Sehr geehrte Redaktion der Kleinen Zeitung,
Karl Doemens, das macht so gut wie jeder seiner Artikel klar, hält nichts von Donald Trump. Das ist sein gutes Recht und nur allzu verständlich – aber kein Grund, auf klares Denken und auf den Versuch einer ernsthaften Argumentation zu verzichten. Genau das tut Doemens aber, wenn er im Untertitel seines heutigen Kommentars schreibt, „Trumps Strategie“ könne alles „nur schlimmer machen“.
Erstens weiß niemand, ob Trump überhaupt über so etwas wie eine Strategie verfügt. Auch Herr Doemens scheint daran zu zweifeln, schreibt er doch, der Präsident habe „keinen Plan und kein klares Ziel“. Wie kann jemand eine Strategie haben und damit scheitern, der keinen Plan und kein klares Ziel verfolgt? Falls Herr Doemens meint, wider Erwarten doch eine Strategie Trumps ausmachen zu können, so hat er diese den Lesern jedenfalls vorenthalten.
Zweitens behauptet er, „überstürzte Aktionen können jede Situation noch schlimmer machen.“ Als „Beweis“ nennt er den amerikanischen Raketenangriff auf eine syrische Armeebasis im vergangenen Jahr, und schreibt: „Die Aktion blieb wirkungslos.“ Wenn sie aber „wirkungslos“ war, wie kann sie dann als „Beweis“ dafür herangezogen werden, alles „noch schlimmer“ gemacht zu haben? Was genau soll infolge des amerikanischen Angriffs im Laufe des vergangenen Jahres schlimmer geworden sein?
In sieben Jahren des Blutvergießens in Syrien wurde stets gegen militärische Interventionen gegen das Assad-Regime mit der Behauptung argumentiert, diese drohten „alles noch schlimmer“ zu machen – während in der Zwischenzeit alles viel schlimmer geworden ist, als sich irgendjemand das im Frühjahr 2011 hätte vorstellen können. Vielleicht kann Herr Doemens angesichts von 500.000 Toten, der Hälfte der Bevölkerung auf der Flucht und dem vielfachen Einsatz von Giftgas die Frage beantworten: Was hätte denn noch schlimmer kommen können, als es tatsächlich gekommen ist?
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Mena Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank