Palästinensische Propaganda im ORF-Kulturmontag

Sehr geehrte Redaktion des ORF-Kulturmontag,

in Ihrer Sendung am vergangenen Montag brachten Sie einen Bericht mit dem Titel „Identitäts-Suche: Palästinensermuseum Birzeit“, der sowohl in seiner Einseitigkeit als auch im Hinblick auf die manipulative Darstellungsweise in Wort und Bild einem palästinensischen Propagandasender gut zu Gesicht gestanden hätte, nicht aber einem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Beitragsmacherin Claudia Teissig unternahm nicht einmal den Versuch, einen ausgewogenen Bericht zu gestalten, sondern präsentierte ohne jegliche kritische Distanz das geschichtsklitternde palästinensische Opfer-Narrativ – inklusive der den Holocaust verharmlosenden und antisemitischen Gleichsetzung des systematischen Massenmords an den europäischen Juden mit dem Schicksal palästinensischer Flüchtlinge.


Antisemitische Gleichsetzung

Die unhaltbare Behauptung, die Palästinenser seien so zu Opfern israelischer Aggression geworden, wie einst die Juden zu denen der Nazis, stellte das Leitmotiv des Beitrags dar. Diesem dienten die ständigen Gleichsetzungen: „Was für die Juden die Shoah ist, ist für die Palästinenser die Nakba, die Katastrophe, die Flucht und Vertreibung von rund 700.000 Arabern aus ihrer Heimat“, meinte Teissig an einer Stelle. An einer anderen erklärte ein palästinensischer Professor, die Geschichte der Palästinenser sei „vergleichbar mit dem Schicksal der Armenier oder mit dem der Juden. Wie sie wurden wir vertrieben, sind Flüchtlinge ohne Zukunft, Menschen zweiter Klasse.“ Der einzige im Beitrag zu Wort kommende Israeli – der sich wohl nur deshalb äußern durfte, weil er in die Anklage des jüdischen Staates einstimmte – behauptete, die Palästinenser seien „deportiert“ worden. Das eben eingeweihte palästinensische Nationalmuseum bezeichnete Teissig als eine „Art Pendant zu Israels nationaler Holocaust-Stätte Yad Vashem“.

Diese Gleichsetzungen sind unhaltbar und skandalös: Die Juden Europas wurden in dem von Deutschen und Österreichern organisierten Vernichtungsprogramm systematisch deportiert und ermordet. Nichts dergleichen ist je mit den Palästinensern geschehen. Sie wurden weder systematisch aus dem Gebiet vertrieben, das zum Staat Israel wurde, noch wurde jemals der Plan erwogen (ganz geschweige denn umgesetzt), sie physisch zu vernichten.

Hunderttausende Palästinenser wurden nicht infolge israelischer Aggression zu Flüchtlingen, sondern weil das arabische Vorhaben scheiterte, die Gründung Israels zu verhindern und den „Vernichtungskrieg“ gegen die Juden umzusetzen, den Abdel Rahman Azzam, der Generalsekretär der Arabischen Liga, im Oktober 1947 angekündigt hatte. Hätte die arabische Seite sich nicht jeder Kompromisslösung verweigert und nicht den Vorsatz gefasst, „die Juden ins Meer zu treiben“, hätte es keinen Krieg gegeben und wäre das Flüchtlingsproblem vermutlich nicht entstanden. Würde die palästinensische Führung sich nicht bis heute weigern, den Krieg gegen Israel zu beenden, könnte schon lange ein palästinensischer Staat existieren.

Das von den Palästinensern propagierte und von Teissig völlig unkritisch wiedergegebene Opfer-Narrativ stellt die reale Geschichte auf den Kopf, indem es Angreifer und Angegriffene vertauscht. Es ist moralisch und politisch unhaltbar, weil es Israelis dafür anklagt, sich der angedrohten und versuchten Auslöschung erfolgreich widersetzt zu haben. Schon die im Beitrag wiedergegebene Gleichsetzung der „Nakba“ mit dem Massenmord an den Armeniern ist historisch unhaltbar. Diejenige mit dem Holocaust ist darüber hinaus antisemitisch, weil sie Israel auf infame Weise unterstellt, sich den Palästinensern gegenüber verhalten zu haben, wie die Nazis einst gegenüber den Juden. Der einst von der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit erarbeiteten Definition zufolge ist das Antisemitismus.


Schutz vor palästinensischem Terror

Die Übernahme des geschichtsklitternden palästinensischen Opfer-Narrativs trübt nicht nur den Blick auf die Vergangenheit, sondern auch den auf die aktuellen Verhältnisse. „An jeder Ecke“, so war zu hören und mit entsprechenden Bildern unterlegt zu sehen, „Checkpoints, Straßenblockaden der israelischen Armee, die den Handel lahmlegen, Sperranlagen, die sich quer durch das Land ziehen.“ Mit keinem Wort ging Teissig darauf ein, warum derartige Sicherheitsvorkehrungen nötig sind. Sie verschwieg, dass die ‚Grenze‘ zwischen Israel und dem Westjordanland lange Zeit nur auf dem Papier existierte und viele Palästinenser wie selbstverständlich zur Arbeit nach Israel pendelten. Sie unterließ es, die Kulturmontag-Zuseher darüber zu informieren, dass Israel sich im Zuge des sogenannten Oslo-Friedensprozesses aus großen Teilen des Westjordanlandes zurückgezogen hat, wo vor allem die bevölkerungsreichen Städte unter alleiniger palästinensischer Kontrolle standen. Sie ließ unterwähnt, dass in diesen Orten, ungehindert und mit Unterstützung der Palästinensischen Autonomiebehörde eine regelrechte Infrastruktur des Terrors entstand.

