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Nach syrischen Drohungen: Israel erweiterte Iron-Dome-Abwehrsystem um Tel Aviv

Am sonst so entspannten Donnerstagabend ging ein Raunen durch Tel Aviv. Aufgeregt wurde darüber geredet, ob ein syrischer Angriff auf den Ben-Gurion-Flughafen bevorstehe und deshalb der sogenannte Iron Dome im Großraum Tel Aviv aufgestellt werde. Wie sich herausstellte, war zumindest Letzteres nicht nur ein Gerücht: Tatsächlich wurden mehrere israelische Raketenabwehrbatterien um Tel Aviv und im Süden des Landes in Position gebracht, um Raketen abzufangen, die in Richtung des Flughafens abgefeuerte werden könnten. Auch wurden Reservisten der Luftwaffe einberufen, um das Raketenabwehrsystem zu bedienen.

Diese Schritte erfolgten als Reaktion auf die seit Wochen zunehmenden Bedrohungen aus den Gebieten nördlich und südlich Israels. Am Sonntag nahm die israelische Armee israelischen Berichten zufolge bei einem der seltenen Angriffe untertags iranische Ziele in Syrien ins Visier. Daraufhin feuerten iranische Truppen eine Rakete in Richtung der Golanhöhen ab, die durch den Iron Dome über dem Skigebiet am Mount Hermon abgeschossen wurde. Am Montagmorgen startete die israelische Luftwaffe Vergeltungsschläge gegen iranische Ziele in der Nähe von Damaskus sowie gegen syrische Luftabwehrstellungen, die auf die israelischen Kampfflugzeuge geschossen hatten. Laut Syrien-Beobachtern sollen insgesamt sollen 21 Menschen getötet worden sein, darunter zwölf iranische Kämpfer.

Mittwochnacht eröffneten bislang unbekannt Terroristen entlang der syrischen Grenze das Feuer auf israelische Soldaten. Bei dem Schusswechsel soll niemand verletzt worden sein. Bei den Vereinten Nationen in New York drohte der syrische Gesandte unterdessen, dass Syrien den Flughafen Ben Gurion, der sich in der Nähe von Tel Aviv befindet, angreifen könnte, sollte die Weltorganisation die israelischen Angriffe auf sein Land nicht stoppen. Eine Attacke auf den wichtigsten Flughafen Israels hätte nicht nur erhebliche Auswirkungen auf die Sicherheit des Landes, sondern auch auf seine Wirtschaft und sein globales Ansehen.

In einem Interview sagte der ehemalige Vorsitzende des israelischen Nationalen Sicherheitsrates, Yaakov Amidor:

„Die Syrer haben Raketen, die den Flughafen erreichen können. Sie haben Flugabwehrraketen, die Flugzeuge treffen können, die vom Ben-Gurion-Flughafen starten. Doch würde ein syrischer Angriffsversuch uns das Recht geben, so hart zurückzuschlagen, dass es mit dem syrischen Regime vorbei wäre. Daher glaube ich nicht, dass die Syrer dieses Risiko eingehen wollen”.

Über eine eventuelle iranische Einmischung sagte er: „Normalerweise sprechen die Länder im Nahen Osten in hohen Tönen, aber wenn es darum geht, zu helfen, dann unterstützt niemand den anderen. Die Iraner in Syrien sind nicht in der Lage, die Syrer zu unterstützen.“

Bei all der Aufregung um eine weitere Eskalation der Lage im Norden sollte nicht vergessen werden, dass Israel auch einer Bedrohung aus dem Süden ausgesetzt ist. Nach der Entscheidung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, den Geldzahlungen aus Katar an die Hamas Einhalt zu gebieten, und nach den neuerlichen Ausschreitungen an der Grenze zum Gazastreifen droht auch hier eine Zuspitzung der Situation.

Jüngst eröffnete ein Terrorist das Feuer auf einen israelischen Offizier, der nur unverletzt blieb, weil das Projektil an seinem Helm abprallte. Als Reaktion darauf zerstörte das israelische Militär zwei Hamas-Beobachtungsposten, tötete einen Kämpfer und verletzte zwei weitere. Später in der Nacht nahm die Luftwaffe eine Hamas-Einrichtung im Norden des Gazastreifens unter Beschuss. Wie sich herausstellte, war der Terrorist kein Mitglied der Hamas, sondern gehörte dem Islamischen Jihad an. Das gab der israelische Regierung Raum genug, Geldtransfers nach Gaza nun doch zu genehmigen. Israelischen Medienbericht zufolge sollen sich alle maßgeblichen Stimmen im israelischen Sicherheitsapparat für die Weiterführung der Transfers eingesetzt haben, darunter die IDF, der Nachrichtendienst Mossad, der Sicherheitsdienst Shin Bet und der Nationale Sicherheitsrat. Abzuwarten bleibt, ob der wiederaufgenommene Geldfluss Richtung Gaza wirklich zu einer Beruhigung der Lage beitragen wird können – bisher hat sich das Projekt Geld-für-Ruhe eher als Fehlschlag erwiesen.

Der iranische Propagandasender PressTV wusste indes zu berichten, dass das Iron-Dome-System „in Tel Aviv und anderen Teilen des besetzten Territoriums“ erfolgt sei: „Andere wurden in den südlichen Teilen der von Israel besetzten Gebiete in der Nähe des blockierten Gazastreifens stationiert, wo es zu Spannungen mit palästinensischen Demonstranten kam“. Wie in der Propaganda des iranischen Regimes üblich, gilt für PressTV ganz Israel als „besetztes Gebiet“, und werden Terroristen, die auf Israelis schießen, als „palästinensische Demonstranten“ verharmlost.

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