Palästinensische Gruppierungen: Pioniere wahllosen Terrors

Palästinensische Terroristen sprengen entführte westliche Flugzeuge, Dawson's Field, Jordanien, September 1970
Palästinensische Terroristen sprengen entführte westliche Flugzeuge, Dawson's Field, Jordanien, September 1970

Sehr geehrter Herr Müller,

Sie schreiben in den Salzburger Nachrichten, früher hätten Terroristen es auf „prominente Personen der politischen und gesellschaftlichen Führungsschicht“ abgesehen, „Repräsentanten des Systems“ also. Im Unterschied dazu richteten sich Terroristen heutzutage nicht gegen „bestimmte Vertreter der Elite“, sondern „jedermann aus der Bevölkerung [kann] diesen Gewalttaten zum Opfer fallen“. Die Attentäter strebten nach „größtmöglicher Publizität“ und seien darauf bedacht, „Angst und Schrecken unter den Menschen zu verbreiten“.

Diese Unterscheidung mag zutreffen, wenn man bei den Terroristen von früher an die erste Generation der „Roten Armee Fraktion“ in Deutschland oder die italienischen „Roten Brigaden“ denkt. Sie wird aber bereits mit Blick auf die Pioniere des internationalen Terrorismus hinfällig: Schon der palästinensische Terror, der ab den späten 1960er-Jahren mit seinen Flugzeugentführungen und Bombenanschlägen eine Blutspur durch Europa zog, richtete sich in erster Linie gegen völlig Unschuldige.

Nur großem Glück war es etwa zu verdanken, dass die Explosion eines Sprengsatzes an Bord eines AUA-Fluges am 21. Februar 1971 nicht zum Absturz der Maschine und zum Tod all ihrer Insassen führte. Ein Flug der Swiss Air hatte am selben Tage weniger Glück: Alle 47 Menschen an Bord wurden bei dem von einer Bombenexplosion verursachten Absturz getötet.

Schon der internationale Terrorismus der verschiedenen palästinensischen Gruppierungen richtete sich keineswegs gegen gesellschaftliche Eliten – sondern potenziell beispielsweise gegen jeden, der in Europa ein Flugzeug bestieg. Auch unterschied er in seinem Bemühen um größtmögliche Publizität bei seinen Attacken nicht zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

Sosehr sich der Dschihadismus vom internationalen Terrorismus der Palästinenser vergangener Tage auch unterscheidet, mit dem wahllosen Ins-Visier-Nehmen völlig unschuldiger Menschen im Dienste größtmöglicher Aufmerksamkeitserregung betritt er kein Neuland – das haben palästinensische Terrorgruppen schon vor fast einem halben Jahrhundert praktiziert.

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Mena Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank

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