Erst die massiv angestiegene Zahl palästinensischer Terrorangriffe auf Israel, vor allem im Zuge des regelrechten Terrorkrieges in den Jahren 2000 ff. führte dazu, dass die israelische Armee Teile des Westjordanlandes wiederbesetzen musste. Die Checkpoints sowie der im Beitrag als „Sperranlage“ bezeichnete, rein defensive Sicherheitszaun sind eine Folge der palästinensischen Gewalt gegen Israel. (Nebenbei bemerkt: Diese Sicherheitsanlage besteht auf 95 Prozent seiner Länge nicht aus Mauern, sondern lediglich aus Zäunen und elektronischen Überwachungsanlagen. Im Beitrag wurde allerdings ein ganz anderer Eindruck erweckt, indem ausschließlich Bilder von den in Wahrheit wenigen Mauern und Wachtürmen zu sehen waren.)


Jüdischer Kronzeuge

Da Teissig partout nicht darüber sprechen wollte, dass die Einschränkungen der Bewegungsfreit der Palästinenser im Westjordanland unternommen werden müssen, um Israels Bürger vor tödlichen Anschlägen zu schützen, musste sie eine andere Erklärung bieten. Die Lösung bestand für sie darin, die israelische Verteidigung gegen Terror in einen Akt rassistischer Unterdrückung umzulügen. Dabei assistierte ihr der Autor Nir Baram, einer jener jüdischen Israelis, derer sich Medien gerne bedienen, wenn es darum geht, besonders verdammende Wort über Israel zu finden und die Bedrohungen des jüdischen Staates zu leugnen. (Während Israel im Sommer 2014 von Tausenden Raketen aus dem Gazastreifen attackiert wurde und hunderttausende Israelis ihr Leben in Schutzbunkern verbringen mussten, brachte Baram es fertig, dem israelischen Premier „Angst-Propaganda“ vorzuwerfen.)

Als jüdischer Kronzeuge Teissigs sprach Baram, wie erwähnt, zuerst von „deportierten“ Palästinensern – ob er wusste, welche Assoziationen dieses Wort bei einem deutschsprachigen Publikum auslöst, sei dahingestellt. Dann nahm er auf Palästinenser als „Menschen zweiter Klasse“ Bezug und fuhr fort: „Wenn wir das noch brutaler auf den Punkt bringen wollen, ist das Westjordanland eine Zone der Apartheid.“

Anstatt auf die Entstehung der heutigen Lage einzugehen und die israelischen Sicherheitsmaßnahmen als Schutz vor palästinensischen Angriffen zu erläutern, wurde dem jüdischen Staat eine Politik der rassistischen Unterdrückung unterstellt. An die Stelle einer Erklärung der tatsächlichen Gründe für die Existenz von Checkpoints und Sicherheitsanlagen trat die Diffamierung Israels.

Und weil Baram richtig in Schwung kam, folgte im österreichischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen noch der Appell zur Beseitigung des jüdischen Staates: „Denken wir doch an eine Art Konföderation der Israelis und der Palästinenser, mit gleichen Rechten und absoluter Bewegungsfreiheit. Das sollte für beide Seiten garantiert sein. Das ist eine Lösung, die wir eigentlich schon morgen implementieren könnten.“ So verantwortungslos kann Baram freilich nur reden, weil die israelischen Sicherheitskräfte ihn davor schützen, in seinem Lieblingscafé von einem Attentäter in die Luft gejagt zu werden, der die Ermordung von Juden als heilige Pflicht betrachtet.


Das leere Museum

Mit dem nun eröffneten palästinensischen Nationalmuseum solle „die Kultur und Identität der Palästinenser gestärkt und das kollektive Trauma aufgearbeitet werden.“ Teissig erwähnte zwar, dass der 25-Millionen-Dollar-Bau noch leer stehe, verschwieg aber, warum das so ist: Der Direktor des Museums, Jack Persekian, musste seinen Posten abgeben, weil er die inhaltliche Fixierung auf die „Nakba“ überwinden wollte und die Palästinenser dazu aufrief, in die Zukunft zu blicken. Damit war er für die Museumsverantwortlichen untragbar geworden. Das Suhlen im anti-israelischen Opfer-Narrativ ist der Zweck der Einrichtung – wer das überwinden will, hat dort nichts verloren.


Propaganda statt Journalismus

In den rund viereinhalb Jahren, in denen ich systematisch die Nahost-Berichterstattung österreichischer Medien auswerte und untersuche, ist mir kaum ein Beitrag untergekommen, der ähnlich einseitig und unausgewogen war, wie dieser Kulturmontag-Bericht von Claudia Teissig. Er hatte meiner Ansicht nach mit dem qualitativ wertvollen Journalismus, zu dem der ORF per Gesetz verpflichtet ist, wenig bis nichts zu tun, sondern war in Wort und Bild ein Stück anti-israelischer Propaganda. Dass er so ausgestrahlt werden konnte, ist ein Versagen der für die Sendung verantwortlichen Redaktion.

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Mena Watch

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