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Massenproteste gegen Umweltzerstörung im Iran

Von Thomas von der Osten-Sacken

Weitgehend unbemerkt von internationalen Medien kommt es im Iran immer wieder zu Demonstrationen und Protesten gegen das Regime, zuletzt während der Beisetzung des kürzlich verstorbenen ehemaligen Präsidenten Rafsanjani in Teheran. Vor allem in der mehrheitlich von Arabern besiedelten Provinz Ahvaz, die im Iran offiziell Chuzestan heißt, ist der Unmut groß. Seit Jahrzehnten beklagen sich vor allem die arabischen und lurischen Bewohner der ölreichen Provinz über systematische ethnische Diskriminierung durch die Regierung in Teheran. In den vergangenen Tagen kam es erneut zu Massenprotesten, weil in Folge verheerender Staubstürme in vielen Städten der Provinz die Wasser- und Stromversorgung zusammengebrochen ist:

„Zwei Tage an Demonstrationen und Ausschreitungen in der iranischen Provinz Chuzestan haben dazu geführt, dass Politiker vor einer ‚nationalen Bedrohung‘ warnen. Iranischen Medien und Aktivisten zufolge wurde In der unruhigen Provinz gegen Wasser- und Stromknappheit protestiert.

In elf Städten in Chuzestan, dessen Bevölkerung mehrheitlich aus Arabern und Luren besteht, fiel am vergangenen Wochenende nach einem intensiven Sandsturm die Stromversorgung aus. Der darauf folgende Ausfall von Wasserwerken und Kläranlagen führte zu Wasserknappheiten.

Die Proteste gegen die Ausfälle, die mehrere Tage lang andauerten, schaukelten sich auf zu Demonstrationen gegen allgemeinere Umweltprobleme in der Region und sogar gegen die Islamische Republik, was unter Politikern die Alarmglocken läuten ließ.

Die Demonstranten riefen: ‚Tod der Tyrannei‘, ‚Wir, das Volk von Ahvaz, werden Unterdrückung nicht akzeptieren‘ und ‚Saubere Luft ist unser Recht, Ahvaz ist unsere Stadt‘. Auch Rücktrittsforderungen an den Gouverneur der Provinz wurden laut.“

Außerdem kämpfen Iraner überall im Land mit den Folgen gravierender Umwelt- und Luftverschmutzung. Flüsse und Seen trocknen aus, dem Iran wird eine düstere Zukunft vorausgesagt, sollte die Regierung nicht mit ihrem Raubbau vor allem an den Wasservorkommen des Landes aufhören. Besonders betroffen ist auch hier die Provinz Chuzestan.

Der „Nationale Widerstandsrat Iran“, der als politischer Arm der oppositionellen Volksmudschahedin gilt, erklärte dazu:

„Das iranische Regime hat in der Provinz Chuzestan eine Reihe tückischer Pläne umgesetzt, die zu katastrophalen Umweltbedingungen in der Region geführt und das Leben und die Gesundheit der Menschen aufs Spiel gesetzt hat.

Zu diesen Plänen gehörten die Umleitungen der Flüsse Karun und Karche, der exzessive Bau von Dämmen und die Anwendung von billigen Methoden der Ölförderung durch das Ölministerium. Sie haben zum Austrocknen von Teichen und Seen in der Region geführt, darunter das berühmte Feuchtgebiet von Hoor al-Azim und die Lagune von Schadegan.“

Das Regime reagiert wie immer: Mit Repression. Inzwischen soll ein Demonstrant erschossen worden sein. Aber die Proteste gehen weiter.

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