Verharmlosung des palästinensischen Terrors in der ARD

Das Erste Deutsche Fernsehen einen Dokumentarfilm, der extrem verzerrtes Bild von Israel zeichnet, das den jüdischen Staat als Aggressor präsentiert und den palästinensischen Terror als notwendige Gegenwehr verharmlost.

Von Marlene Gallner

Am vergangenen Mittwoch wurde im Abendprogramm des Ersten Deutschen Fernsehens der Dokumentarfilm „Lea Tsemel, Anwältin“ (2019) ausgestrahlt. Die beiden Filmemacher, Rachel Leah Jones und Philippe Bellaiche, begleiten die israelische Anwältin Lea Tsemel, die seit den 1970er Jahren palästinensische Attentäter und Attentäterinnen vor Gericht verteidigt. Dabei wird ein extrem verzerrtes Bild von Israel gezeigt, welches den jüdischen Staat als Aggressor präsentiert und den palästinensischen Terror als notwendige Gegenwehr verharmlost.

Verharmlosung des palästinensischen Terrors in der ARDBereits der Einstieg in den Film besteht aus einer völlig einseitigen Darstellung des Nahostkonflikts. Jegliche Gewalt von palästinensischer Seite wird auf die Eroberung Gazas und des Westjordanlandes im Sechstagekrieg zurückgeführt. Dass bereits vor 1967 zahlreiche Attentate verübt wurden und es sogar vor der Staatsgründung Israels Angriffe von Arabern auf die Juden des Yishuv gab, passt dabei nicht ins Bild und bleibt unerwähnt. Dafür wird behauptet, Israel würde sein Staatsgebiet immer weiter ausdehnen, seit 1967 gar um das Dreifache, und sei weiter auf Expansionskurs. In einem Schreiben an die ARD führt Dr. Oren Osterer aus, warum diese Ausführungen schlicht falsch sind.

Das israelische Kernland hat ein Fläche von ca. 22.380 km2. Das Westjordanland umfasst rund 5.800 km2, die Golanhöhen ca 1.150 km2. ERGO: Selbst wenn Israel künftig das gesamte Westjordanland annektieren würde (was angesichts der palästinensischen Bevölkerungsmehrheit in Teilen der Westbank völlig unwahrscheinlich ist), betrüge eine israelische Ausdehnung knapp ein Drittel.

Aber es geht weiter: Seit 1967 hat Israel sein Herrschaftsgebiet um Zweidrittel reduziert! Nichts anderes ergeben die Tatsachen nach der der Rückgabe des Sinai (61.000 km2) und dem vollständigen Abzug aus dem Gaza-Streifen (365 km2). Wie also kommt es zu einer solchen gravierenden Falschaussage bei der ARD beim BR?

Dass die Räumung des Sinai 1982 und die von Gaza 2005 komplett im Film völlig ausgespart werden, ist kein Zufall. Schließlich wäre dann die Erklärung für die Gewaltbereitschaft der Terroristen durch die angebliche Besatzung nicht mehr plausibel und der palästinensische Terror könnte nicht mehr als legitimer Widerstand verkauft werden.

Neben einigen biografischen Fragmenten zu Tsemel selbst, dreht sich die Dokumentation vor allem um den Fall des damals 13-jährigen Ahmed Manasra, der im Film nur verfremdet dargestellt wird. 2015 verübte Manasra gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Cousin Hassan ein Messerattentat im Jerusalemer Stadtteil Pisgat Zeev, bei dem zwei jüdische Israelis schwer verletzt wurden. Tsemel vertitt Manasra vor Gericht und pocht auf seine Unschuld. Dem Film gelingt es dabei nicht, die nötige Distanz zu Tsemels Rolle als Verteidigerin einzuhalten und er verfällt selbst in die frag- und zweifellose Verteidigung des jungen Terroristen. Während dieser als unschuldig inszeniert wird, erscheint die israelische Justiz als besonders streng und ungerecht. Immer wieder wird betont, dass Manasra keine böse Absicht gehabt hätte als er mit seinem Messer auf die jüdischen Opfer losging.

Verharmlosung des palästinensischen Terrors in der ARD
ARD-Ankündigung der Dokumentation (Quelle: Facebook Raf Koren)

Tsemel verklärt die Mordbereitschaft ihrer Mandanten als Folge der Besatzung. Ein Zitat aus dem Film bestärkt diese fatale Täter-Opfer-Umkehr: „Unter israelischer Besatzung gehen die Palästinenser in den Widerstand“ heißt es da. Und im deutschen Fernsehzuseher verfestigt sich das Bild vom unterdrückten und unschuldigen Palästinenser, der sich nur mittels Gewalt zur Wehr setzen kann. Dass die oft zitierten Checkpoints im Westjordanland gar nicht nötig wären, wenn es nicht die ständige Gefahr der Terroranschläge geben würde, bleibt außen vor. Ein Blick auf die jüdischen Opfer fehlt im Film völlig, Empathie gibt es nur für die Attentäter.

Ein anderer Fall, der im Film vorkommt, ist jener der Terroristin Israa Jaabis.  Sie verübte 2015 ein Sprengstoffattentat mit ihrem Auto und wird vor Gericht ebenfalls von Tsemel verteidigt. Israa ist die Cousine von Muhammad Naif Jaabis, der im Vorjahr mit seinem Traktor einen Fußgänger tötete und fünf weitere Menschen verletzte. Als Tsemel am Ende des Films gefragt wird, ob Mord in einem „nationalen Konflikt“, wie sie die Motivation der Täter kurz zuvor definierte, gerechtfertigt sei, antwortet sie: „Es gibt diese Besatzung und darauf muss man reagieren. Jeder nach eigenen Kräften und eigenem Vermögen.“

Die ARD betreibt mit der Ausstrahlung dieses Films antiisraelische Propaganda, die Israel als Unterdrücker darstellt und Mörder zu Widerstandskämpfern verklärt. Eine derart einseitige und den Terror verharmlosende Dokumentation ohne weiteren Kommentar im Abendprogramm zu zeigen, ist grob irreführend. Auch der Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Uwe Becker, kritisiert das Erste Deutsche Fernsehen für die Ausstrahlung und schreibt: „So erledigt man das Geschäft jener Gruppierungen mit, die mit Diffamierung und Israel bezogenem Antisemitismus Stimmung gegen den Jüdischen Staat verbreiten.“ Die antisemitische Ideologie, die bei den Attentaten eine zentrale Rolle spielt, wird im Film mit keinem Wort erwähnt. Es scheint, als seien die Bekenntnisse gegen den Antisemitismus im deutschen Fernsehen bloß leere Versprechen. Um die toten Juden in Europa wird getrauert, die lebenden jedoch bekommen keinen Funken Mitgefühl.

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