.

Schließlich wird hinzugefügt, dass Beweise dafür vorliegen, dass die Hamas zu diesem Zeitpunkt aus dem umliegenden Areal Raketen und Mörsergranaten abgefeuert hat, dass einige ihrer Raketen danebengingen und es daher wahrscheinlich sei, dass die Hamas selbst die Zivilisten mit ihren Granaten oder Raketen getötet hat.“

Die Mitglieder der Siyyam-Familie gehören somit vermutlich zu den Palästinensern, deren Tod zwar stets Israel zur Last gelegt wird, die tatsächlich aber ums Leben kamen, als palästinensische Terrorraketen nicht im verhassten jüdischen Staat, sondern schon im Gazastreifen selbst niedergingen. So wie auch jene 13 Palästinenser, für deren Tot im al-Shati-Flüchtlingslager ein israelischer Angriff verantwortlich gemacht wurde, die aber einem Bericht von Amnesty International zufolge von einer palästinensischen Rakete getötet wurden.

So wichtig es für die israelische Armee im Einzelfall ist, Vorwürfen gegen ihre Soldaten nachzugehen, so folgenlos bleiben die Ergebnisse ihrer Untersuchungen: Kaum jemand interessiert sich zwei Jahre nachdem der Tod der Siyyam-Familie der Weltöffentlichkeit als israelisches Kriegsverbrechen präsentiert wurde für ein begründetes Dementi. Diffamierende Propaganda in die Welt zu setzen funktioniert immer schneller und einfacher, als in mühsamen Untersuchungen den Tatsachen hinter den Lügen auf den Grund zu gehen.

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